Montag, 6. Juli 2015
Starke gewinnt Heimspiel mit Nutan
Eigentlich könnte man sich diesen ganzen Wettstress vor dem Deutschen Derby sparen. Formen studieren und miteinander vergleichen, die wichtigsten Vorbereitungsrennen noch einmal schauen – überflüssig. Einfach nach Jockeys entscheiden. In Deutschland kann die Wahl nur auf einen fallen: Andrasch Starke. So auch in diesem Jahr: Starke gewann in Hamburg sein siebtes Derby mit Nutan, trainiert von Trainer Peter Schiergen und im Besitz des Stalles Nizza. Es war eine großartige Leistung von Ross und Reiter.



Allein auf weiter Flur: Nutan heißt der Derbysieger 2015. (Bild: German Racing/Rühl)

Es gibt manchmal so einen magischen Moment in einem Rennen. Auch im Deutschen Derby 2015, etwa 200 Meter vor dem Ziel. Eigentlich guckt man in dieser Phase immer auf seinen Tipp. Doch am Sonntag ging der Blick Richtung Innenrails: Da vergrößerte Nutan seinen Vorsprung quasi wie er wollte, galoppierte einfach nur weiter und löste sich ganz leicht vom Feld. Zum Schluss waren es fünf Längen Vorsprung, ein unerwartet überlegener Sieg.
Nutan zählte zwar zu den Mitfavoriten, doch irgendwie wirkt er noch immer etwas grün. Nicht verwunderlich, es war auch erst sein vierter Start im Leben. Zwischen der Union Mitte Juni und dem Derby hat sich der Sohn des Duke of Marmalade offenbar noch mal gewaltig verbessert. Für den Laien ist das kaum vorstellbar, aber manche Dinge im Turf sind einfach schwer zu erklären. Zudem sind 2400 Meter die Idealdistanz für den Halbbruder der großartigen Stute Nymphea.
Andrasch Starke servierte seinen Partner ein Traumrennen aus der Startbox 1 und fand mit Koffi Prince ein ideales Führpferd. Zudem profitierten Pferd und Jockey davon, dass der Boden diesmal nicht aufgeweicht war. Denn dann entwickelt sich der innere Teil des Geläufes oft zur Standspur, weil dieser Bereich mehr beansprucht wird. Bei gutem Boden aber spart das Pferd einige Meter und Kraft.
„Manchmal habe ich den Eindruck, dass Starke jeden einzelnen Grashalm und jede unebene Stelle dort kennt“, habe ich vor zwei Jahre nach seinem Derby-Sieg mit Lucky Speed geschrieben. 2015 kann man das nur wiederholen, denn der in der Nähe von Hamburg geborene Jockey präsentierte sich während des gesamten Derby-Meetings in großartiger Form. Was für Boris Becker einst Wimbledon war, ist für Andrasch Starke die Rennbahn in Hamburg-Horn. Quasi sein Wohnzimmer.
Hinter dem Sieger gab es die üblichen Überraschungen: Der nachgenannte Palace Prince sicherte sich mit gutem Schlussakkord Platz 2, der Riesen-Außenseiter Fair Mountain aus dem Stall von Andreas Wöhler sicherte sich Platz 3. Überhaupt Wöhler, arg gebeutelt durch der Ausfall der Favoriten Quasillo und Karpino: Auch Rogue Runner lieferte eine gute Leistung ab und wurde Fünfter. Areo, der Tipp dieser Kolumne, hielt sich ebenfalls achtbar und wurde Vierter. Die größte Enttäuschung war der 29:10-Favorit Shimrano, der nach schlechtem Rennverlauf nur Platz 11 belegte.

