Dienstag, 11. Januar 2011
Als jedes Kind noch Acatenango kannte
Der gute „Addi Furler“ wäre heute der Verzweiflung nahe. Am Samstag blickte die ARD auf 50 Jahre Sportschau zurück und es waren wehmütige Bilder. Denn diese dokumentierten eindrucksvoll, dass der Pferderennsport – sowohl Galopp als auch Trab - einmal eine bedeutende Rolle in der wichtigsten Sportsendung des „Ersten“ spielte. Daran hatte der Turf-Fan Furler als einer der Moderatoren der Sendung einen großen Anteil. Weil er diese Themen „durchboxte“ und dafür sorgte, dass die Sportschau regelmäßig über die wichtigste Rennen berichtete. Zudem erfand Furler die höchst erfolgreiche Wahl zum „Galopper des Jahres“, wo man richtig schöne Preise gewinnen konnte.
Damals fand ich das jedoch noch eher langweilig. Eigentlich interessierte mich hauptsächlich der Fußball – Galopprennen und Trabrennen waren mir ziemlich egal. Doch Pferdenamen wie Orofino, Wauthi oder Acatenago kannte damals jedes Kind. „Man kam nicht daran vorbei, sich einige Pferdenamen zu merken“, erinnerte sich heutige Handball-Nationaltrainer Heiner Brand als Zeitzeuge.

Glanz und Elend
„Der Addi Furler, der hat sogar richtig gewettet“, blickte sein damaliger Chef Ernst Huberty heute noch ungläubig zurück. Für so einen Beamtentypen wie Huberty, der höchstens mal ein paar Mark im Lotto riskierte, hat das immer noch einen leicht anrüchigen Charakter. Damit steht er jedoch nicht alleine in Deutschland.
Es war ein faszinierender Blick zurück, der allerdings auch eindrucksvoll das aktuelle Elend des Galopprennsports dokumentiert. Denn heute laufen weder Turf noch Trab in der ARD-Sportschau, der deutsche Galopprennsport steckt seit Jahren in der Dauerkrise.
Fehlenden Präsenz in der ARD beklagen heute jedoch nicht nur die Freunde des Turfs. Der Samstag gehörte immer dem Bundesliga-Fußball und seitdem die ARD meint, ihre Sonntags-Sportschau mit irgendwelchen Bundesliga-Nachdrehern und dem dritten Aufguss des Formel 1-Rennens füllen zu müssen, sind eine Menge andere Sportarten aus der Berichterstattung gefallen. Dafür bekommt die ARD zu Recht harte Kritik, die Sonntags-Sportschau habe ich schon seit ewigen Zeiten nicht mehr gesehen. Und „Addi“ Furler würde es heute viel schwerer haben, Galopprennen ins Programm zu hieven.