Turf viel schöner als die Formel 1
Am Samstag war es mal wieder so weit. Eines dieser Rennen, die man nicht vergisst. Danedream oder Nathaniel? Mit bloßem Auge sind sie kaum zu trennen. Adrenalin pur: Die King George VI Stakes, einer der Sommerhöhepunkte der englischen Turf-Saison, endet mit einem Herzschlagfinale. Schließlich siegt Danedream mit einer Nase. Wen solche Rennen nicht bewegen, dem ist nicht mehr zu helfen.
Natürlich steigt die Euphorie, weil ein deutsches Pferd quasi in der „Höhle des Löwen“ ein wichtiges Rennen gewonnen hat. Der berühmte Underdog-Effekt– auch wenn ich sonst mit Schwarz-Rot-Gold wenig zu tun habe und weder Danedream noch Nathaniel gewettet habe. Mein Tipp war bekanntlich Dunaden.
Für mich und zahlreiche andere Turf-Anhänger war Danedream das Highlight des Wochenendes. Doch wie viele Leute interessiert das in Deutschland? 500 000? Eine Million? Weiß das einer?
Natürlich gab es das Rennen nicht live im TV und auch die ARD-Sportschau am Abend verzichtete auf bewegte Bilder. Stattdessen Drittliga-Fußball, eine ellenlange Übertragung vom Triathlon und dann noch eine Schalte nach London, wo Herr Antwerpes das Olympia-Studio zeigte, in dem er und Herr Delling dann moderieren werden.
Immerhin wurde darüber berichtet - sowohl online als auch in den Printausgaben der Zeitungen. Meist kurz und besser als nichts, aber dennoch der Sache nicht angemessen. Zumal die gute Danedream Turf-Geschichte schrieb.



Oftmals der spannendste Moment in der Formel 1: Der Start, aber leider sehen die Leute auf ihren teueren Tribünenplätzen diesen auch nur bruchstückhaft.

Formel 1 auf allen Kanälen
Am Wochenende gastierte auch der Formel 1-Zirkus im Land: Der Große Preis von Deutschland auf dem Hockenheim-Ring stand auf dem Programm, fast sechs Millionen Zuschauer guckten das am Samstag live bei RTL, dazu noch einige weitere bei Sky. Wer sich lieber einen sonnigen Nachmittag gönnte, der bekam abends Zusammenfassungen bei ARD und ZDF.
Und Sonntag und Montag sind die Zeitungen voll mit Geschichten über die Formel 1.
Was hat also die Formel 1, was der Galopprennsport nicht hat? Warum ist das Fahren im Kreis soviel attraktiver als das Laufen im Kreis? Ein – zugegeben - etwas subjektiver Vergleich….

Spannung
Galopp: Zwei Minuten Adrenalin pur, dann kann sich der Besucher 30 Minuten lang erholen und die nächste Dosis Spannung kommt. Empfiehlt jeder Arzt…
Formel 1: Selbst hartgesottene Anhänger geben zu, dass manchmal das einzig interessante in einem Rennen der Start ist. Ansonsten passiert nicht viel und wenn mal einer überholt, bekommen das die meisten Zuschauer gar nicht mit. Und das drei Stunden lang,,,,,
Klarer Punkt für die Pferde: 1:0

Lage
Galopp: Die meisten Rennbahnen liegen schön im Grünen und auch wenn manche Tribüne auf Deutschlands Bahnen nur noch von der Farbe zusammengehalten wird, strahlen viele Hippodrome doch Beschaulichkeit aus.
Formel 1: Außer Monaco befinden sich fast alle Kurse irgendwo weit draußen, natürlich keine Bäume und kein Grün, nur Straße und Sonne.
Nächster Punkt für die Pferde: 2:0

Eintrittspreise
Galopp: Gut, in Ascot wäre der Besucher bestimmt 50 Pfund für einen halbwegs gescheiten Platz losgeworden, wenn er Danedream begleitet hätte. Aber das ist England, in Deutschland ist der Eintritt auf Rennbahnen eine preisgünstige Angelegenheit. Mit 10 bis 15 Euro ist man dabei – und das ist noch der obere Bereich. Auf vielen Bahnen liegen die Preise darunter.
Formel 1: Da haut der Bernie Ecclestone mal richtig rein. Tagestickets am Hockenheim-Ring kosten 229 bzw. 279 Euro, das Wochenende beginnt ab 99 Euro mit Plätzen ganz weit draußen, gescheite Karten gibt es ab 149 Euro, nach oben ist noch einiger Platz.
Klarer Punkt für Galopp: 3:0

Popularität
Jeder kennt Schumi, Vettel und Ferrari, nur ein paar Insider kennen Schiergen, Starke und Danedream. Traurige Wahrheit und völlig unverdient.
Punkt für Formel 1: 1:3

Fazit
Klarer Sieg für Galopp. Nur was bringt uns das.