Wenn Musik quält
Derbytage in Deutschland sind eine langatmige Angelegenheit. Ein Mammut- Programm mit 12 Prüfungen, das kurz nach 12 Uhr beginnt und kurz vor 19 Uhr endet. Wenn die Veranstaltung denn pünktlich ist – und damit hat man es im deutsche Turf immer noch nicht so.
In Hamburg beruft man sich auf die Tradition. Warum sollte sich was ändern, haben wir schon immer so gemacht? Das Derby ist das neunte Rennen der Karte und kommt zu einem Zeitpunkt, an dem viele Besucher auf der Bahn und vor den Bildschirmen schon körperlich und geistig in den Seilen hängen. Das ist schade und eigentlich unwürdig für ein Rennen mit dieser Faszination
Früher habe ich den Renntag immer beim Buchmacher in netter Runde verfolgt, schon da halfen manchmal nur gute Gags gegen den Zwischenblues. Vor dem PC ist es noch schlimmer. Der Tag zieht sich unendlich, zumal die deutschen TV-Bilder nicht gut sind. Hinzu kommen andere Faktoren: Wer kam eigentlich auf die Idee, alles mit einem schrecklichen Musikteppich zuzuklatschen?
Ich habe in der Woche die Veranstaltung nur wenig live verfolgt, aber schon da ist mir die Musik auf den Geist gegangen. Noch schlimmer war es allerdings bei der Parade der Derbystarter, wo sie im Hintergrund plärrte. Als die Pferde in die Boxen rückten, lief Phil Collins: „Another day in paradiese“ in einer Disco-Version.
Vielleicht sollte der Hamburger Renn-Club mal nach England gucken, wie dort Spannung vor großen Rennen aufgebaut wird. Beim Epsom Derby etwa. Oder am letzten Samstag bei der Eclipse in Sandown. Aber dort hat man es auch nicht so mit den Mammut-Veranstaltungen. In der Regel umfasst dort ein Renntag maximal sieben Rennen, das Top-Rennen kommt an dritter oder vierter Stelle. Einfach mal angucken, acht Prüfungen am Derbytag würden es auch tun. Und die Musik weglassen.



Donnerstag, 2. Juli 2015
Areo ist unser Tipp
Offenbar scheint das Deutsche Derby 2015 unter keinem guten Stern zu stehen. Weil die beiden Top-Favoriten verletzt pausieren müssen. Erst traf es den Fährhofer Quasillo, der nicht nur mir bei seinen Starts ungemein imponierte. Und dann kam Anfangs der Woche die Nachricht, dass auch der Top-Favorit Karpino, der überlegene Sieger im Mehl-Mülhens-Rennen, wegen einer Verletzung nicht an den Start kommt. Das ist besonders bitter für den Stall von Andreas Wöhler, der in den letzten Jahren schon ähnliches Pech mit dem großartigen Protectionist hatte. Aber hätte wenn aber? Das Derby wird somit eine durchaus offene Angelegenheit. 18 Pferde sollen am Sonntag in die Boxen einrücken. Auch dieses Jahr wieder die große Analyse: Starter und Chancen im Derby 2015.


1. Shimrano (Trainer Paul Harley/Jockey Adrie de Vries): Nach den Ausfällen von Quasillo und Karpino der Favorit. Zuletzt Sieger im Union Rennen, der wichtigsten deutschen Derbyvorprüfung. Von Start zu Start verbessert, gefiel in Köln auch mit viel Kampfgeist und sollte mit den 2400 Metern keine Probleme haben.

2. Molly le Clou (Trainer Jens Hirschberger/Jockey Alexander Pietsch): Sehr guter Zweijähriger, dreijährig zwei Starts. In Frankfurt über 2000 Meter auf weichem Boden abgehängt, danach folgte eine gute Leistung als Dritter im Mehl-Mülhens-Rennen. 2400 Meter sind aber Neuland, immerhin könnte Vater Doyen Stamina vererbt haben.

3. Shadow Sadness (Trainer Christian von der Recke/Jockey Rene Piechulek): 2014 überraschte Trainer Christian von der Recke mit dem Derby-Vierten Eric, jetzt soll Shadow Sadness in dessen Spuren folgen. Der Hengst siegte sensationell als 299:10-Chance im Frankfurter Metzler Preis auf passendem weichen Boden und gefiel mit gutem Speed. Danach pausierte der Soldier Hollow-Sohn. Stamina sollte da sein, der Boden wird aber am Sonntag nicht weich sein.

