Die aktuelle Zeichnungssumme liegt bei 1 312 500 Euro (Stand Freitag, 11.12., 18:50), benötigt werden aber mindestens vier Millionen Euro. Noch besser wären 15 Millionen Euro für die große Lösung, aber noch verbleiben 11 Tage, dann endet die Zeichnungsfrist.
Wovon ich rede? Für die Fußballerfraktion dieser Seiten: Es handelt sich um die DG Deutsche Galopprennsport Beteiligung GmbH und Co. KG, kurz German Racing genannt. Wer also mindestens 1000 Euro gerade nicht benötigt, kann Anteile von German Racing erwerben, darf sich Partner des Rennsports nennen und vielleicht später einmal über eine Dividende freuen. Weitere Infos gibt es hier, den Anlegerprospekt bekommen Interessierte unter dieser Adresse.
Mit den Geldern möchte German Racing eigene Wettbüros und eine eigene Internet-Plattform (wie diese, diese oder auch diese) aufziehen, damit nicht immer nur die „bösen“ Buchmacher den Rahm abschöpfen.
Oder wie es Galopper-Präsident Albrecht Woeste formuliert: „Der Deutsche Galopprennsport bekommt schon seit Jahren nicht mehr, was er verdient. Deshalb müssen wir auf diesem Markt unser Produkt Pferderennen selbst verkaufen. Das macht man nicht mit einem kleinen Tante-Emma-Wettladen und auch nicht über eine lustig bunte Internetseite mit wiehernden Pferden. Das ist Big Business! Dafür müssen wir investieren.“
Wie Woeste und co. den deutschen Galopprennsport wieder „sexy" machen möchten, verrät der oberste Galopperrepräsentant zudem im Interview von Sport-Welt/GaloppOnline.
Kritik? Gibt es einige, gebündelt in diversen Threads des Galopperforums.
Ursprünglich wollte ich da sogar hinfahren. Premiere des neuen
Rennbahnparks in Neuss – so was erlebt man nicht alle Tage. Wenn ich mir die Stimmen danach so anschaue, war ich allerdings ganz froh, nicht da gewesen zu sein.
Warum ich mir lieber Amateurfußball in Dortmund angeschaut habe? Die erste Enttäuschung war das Neusser Rennprogramm: die üblichen Wald- und Wiesenrennen für die Sandbahn ohne sportlichen Höhepunkt. Der ausgeschriebene Ausgleich II hatte nur vier Nennungen und fiel ins Wasser. Zum Start nach 20 Monaten Pause muss doch ein richtiges Knallerrennen dabei sein. Und in den Jahren zuvor hatte Neuss – im Gegensatz zu Dortmund – ja einige sportliche Höhepunkte auf seiner Allwetterbahn zu bieten.
Dazu kam das prognostizierte schlechte Wetter. Außerdem bin ich kein Freund von Wagen- und Kamelrennen, die Dr. Bernd Koenemann, Geschäftsführer des Neusser Reiter- und Rennvereins, im Interview bei GaloppOnline als große Attraktionen ankündigte.
Am Ende des ersten Renntages fiel die Bilanz nicht gerade positiv aus. Selbst Sport-Welt/GaloppOnline, die ansonsten alles schönschreiben, fanden gemäßigt kritische Worte zur neuen Tribüne.
Noch verheerender waren die Meinungen im Galopper-Forum. „Ich war heute in Neuss“, schrieb User Kayleigh. „Ganz ehrlich, das Ding da auch Tribüne genannt, ist eine totale Fehlkonstruktion. Schick sieht sie ja aus, aber das war’s auch schon fast. Es gab heute keinen Punkt in der Zielgeraden, wo man ohne Probleme das Rennen verfolgen konnte….“.
