Donnerstag, 25. März 2010
Nicht nur der Winter war Schuld
Böse Zungen behaupten ja, jetzt habe das Elend endlich ein Ende. Am Samstag fand auf der Galopprennbahn in Dortmund der letzte Renntag des Winters auf dem Allwettergeläuf statt. Und damit Zeit für eine kleine Bilanz der Winterrennen 2009/2010 auf den Rennbahnen in Dortmund und Neuss.
In schlechten Zeiten ist man schon mit ganz wenig zufrieden: 108 500 Euro in sieben Rennen betrug das Umsatzergebnis am Samstag in Dortmund, das sind pro Rennen im Schnitt 15 500 Euro. Viel ist das nicht und ein Lächeln werden diese Zahlen nicht unbedingt in die Gesichter der Verantwortlichen zaubern. Obwohl die Ziele nicht gerade hoch waren. „Wenn wir einen Schnitt von 18 – 19 000 Euro pro Rennen halten können, bin ich schon zufrieden. Wichtig wäre es, dass die Zahlen nicht weiter nach unten gehen“, hatte Hans-.Hugo Miebach, Präsident des Dortmunder Rennvereins, im November gegenüber GaloppOnline betont.


Schnee und Eis auf der Dortmunder Rennbahn: Wo im Sommer dichtes Gedränge herrscht, war im Winter viel Platz

Zum Glück aber gibt es die Optimisten im Hause GaloppOnline. „In diesen Zeiten sicher gar nicht mal so schlecht das Ergebnis (die 108 500 Euro)“, fabulierten die Experten. Wichtig sei vor allem, dass wieder die 100 000 Euro Schallmauer durchbrochen wurde.
Und die findigen Leute von GaloppOnline kennen auch den Schuldigen: Das Wetter – es war nämlich ein richtiger Winter mit Schnee und Eis – hat die Umsatzzahlen in Neuss und Dortmund vermasselt. Zu ihrer Ehrenrettung: Natürlich hat GaloppOnline teilweise Recht. „Die teilweise schwachen Umsatzergebnisse vor allem im Dezember und Januar sind darauf zurückzuführen, dass eben wenige Zuschauer auf die Rennbahnen gefahren sind“, sagt auch Andreas Tiedtke, Geschäftsführer der Besitzervereinigung und zuständig für die Winterrennen. Weil eben Schnee und Eis die Anreise erschwerten.

Neusser Fehlstart
Nichtsdestotrotz sind die Zahlen erschreckend: Nur einmal (am 27. Dezember 2008) wurde in Dortmund die 200 000-Marke überschritten, in Neuss bleib man nach dem Umbau deutlich unter früheren Umsätzen. Genaue Zahlen nennt Tiedtke nicht, doch die Gründe für das Neusser Desaster dürften mit den Bedingungen auf der Bahn zusammenhängen, die offensichtlich viele Besucher von einem Besuch abschreckte.
Und es ist nicht nur das Wetter. Ich habe großen Respekt für Besitzer und Trainer, die bei schwierigen Straßenverhältnissen aus Ostdeutschland oder dem Südwesten anreisen und damit die Rennen am Leben halten. Aber immer die gleichen langsamen Pferde gegeneinander laufen zu sehen, ist nicht gerade prickelnd. Sportliche bessere Rennen müssten also her – in der Realität hatten die Veranstalter manchmal Mühe, selbst einen Ausgleich 3 zu besetzen. Ein Ausgleich 2 oder Ausgleich 1 auf Sand ist derzeit Utopie, weil die Dotierungen zu niedrig sind und die Trainer ihre startfertigen Pferde lieber bei den besser dotierten Rennen in Frankreich satteln.
Es ist ein Teufelskreis, dennoch fehlt ein sportlicher Höhepunkt zum Abschluss wie der Sandbahn Grand Prix in Neuss oder das englische Winter Derby in Lingfield, am besten mit einem finanzkräftigen Sponsor. Naives Wunschdenken? Mag sein, aber im Internet oder beim Buchmacher ist die Wettkonkurrenz aus anderen Länder inzwischen groß. Und dagegen hat der deutsche Turf derzeit keine Chance.