4. Nordic Flight (Trainer Peter Schiergen/Jockey William Buick): Arbeitssieg im Iffezheimer Derby-Trial gegen eine gute Stute, der Düsseldorfer Sieg und der zweite Platz in Köln hinter Isidor, aber vor Shadow Sadness wurden durchaus ausgewertet. Stehvermögen sollte er als Adlerflug-Sohn haben, Nordic Flight ist aber nicht die Wahl von Stalljockey Andrasch Starke.

5. Areo (Trainer Jens Hirschberger/Jockey Robert Havlin): Gefiel als Zweiter in der Union mit gutem Schlussakkord und sah schon wie der Sieger aus, ehe Shimrano noch mal zurückkam. Das war bislang die beste Leistung des Ittlingers, aber auch vorher konnte Areo überzeugen. Mit der Distanz von 2400 Metern sollte er nach dem Kölner Eindruck keine Probleme haben.

6. Nutan (Trainer Peter Schiergen/Jockey Andrasch Starke): Dritter in der Union und die Wahl von Stalljockey Andrasch Starke. Noch wenig geprüft, sollte noch längst nicht alles gezeigt haben und Starke ist in Hamburg immer eine Empfehlung. Steher, guter Marschierer, aber ein wenig fehlt ihm der Speed. Und das stört mich etwas.



Der Ritt von Andrasch Starke: Nutan (Bild German Racing/Rühl)

7. Iraklion (Trainer Christian Sprengel/Jockey Wladimir Panov): Hauchdünner Siege im Bremer Derby Trial gegen Lovato, davor unter anderem Vierter im Bavarian Classic in Hannover. So hoch schätze ich die Bremer Siegform aber nicht ein. Kontinuierlich gesteigert, aber das letzte Stück Klasse könnte fehlen.

8. Lovato (Trainer Peter Schiergen/Jockey Daniele Porcu): Noch sieglos, zuletzt knapp besiegt von Iraklion im Bremer Derby Trial und davor in Hannover Dritter hinter Quasillo. Alles ordentliche Vorstellungen, 2400 Meter könnten ihm sogar noch besser liegen, dennoch wäre ein Erfolg eine Überraschung.

9. Summer Paradiese (Trainer Jens Hirschberger/Jockey Antoine Hamelin): Der vierte Platz in der Union war nicht schlecht, aber eine echte Siegchance hatte Summer Paradiese nicht. Davor chancenlos im Derby Italiano und auch der leichte Maidensieg in Frankfurt wurde nicht unbedingt aufgewertet. Die Distanz sollte der Sohn des Epsom-Derbysiegers Authorized können, ein Sieg wäre dennoch eine große Überraschung.

10. Palace Prince (Trainer Andreas Löwe/Jockey Eddie Hardouin): Nachgenannt für 65 000 Euro nach seinem Sieg in einem französischen Listenrennen. Dieser geschah allerdings am grünen Tisch, nachdem der Sieger Zafiro disqualifiziert wurde. Form ist schwer einzuschätzen, davor war Palace Prince im Mehl-Mülhens-Rennen deutlich geschlagen. 2400 Meter könnten zudem ein wenig weit werden.

11. Fair Mountain (Trainer Andreas Wöhler/Jockey Eddie Pedroza): Nach den Ausfällen der Favoriten Quasillo und Karpino eine der Hoffnungen des Wöhler-Stalls, aber nach allen Formen – unter anderem Fünfter im Iffezheimer Derby-Trial – nur Außenseiter. Zudem könnte er weichen Boden bevorzugen. Immerhin wird er nicht am fehlenden Stehvermögen scheitern.

12. Graasten (Trainer Peter Schiergen/Jockey Richard Kingscote): Letztlich chancenlos in der Union, obwohl nur vier Längen geschlagen. Dafür abgehängt im Derby Italiano. Bruder vieler guter Pferde wie Girolamo, Gereon oder Goose Bay, die sich oft mit vier Jahren noch verbesserten. Aber Graasten muss sich für den Derbysieg schon deutlich steigern.

13. Hot Beat (Trainer Peter Schiergen/Jockey Dennis Schiergen): Enttäuschte als Favorit im Bremer Derby Trial, davor immerhin Dritter in Hannover hinter Shimrano. Aber diese Formen reichen nicht.