Und weiter: „In der Wetthalle die üblichen 3 Bänke, die Würstchen am Imbissstand waren schon nach dem 4.Rennen ausverkauft, insgesamt war wohl nicht mit einem solch großen Zuspruch zur Neueröffnung gerechnet worden.“
Noch härter urteilt User Ananova. „Also zur Tribüne. Wer dieses Gebäude noch einmal Tribüne nennt, gehört erschlagen. Maximal die erste Reihe auf dem Dach konnte die Rennen verfolgen.“
Das niederschmetternde Fazit: „Alles was ich gesehen habe, hatte mit einer Rennbahn nicht im entferntesten etwas zu tun. Weder die Gebäude, die Gastboxen, der völlig verschlammte Führring, der für die Pferde gefährliche Absattelring (Waschbeton, ich fasse es nicht, wenn das mal friert), der Arbeitsplatz des Kommentators, die Restauration und und und ... ganz zu schweigen vom Geläuf - 40.000 € in den Sand gesetzt. Ich fürchte, dass das alles mit Absicht so gebaut wurde, um den Rennbetrieb möglichst schnell einstellen zu können. Anders ist dieses neue Gebäude nicht zu erklären.“
Das ruft doch alles nach einer Recherche vor Ort...
Sonntag nachmittag im DSF: Es läuft mal wieder „wettstar.de – Pferderennen live“. Immer wenn der Privatsender – bekannt für seine dubiosen Telefonshows – offensichtlich nichts anderes hat, um sein Programm zu füllen, bietet er eben Pferderennen an. So gab es an diesem Sonntag Galopprennen aus Frankfurt und Düsseldorf sowie die Trabrennen aus Gelsenkirchen und Berlin-Mariendorf live im Free-TV.
Neu ist die Sendung nicht, schon 2006 und 2007 liefen die schnellen Pferde im DSF. Am Anfang saß noch Exjockey Olaf Schick als Experte im Studio und tippte im breiten Ruhrgebietsslang die Rennen, was manchmal wirklich unfreiwillig komisch war.
Das Konzept ist einfach: Moderator Jens Garling analysiert gemeinsam mit zwei Experten – einer für Galopp, der andere für Trab – die einzelnen Rennen, die Experten geben dann ihre Tipps und animieren den Zuschauer zum Wetten – am besten über die Wettplattform wettstar.de. Die Sendezeit ist (wahrscheinlich) bezahlt, oben rechts im Bild steht permanent der Schriftzug Werbung.
Mit Journalismus hat die Sendung daher wenig gemeinsam. Es gibt keine Interviews mit Trainern oder Jockeys vor den Rennen, keine Reaktionen von Siegern oder Besiegten danach, es geht um Wetten, Wetten und noch mal Wetten. Erzählt wird dennoch viel, das Phrasenschwein des DSF-Stammtischs am Sonntag morgen wäre nach dieser Sendung gut gefüllt.
Die Qualität der Expertentipps? Beide haben sie ihre Fachzeitschriften gut gelesen, aber originell waren die Voraussagen in der Regel nicht. Meist tippten sie den Favoriten, der gerade bei den Trabern vielfach unter 20 stand. Ich habe nicht mitgezählt, wie viel Wetten getroffen wurde, ein großes Plus dürfte aber niemand gemacht haben.
Wer guckt das?
Dass meine Aufmerksamkeit nachließ, lag auch daran, dass das Konzept dank seiner Monotonie ziemlich ermüdend ist. Zwei Stunden Sendezeit mit zahlreichen Werbepausen, in denen immer die gleiche Werbung läuft, laden geradezu ein, auf andere Kanäle zu zappen.
Unklar ist zudem, wen die Macher mit der Sendung erreichen wollen. Der Hardcore-Fan ist entweder auf der Bahn, beim Buchmacher oder verfolgt per Livestream im Internet die Rennen. Oder wollen sie neue Zielgruppen, etwa die vielgesuchte junge Generation, die sowohl bei den Galoppern als auch den Traber fehlt, ansprechen? Dafür ist „wettstar.de – Pferderennen live“ nicht peppig genug, sind die Bilder zu schlecht, weil es eben die gleichen sind, die auch beim Buchmacher bzw. in den Streams zu sehen sind. Um die Faszination der schnellen Pferde optisch zu vermitteln, müssten die Verantwortlichen ein paar Kameras mehr einsetzen, aber das kostet wiederum Geld.
