Herzlichen Glückwunsch und Respekt!
11 Freunde, das schon lange nicht mehr kleine Magazin für Fußballkultur, hat jetzt seine 100. Ausgabe vorlegt. Bis auf die erste dürfte ich sie alle gelesen haben – und bereut habe ich es nicht.
Das Beste an den 11 Freunden: Die Redakteure kamen von den Stehplätzen, waren also nicht Journalisten, die sich bereits ihren Hintern auf den Plätzen der Pressetribüne breit gesessen hatten. Entsprechend herzerfrischend anders gingen die Macher, die vorher das Arminia Bielefeld-Fanzine mit dem schönen Namen „Um halb vier war die Welt noch in Ordnung“ produziert hatten, ans Werk.
Es fehlten die 08/15-Interviews mit den Stars der Branche. Dafür gab es witzig geschriebene Geschichten über strauchelnde Traditionsvereine oder wütende Fans, Fotostrecken über die lustigsten Fußballfrisuren oder Wohnungseinrichtungen von Fußballern aus den 70er Jahren – Themen, die traditionelle Blätter wie der
kicker meist übersahen. Vorbild war das englische Blatt
When Saturday comes -
11 Freunde war aber immer viel witziger.
Nach 10 Jahren hat das Blatt das Flegelalter verlassen: Es gibt Interviews mit Trainern, Managern und Spielern (die manchmal so gut sind, dass ich mich frage, warum der
kicker so etwas nicht kann). Das Heft ist (meist) pickepackevoll mit Anzeigen, was die ersten langjährigen Leser schon wieder bemängeln („Ist ja nur noch Werbung im Heft“).
„Der Profifußball ist insgesamt schon ein hartes und uncharmantes Geschäft“, hat auch Chefredakteur und Mitgründer Philipp Köster
in dieser Zeit einige Illusionen verloren. Nichtsdestotrotz bleiben die
11 Freunde lesenswert, auch wenn Günter Hetzer und seine trinkfeste Clique zwar Kult sind, ihren Witz aber weitgehend verloren haben. Immer noch beeindruckend finde ich die Fotos von Hans van der Meer aus den unteren Ligen dieser Welt, der eigentlich mal wieder eine längere Strecke verdient hätte. Und so lange das Blatt einem Drittligisten und seinen Fans acht Seiten widmet wie im Jubiläumsheft, bleibt die Welt weiter in Ordnung – zumal auch Trollinger im Kofferraum nicht leiden muss. Nur die Kolumne des HSV-Nerds Formenseyn vermisse ich.