14. Rogue Runner (Trainer Andreas Wöhler/Jockey Oisin Murphy): Immer hoch gehandelt im Wöhler-Stall, aber das englischen Derby war eine Nummer zu groß. Davor patzte er als klarer Favorit im Frankfurter Metzler-Preis, der Boden sei zu weich gewesen. Diesmal wird der Boden wahrscheinlich passend sein. Trainer Wöhler sagt zudem, dass der Hengst definitiv stehen kann. Da glauben wir einfach mal dem Trainer. Ein wenig die Wundertüte im Rennen. Aber es wäre schon der Hammer, wenn Rogue Runner für den Wöhler-Stall gewinnen würde – nach der bekannten Vorgeschichte.

15. Isidor (Trainer Jean Pierre Carvalho/Jockey Filip Minarik: Lange Zeit führend im Wettmarkt. Der Maidensieg in Köln machte mächtig Eindruck, als er trotz deutlicher Unreife im Stile eines sehr guten Pferdes unter anderem Nordic Flight und Shadow Sadness hinter sich ließ. Es folgte ein Erfolg in einem französischen Altersgewichtrennen (die Pferde dahinter werteten die Form jedoch nicht auf). Dann kam der Flop in Hannovers Derby-Trial als chancenloser Vierter. Immer noch ziemlich kurz im Wettmarkt, stehen kann er allemal. Kann alle überraschen.

16. Koffi Prince (Trainer Hans Jürgen Gröschel/Jockey Jack Mitchell): Derbystarter für den Handicap-Spezialisten Hans Jürgen Gröschel. Qualifizierte sich durch Platz 3 im Bremer Derby Trial, war aber schon weit geschlagen. Einer der größten Außenseiter im Feld.

17. Shining Rules (Trainer Sascha Smrczek/Jockey Koen Clijmans): Frischer Doppelsieger, aber das war im Maidenrennen bzw. Ausgleich 3. Das Derby ist doch ein anderes Kaliber.

18. Bonusdargent (Trainer Erika Mäder/Jockey Michael Cadeddu): Tat dem Kolumnisten einen großen Gefallen, als er in Baden-Baden zu guten Odds siegte. Aber das war in der Sieglosenklasse, ein Erfolg von Bonusdargent wäre eine gewaltige Überraschung. Aber: In den letzten Jahren endete immer ein krasser Außenseiter ziemlich weit vorne.

Urteil
Karpino wäre eigentlich meine Wahl gewesen, aber der läuft ja bekanntlich nicht. Ich versuche es mal mit Areo, der in Köln gegen Shimrano sehr gut aussah und diesmal vielleicht den Spieß umdrehen kann. Gefahren gibt es viele: Natürlich Shimrano, aber auch Nutan mit Starke oder Isidor, wenn er die letzte Form vergisst. Und vielleicht beweist Rogue Runner mal im Rennen, dass er so gut ist wie seine Umgebung ihn sieht.

Das Deutsche Derby 1951: Es gewann Neckar (ab 5:03).



Donnerstag, 11. Juni 2015
Wer folgt Sea The Moon und Ivanhowe
Der Countdown läuft – nur noch drei Wochen bis zum Deutschen Derby in Hamburg-Horn. Am Sonntag in Köln treffen sich acht Kandidaten im Kölner Union-Rennen, der wichtigsten Derby-Vorprüfung.

Wer in der Union gut läuft, macht das auch im Deutschen Derby. Eine alte deutsche Turf-Weisheit, allerdings hätte ich gedacht, dass viel mehr Pferde das Double Union – Derby geschafft hätten. Aber so viele waren das nicht in den letzten 30 Jahren: Sea The Moon (2014), Wiener Walzer (2009), Dai Jin (2003), Next Desert (2002), Lavirco (1996) und Acatenango (1985).
Dabei machten viele Union-Sieger später richtig Karriere. Die Siegerliste des seit 1834 gelaufenen Union-Rennens ist gespickt mit vielen Großen des deutschen Turfs: Ivanhowe, der spätere King George-Triumphator Novellist, Aspectus, Sabiango, Silvano, Caitano, Kornado, Turfkönig, Alkalde oder Kondor etwa. Nur im Derby scheiterten sie aus diversen Gründen.