Die Tipps animieren auch nicht unbedingt zum Wetten, wenn die Experten immer nur die Favoriten ansagen und ich zum Beispiel für 5 Euro Einsatz gerade mal 9 Euro zurückbekomme. Die Zuschauer wollen Sieger, die viel zahlen. Deutschland ist ein Land von Lottospielern, die mit möglichst wenig Einsatz viel Geld verdienen wollen.
Ärgerlich an diesem Sonntag war, dass das Hauptrennen der Düsseldorfer Veranstaltung nicht mehr in der Sendung zu sehen war, weil es fünf Minuten nach Sendeschluss gestartet wurde. Wenn die Rennvereine das Format ernst nehmen würden, dann würden sie ihre Rennzeiten entsprechend koordinieren.
Aber vielleicht spielt in diesem Fall die rheinische Rivalität zwischen Köln und Düsseldorf eine Rolle. Denn hinter der Wettplattform wettstar.de steht die Wettstar GmbH in Ismaning, die laut Pressemitteilung Wetten im Auftrag des Kölner Renn-Vereins 1897 e.V in den Totalisator vermittelt.
Es gibt sie noch, die wirtschaftlich positiven Nachrichten aus dem deutschen Galopprennsport: Am Ende des Renntages am Sonntag durfte sich der Kölner Rennverein über einen Umsatz von 520 986 Euro freuen (Vorjahr 474 238 Euro), zum ersten Mal wurde in der Domstadt in dieser Saison laut GaloppOnline die 500 000 Euro-Marke überschritten (Quellen GaloppOnline, Kölner Rennverein).
„An beste Zeiten des Turfs" fühlte sich dann auch das Zentralorgan des deutschen Galopprennsports erinnert und berichtete von einer „rappelvolle Rennbahn“ und „einem Umsatz, wie man ihn kaum zu erträumen gewagt hatte“. Letzterer Satz ist nun doch etwas etwas übertrieben.
Denn die Verantwortlichen im Weidenpescher Park dürften im Vorfeld umsatzmäßig durchaus die 500 000 Euro-Marke angepeilt waren. Das Wetter stimmte und ließ die Besucher strömen, mit zwei Gruppe- und drei Listenrennen boten die Kölner ein sportlich exzellentes Programm, das viel Raum für Wettalternativen bot.
Zudem gab es im Rennen mit der Viererwette auch ohne Jackpot eine Garantiesumme von 50 000 Euro. Die Prüfung entwickelte sich zum Wett-Höhepunkt des Tages: 80000 Euro wurden alleine in der Viererwette gewettet, mit 125 000 Euro war es das umsatzstärkste Rennen der Karte – noch vor dem Preis von Europa.
Die anderen Zahlen des Wochenendes: Ein Plus pro Rennen verbuchte Mannheim, Dresden erreichte das Niveau des Vorjahres. Am Samstag blieb in Mülheim ein Minus (2009 126 000 Euro, 2008 139 000 Euro), obwohl rund 6 500 Besucher auf der Bahn waren.
In Gotha gab es laut GaloppOnline ein Plus von 50 000 Euro auf 61 000 Euro, obwohl im Vorjahr die Veranstaltung doch abgesagt wurde. Ich nehme daher einmal an, dass die Vergleichszahl aus dem Jahr 2007 stammt.
Im September 1986 war ich zum ersten Mal auf der Rennbahn in Köln-Weidenpesch und was ich dort sah, beeindruckte mich durchaus. Zugegeben: Es war ein herrlicher Herbsttag und das sportliche Programm an diesem Sonntag war natürlich um Längen besser als das Winterprogramm auf der Dortmunder Allwetterbahn. Auch ansonsten wirkte alles etwas mondäner, sah mehr nach Geld aus als im bodenständigen Westfalen. Sportlicher Höhepunkt war der Preis von Europa, der vor 23 Jahren mit 400.000 DM höher dotiert war als heute, wo es nur um 155.000 Euro geht.
