Dunaden der Tipp in einem offenen King George
Ascot statt Hoppegarten: Danedream, die deutsche Arc-Heldin, läuft am Samstag in den King George VI Stakes in Ascot und nicht im Großen Preis von Berlin in Hoppegarten. Sportlich eine mutige Entscheidung, denn die Gegner in England sind doch um einiges stärker als die in der Hauptstadt. Vielleicht kann sie ja Orsini übertreffen. Denn dessen Platz 5 war bislang die beste Placierung eines deutschen Pferdes, wie ich dem Blog des Feldmarschalls entnehmen kann. Das ist jedoch schon Ewigkeiten her. In den letzten 20 Jahren, in denen ich das Rennen verfolge, kann ich mich an keinen deutschen Starter erinnern. Das sind die Gegner von Danedream.

Brown Panther: (Trainer Tom Dascombe/Jockey Kieren Fallon): Im letzten Jahr Favorit im Deutschen Derby, zuletzt leichter Sieger in einem Listenrennen in Pontefract. Auch der zweite Platz hinter Masked Marvel im englischen St. Leger (immerhin vor Sea Moon) liest sich gut, aber das King George ist noch eine andere Liga.

Dunaden (Trainer M. Deszangles/Craig A. Williams): Christophe Lemaire wird sich an seinen letzten Ritt auf Dunaden in den Hardwicke Stakes in Royal Ascot nur ungern erinnern. Denn irgendwie lief alles schief an diesem Tag: Erst behinderten zurückfallende Pferde ihn, dann war mehrmals die Lücke zu – Widrigkeiten, die Dunaden an diesem 23. Juni das Leben schwer machten. Dass das Pferd zum Schluss noch mal beschleunigte und Platz 2 erreichte, spricht für sein Können. 2011 war Dunaden, der seine Laufbahn einst auf der Dortmunder Sandbahn begann, einer der Aufsteiger mit Erfolgen im Melbourne Cup und in Hongkong. Sein Trainer meint, dass er den Speed für 2400 Meter hat – ich teile seine Meinung

Masked Marvel (John Gosden/Frankie Dettori): Immerhin Sieger im englischen St. Leger 2011, in dieser Saison war die Form bislang eher flau. Zudem sollte der gut bis weiche Boden nicht ideal sein.

Nathaniel (John Gosden/ William Buick): Der Vorjahressieger, der nach Aussage seines Trainers John Gosden die Bahn in Ascot liebt. Zuletzt überzeugender Sieger in den Eclipse Stakes in Sandown vor 14 Tagen und gerade diese Zeit ist das Fragezeichen: Nur 14 Tage zwischen beiden Rennen ist eine kurze Pause für einen Mittelstreckler und auch Trainer Gosden hat da seine Bedenken. Ansonsten sind Boden und Distanz ideal.

Reliable Man (Alain de Royer-Dupre/Olivier Peslier): Ein durchaus formbeständiges Pferd, das nur im Arc abgeschlagen eintrudelte. Aber eher ein Kandidat für 2000 Meter, zuletzt letztendlich chancenlos in Royal Ascot gegen So You Think, Carlton House oder Farhh.



Deep Brillante (oben) gewinnt das japanische Derby mit einer Nase oder ähnlich. Jetzt stehen Europa und das King George auf dem Programm

Robin Hood (Aidan O’Brien/J A Heffernan): Tempomacher für den Stallgefährten St. Nicholas Abbey.

Sea Moon (Sir Michael Stoute/Ryan Moore): Gut gesteigerter Schützling von Trainer Stoute, der früher für diese Art von Pferden berühmt war. Zuletzt überzeugender Sieger in den Hardwicke Stakes, im letzten Jahr Zweiter hinter St. Nicholas Abbey im Breeders Cup Turf. Die Gegner sind am Samstag noch mal etwas stärker als in den Hardwicke Stakes, aber ich traue dem Hengst noch weitere Steigerung zu, zumal der weiche bis gute Boden ihm entgegenkommt.

St. Nicholas Abbey (Aidan O’Brien/Joseph O'Brien: Die erste Ballydoyle-Waffe, dessen größte Stunde als Gewinner des Breeders Cup Turf schlug. In diesem Jahr schon erfolgreich im Coronation Cup in Epsom. Hier trifft er aber bessere Gegner, im letzten Jahr enttäuschte der Hengst zudem im King George. Zudem ist seine Bilanz auf Rechtskursen wie Ascot nicht besonders gut.

Windsor Palace (Aidan O’Brien/Nichtstarter): Wahrscheinlich ebenfalls Tempomacher für St. Nicholas Abbey. Allerdings hat er diesen 2012 schon einmal als 66:1-Schuss überrascht.

Danedream (Peter Schiergen/Andrasch Starke): Nach Timeform-Rating steht Danedream an der Spitze des Feldes. In diesem Jahr kam die Arc-Siegerin etwas schleppend vom Start, wobei die letzte Form aufgrund des fehlenden Tempos zu ignorieren ist. Auch im letzten Jahr dauerte es etwas, bis der Knoten geplatzt war. In der Arc-Form wäre die Stute kaum zu schlagen, der Boden könnte aber nicht optimal sein.

Shareta (Alain de Royer-Dupre/Nichtstarter): Sehr konstante Stute aus Frankreich, aber das letzte Stück Klasse in dieser Kategorie fehlt.

Deep Brillante (Trainer Yoshito Yahagi/Yasunari Iwata): Der große Unbekannte aus Japan, kommt aber mit fast perfekten Referenzen als japanischer Derbysieger und Dritter in den dortigen 2000 Guineas nach Europa. Was diese Formen wert sind, weiß ich nicht. Landsmann Heart’s Cry war 2006 immerhin mal Dritter hinter Hurricane Run.

Urteil
Danedream steht derzeit natürlich bei Kursen um 10:1 sehr verlockend im Rennen, zumal sie auch im letzten Jahr erst in Spätsommer und Herbst richtig ins Rollen kam. Es sind allerdings schon sehr gute Gegner. Seit dem verpatzten Lauf in den Hardwicke Stakes habe ich Dunaden auf meiner Liste ganz oben. Und immerhin gibt es zu ihm auch eine Verbindung nach Deutschland.

Nachtrag 19.07.2012
Zwei Korrekturen im Text, vielen Dank für die Hinweise. Erst einmal deutsche Starter der letzten 20 Jahre: Übersehen habe ich Prince Flori, der 2007 chancenlos war. Platini lief 1993, wie hier zweifellos zu sehen ist.
Und dann habe ich noch Dunaden in den Wallach-Status befördert. Das wollte ich natürlich nicht, aber: Bei einem sechsjährigen mit so einer wechselhaften Karriere denkt man nicht unbedingt, dass er noch Hengst ist.




uknig22 am 21.Jul 12  |  Permalink
Danedream gewinnt King George
Sie hat es geschafft. Danedream hat nach dem Arc auch im King George triumphiert - nach einem Herzschlagfinale gegen Nathaniel. Ganz großes Kino!