Favorit in der Union: Shimrano (Bild German Racing/Rühl)

Acht Kandidaten werden wahrscheinlich am Sonntag in der Union in die Boxen einrücken. Leider wird Quasillo, der Führende im Derby-Wettmarkt, wegen einer Hufprellung fehlen. Damit rückt Shimrano in die Pole-Position. Sein Trainer Paul Harley hat noch nie die Union gewonnen. Das verwundert nicht, denn so lange ist Harley ja noch gar nicht im Trainer-Geschäft. Sein Schützling ist ein würdiger Favorit, steigerte sich bislang von Rennen zu Rennen. Gespannt bin ich, ob er wieder von der Spitze aus läuft.
Dahinter folgt mit deutlichem Abstand Nutan, hoch geschätzt im Quartier von Peter Schiergen. Viel falsch gemacht hat der Duke-of-Marmalade-Sohn noch nicht. Der zweite Platz zum Debüt in einem starken Kölner Sieglosen-Rennen war eine gute Leistung, danach folgte ein souveräner Sieg. Jetzt heißt es Farbe in besseren Rennen bekennen, ich habe durchaus Mumm auf das Pferd.
Areo konnte hingegen schon in besserer Gesellschaft überzeugen. Was die Form im Frankfurter Metzler-Preis hinter dem Sensations-Sieger Shadow Sadness wert ist, muss sich aber zeigen. Zumindest wird der Boden am Sonntag in Köln nicht so weich wie in Frankfurt sein.
Summer Paradiese, Agosteo, Graasten, Los Cerritos (erster Start für Markus Klug) und die nachgenannte Stute Auctorita vervollständigen das Feld. Für die Lady aus dem Wöhler-Stall ist es die Generalprobe zum Preis der Diana, der Rest der Teilnehmer kämpft auch um einen Derby-Startplatz. Graasten und Summer Paradiese liefen zuletzt im italienischen Derby, beide Pferde waren jedoch meilenweit geschlagen.

Glücklich wieder vereint
Nordic Flight sollte hingegen seinen Platz im Derby sicher haben. Der Adlerflug-Sohn siegte im Iffezheimer Derby-Trial, bestätigte somit seine guten Formen. Aber so richtig Eindruck machte dieser Arbeitssieg nicht. Etwas enttäuschend lief Devastar, der dem Kolumnisten bei seinem live gesehenen Kampfsieg in Dortmund noch so gut gefallen hatte. Aber für das Derby reicht die Klasse nicht aus, auch wenn der Hengst noch reichlich Luft nach oben hat.
Es war so und so nicht das Wochenende des Kolumnisten. Die Tipps beim zweitägigen Epsom-Meeting waren ein einziges Desaster. Und natürlich siegte dann der Favorit Golden Horn im englischen Derby, dessen Favoriten-Kurs mir einfach zu niedrig war. Aber eventuelle Zweifel am Stehvermögen tilgte der Cape Cross-Sohn in den schwarzweißen Oppenheimer-Farben mit einer großartigen Vorstellung, die eines Favoriten würdig war.
Zudem freut es mich persönlich, dass mal nicht der mächtige O’Brien-Stall vorne war. Trainer John Gosden (der mit Jack Hobbs auf Platz 2 einen Doppelsieg feierte) hat es verdient. Zum einen ist er schon lang genug im Geschäft, zum anderen lässt er einen Pferden Zeit und jagt sie nicht in unerfüllbare Aufgaben. So könnte es durchaus sein, dass wir Golden Horn und Jack Hobbs auch im nächsten Jahr noch auf der Bahn sehen.
Es war zudem die Rückkehr eines altes Dream-Teams: In den neunziger Jahren arbeiteten John Gosden und Jockey Frankie Dettori schon sehr erfolgreich zusammen. Damals trainierte Gosden viele Pferde für Sheikh Mohammed, die in den bekannten weinroten Farben liefen. Später kam dann das Projekt Godolphin mit eigenem Trainer und aus weinrot wurde blau. Aber auch ohne die Scheich-Pferde feierte der Trainer, der einige Zeit in den USA verbracht hatte, weiterhin gute Erfolge.
Und Dettori reitet seit seinem Godolphin-Abschied besser denn je. Der Erfolg von Golden Horn war übrigens erst der zweite Treffer in diesem Prestige-Rennen für die Routiniers Gosden und Dettori.
Trotz allem Optimismus im Vorfeld blieb Rogue Runner im Epsom Derby chancenlos. Der Wöhler-Schützling hatte ähnliche Probleme mit dem schwierigen Epsom-Kurs wie der deutlich höher eingeschätzte und im gleichen Besitz stehende Elm Park, der ein rätselhaftes Rennen lief. Der Boden dürfte zudem nicht weich genug gewesen sein. Ob er dreijährig an die guten Youngster-Formen anknüpfen kann? Noch hat er eine Nennung für das Deutsche Derby, steht dort sowohl bei racebets als auch pferdewetten.de 15:1.