An das Rennen selbst kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern. Es siegte der 132:10-Schuss Allez Milord aus England vor Baby Turk und Moon Madness – keine Ahnung, was ich damals gewettet habe, getroffen habe ich jedenfalls nicht. Im Sattel der Erstplacierten saßen damals Greville Starkey, Steve Cauthen und Pat Eddery – drei internationale Topjockeys, mit deren Namen ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht so viel anfangen konnte. Woran ich mich aber erinnere, ist das Rennen danach, als Erwin Schindler einen Ausgleich gewann und laute „Erwin-Sprechchöre“ über die Bahn schallten.
Seit 1963 gibt es den Preis von Europa über die Derbydistanz von 2400 Metern, seit 1972 hat die Prüfung Gruppe 1-Status, zählt also zur höchsten Kategorie in Europa. Neben Mehl-Mülhens- und Union-Rennen ist die Prüfung über die Derbydistanz von 2400 Metern einer der Höhepunkte im Kölner Turfkalender.
In der Anfangsphase prägte ein Pferd aus der damaligen Sowjetunion das Rennen: Dreimal - 1965, 1966 und 1967- durfte sich Anilin den Siegerkranz überstreifen lassen.
Erstaunlicherweise kann ich mich sofort an einige Sieger aus Mehl-Mülhens und Union erinnern, beim Preis von Europa muss ich oftmals nachdenken, spontan fiel mir keiner ein. Das mag auch daran liegen, dass ich das Drama von 1987, als Kamiros II auf der Ziellinie noch an Le Glorieux vorbeilauf, nicht mitbekommen habe, weil ich in diesem Jahr meinen Grundwehrdienst mehr oder weniger motiviert weit weg in Schleswig-Holstein absolvierte.
Zudem war der Kölner September-Showdown nie das große Wettrennen. Meist gab es einen klaren Favoriten, der oft die Nase vorn hatte.
Viel Prominenz
Die Siegerliste liest sich dennoch wie ein „Who is Who“ des deutschen Turfs: Mondrian (1990, 14:10), Lomitas (1991, 12:10), Monsun (1993 und 1994, 32:10 bzw. 27:10), Lavirco (22:10, 1996), Belenus (41:10, 1999), Schiaparelli (2007, 22:10, siehe Video) oder im vergangenen Jahr die excellente Stute Baila Me (66:10) gewannen unter anderen in den letzten 20 Jahren.
Aus dem Ausland kommen häufig Pferde, die etwas unter der Jahrgangsspitze in ihren Ländern standen und hier ein Gruppe I-Rennen gewinnen konnten. Dazu zählen Namen wie der Doppelsieger Taipan (1997 und 1998) aus dem Quartier von John Dunlop, Apple Tree (1992) oder die Godolphin-Galopper Mamool (2003) und Kutub (2001). Die Toppferde aus Irland, Frankreich, England und auch Deutschland laufen allerdings eine Woche später im Prix D’Arc de Triomphe in Paris-Longchamp, Europas Nummer 1-Rennen über 2 400 Meter. 2009 ist das nicht anders, dennoch ist die Besetzung nicht schlecht: Aus England wurden Bronze Cannon (Gr. II-Sieger in Royal Ascot), Eastern Anthem (Zweiter im Großen Preis von Baden), Schiaparelli (zuletzt Zweiter im Irish St. Leger) und Enroller genannt, aus heimischen Ställen kommen Poseidon Adventure (Zweiter 2007 und 2008), der Derby-Zweite Toughness Danon, der Derby-Vierte Eliot, Ambassador (Sieger im großen Preis der badischen Wirtschaft) und Schiller Danon (4. im Rheinland-Pokal). Auf dem Paper sieht das nach einer durchaus offenen Angelegenheit aus.
Wie hoch wäre wohl der Umsatz des Samstag-Renntages in Krefeld Mitte der neunziger Jahren gewesen? Zum Beispiel 1994, in einer Zeit, in der die Welt im deutschen Turf noch halbwegs in Ordnung war. Die Frage ist natürlich rein hypothetisch, vielleicht hätte der Krefelder Rennverein noch einen Ausgleich II, weil es für dieser Rennen damals noch genügend Starter gab, als Höhepunkt ins Programm integriert. Mein Tipp: Mindestens 500 000 DM hätte der Rennverein an diesem Tag 1994 umgesetzt – auf der Bahn, von Buchmachern und Annahmestellen. 2009 waren es laut GaloppOnline genau 133 546,05 Euro, rund 51 Prozent kamen von außen – umsatzmäßig also ein ziemlicher Absturz, auch wenn man die D-Mark in Euro umrechnet.
Was sind die Gründe? Nicht nur die Internet-Portale und Buchmacher, die (angeblich) nichts mehr auf die Bahn vermitteln, sind Schuld. Schauen wir uns beispielsweise einmal das sportliche Programm dieses Nachmittages an: Zwei Ausgleich III als sportliche Highlights, ein (wie immer zu dieser Jahreszeit) interessantes Zweijährigenrennen und einige Rennen, in denen der Favorit eigentlich nicht verlieren konnte. Dafür setze ich mich nicht ins Auto oder in den Zug und fahre von Dortmund nach Krefeld. Weil es an so einem Tag unmöglich ist, Geld zu verdienen. Die Ergebnisse sind der Beweis: Drei Sieger, die unter 20 zahlen, und auch sonst kamen fast immer die Favoriten an. Wer nicht gerade ein großer Freund der Dreierwette ist und bevorzugt Sieger oder Einläufe spielt, der blieb im Minus.
Übermächtige Konkurrenz
Wenn ich allerdings beim Buchmacher sitze oder die Rennen im Netz per Livestream verfolge, dann habe ich einige Alternativen. Frankreich zum Beispiel, wo es am Samstag in Longchamp zwei Grupperennen und auch sonst einige knifflige Rennen gab. Oder England: Ayr, Newbury, Newbury und Catterick veranstalten an diesem Nachnmittag, alle Rennen sind von zuhause bequem per Stream zu sehen. Ayr und Newbury sind diesmal die Orte mit den besten Rennen: Höhepunkt im schottischen Ayr war der Gold Cup, ein Heritage Handicap oder Handicaprätsel mit 27 Pferden über 1200 Meter. Außerdem im Programm ein weiteres Sprinthandicap, der Silver Cup mit ebenfalls 27 Startern, ein Gruppe III-Rennen für Zweijährige, ein Listenrennen und weitere gut besetzte Prüfungen. Die jeweiligen Siegquoten: 38, 90, 340, 150, 90, 23. 85 und 70. Da bin ich mit einem Treffer bei der Mehrzahl der Rennen schon im Plus. Ähnlich top war das Programm im südenglischen Newbury.
Und selbst in Newmarket – als dritte Bahn diesmal etwas im Schatten von Ayr und Newbury – lief noch ein hochinteressanter Renntag. Gegen diese geballte Konkurrenz waren die Galopprennen im Krefelder Stadtpark an diesem Samstag einfach nicht wettbewerbsfähig.
Dritter Renntag der Großen Woche in Baden-Baden – und diesmal hatte ich sogar Zeit und Muße, die Rennen zu verfolgen. Sportlich bietet die Große Woche immer noch eine Fülle an Highlights, am Dienstag setzten das Kronimus-Rennen für zweijährige Pferde und das 75. Darley-Oettingen-Rennen (Gr. II) über die Meile die sportlichen Ausrufezeichen. Meine Notizen des Tages:
• Nicht unbedingt ein Ruhmesblatt für die deutsche Meiler-Elite war der souveräne Sieg des englischen Gastes Premio Loco im 75. Darley-Oettingen-Rennen. Denn das Pferd von der Insel ist eigentlich nicht mehr als ein (allerdings sehr guter) Handicapper, dessen beste Form zudem von der Allwetterbahn stammt. Da hätte schon etwas mehr von Aspectus, Earl of Fire, Glad Panther oder Caro Jina kommen müssen. Am besten schlug sich noch der Außenseiter König Concorde als Zweiter.
• Zudem, so Trainer Chris Wall, war Premio Loco vorher nicht ganz gesund. Sportlich stehen ganz klar die Rennen in Dubai im Mittelpunkt, Baden-Baden war so eine Art Aufbaurennen. Der Sieg war ein schönes Geburtstaggeschenk für Jockey George Baker, für den es der erste Gruppe II-Erfolg in seiner Karriere war.
• Früher dachte ich immer, Kronimus wäre ein Rennpferd aus vergangenen Zeiten gewesen. Stimmt aber nicht – das Rennen wird nach der gleichnamigen Unternehmensgruppe für Betonsteine benannt. Bereits zum 25. Mal sponsert die Unternehmerfamilie Kronimus die Prüfung. Respekt, zumal schon sehr gute Pferde wie etwa Germany oder im letzten Jahr Smooth Operator die Listenprüfung gewonnen haben. Die diesjährige Siegerin heißt Diatribe, die auf der Linie die Favoritin Aslana noch übersprintete, aus dem Gestüt Röttgen. Für Trainer Hans-Albert Blume war das ein willkommener Erfolg in einer bislang höchst mäßigen Saison.
• Auch Handicaps können in Iffezheim von der Spitze aus gewonnen werden. Das bewies Adrie de Vries mit Gangster im Preis vom Oberrhein, der Start-Ziel knapp erfolgreich war und auch mein Tipp war.
• Haben Daniel Delius und Andreas Sauren im Talk der Sport-Welt vor den Rennen eigentlich irgendwann mal unterschiedliche Meinungen? Immer, wenn ich den beiden zuhöre, tippt Delius ein Pferd, das meist der Favorit ist, und Sauren sagt dann, dass das Pferd auch sein Tipp sei. Dabei sind die Rennen in Iffezheim schwer genug und zumindest in den Handicaps starten genügend Pferde, die zu hohen Quoten gewinnen bzw. in die Placierung laufen können, weil die Prüfung ihr Saisonhöhepunkt ist.
• Gibt es in Baden-Baden und der Landkreis Rastatt noch eine Monarchie? Oder warum kündigt Rennbahnsprecher Sven Wissel den Präsidenten des Internationalen Clubs, Bernhard Prinz von Baden, als königliche Hoheit an.
Am Samstag beginnt die Große Woche 2009 in Baden-Baden. Was den Besucher alles an den sechs Renntagen auf dem Rennplatz in Iffezheim erwartet, darüber weiß GaloppOnline bzw. die Presseabteilung des Internationalen Clubs einiges zu berichten. nurpferdeundfussball blickt hingegen 35 Jahre zurück und bedient sich dabei eines Artikels der Wochenzeitung Die Zeit, die unter der Überschrift „Badener Rennwoche ein Erfolg“ auf die Große Woche des Jahres 1974 zurückblickt.
Dieses Jahr war ein ganz besonderes, nicht nur weil Deutschland zum zweiten Mal Fußball-Weltmeister wurde. 1974 war der Große Preis von Baden-Baden, seit ewigen Zeiten der Höhepunkt des Meetings, so begehrt, dass 22 Pferde starteten und das Rennen in zwei Abteilungen gelaufen wurde. Die erste Abteilung gewann der Franzose Meautry, in der zweiten Abteilung triumphierte der damalige deutsche Derbysieger Marduk.
Autor W.F Kleffel berichtet von einer ebenso „großzügigen wie souveränen Entscheidung“ des Präsidenten des Internationalen Clubs, das Preisgeld auf eine halbe Million DM zu erhöhen und lobt, dass nach dem „Verlust von Berlin mit all seinen rennsportlichen Einrichtungen der Badener Rennplatz in dem noch verbliebenen westdeutschen Raum auf einsamer Höhe steht“.