1985 lief das Union-Rennen sogar noch im Fernsehen. Acatenango siegte und wiederholte diesen Erfolg dann im Derby



Donnerstag, 28. Mai 2015
Karpino, Shimrano und ein Tipp für das englische Derby


Der Besitzer aus Katar strahlt, Jockey Oisin Murphy salutiert - alle sind glücklich nach dem Sieg von Karpino im Mehl-Mülhens-Rennen (Foto German Racing/Rühl)

Es war einer dieser Momente, die den Zauber des Rennsports ausmachen. Karpino triumphierte im Stile eines Klassepferdes im Mehl-Mülhens-Rennen, den deutschen 2000 Guineas. Eine Vorstellung, die selbst abgebrühte Turf-Beobachter beeindruckte. Wie sich Karpino leicht vom Feld löste und noch mal beschleunigte, das war ganz großes Kino. Teil 4 von Derby-Watch, der regelmäßigen Kolumne bis zum Deutschen Derby in Hamburg.

Ich war nicht auf der Rennbahn in Köln und die 1600 Meter-Startstelle ist so und so ziemlich weit entfernt von den Zuschauerplätzen. Doch es muss schon ein ungewöhnliches Schauspiel gewesen sein, wie Simon Stokes den beim letzten Start in Krefeld startschwierigen Hengst mehrmals aus der Startbox herausführte und dann wieder einrücken ließ. Quasi „Learning by doing“ und offenbar mit Erfolg.
Karpino benahm sich mustergültig, hatte einen guten Rennverlauf und setzte sich leicht gegen Fanciful Angel und Molly Le Clou. Leider wurde der Stallgefährte Making Trouble nach einem schlechten Rennverlauf nur Fünfter. Und damit war es nichts mit dem Wöhler-Einlauf, den der Kolumnist gespielt hatte. Man kann eben nicht alles haben. Die großartige Stallform des Quartiers von Andreas Wöhler hält jedoch an – und das erstaunlicherweise quasi seit Saisonbeginn im April.
Karpinos nächstes Ziel ist das Deutsche Derby in Hamburg und nicht das englische Pendant in Epsom. Und da kommt natürlich die Frage nach dem Stehvermögen des Cape Cross-Sohnes, denn das Mehl-Mülhens-Rennen geht über 1600 Meter und das Rennen in Hamburg ist bekanntlich 800 Meter länger.
Im Wöhler-Camp hat man daran, so zumindest mein Eindruck, wenig Zweifel. Auch die Abstammung weist auf Stamina: Der Vater Cape Cross war zwar ein hochklassiger Meiler, die Mutter Kahara aber stammt von Sadler’s Wells und gewann über 2400 Meter. Mütterlicherseits ist auch sonst in der Familie viel Stamina vorhanden und Cape Cross lieferte zudem einige großartige Steher wie Sea The Stars, Quija Board oder Crystal Capella.

Shimrano souverän
Bei den Buchmachern (hier pferdewetten.de) wird Karpino weiter hoch gehandelt und nimmt die zweite Position im Wettmarkt hinter dem Stallgefährten Quasillo ein. Gut im Geschäft bleibt jedoch auch Shimrano nach seinem Erfolg im Großen Preis der Hannoverschen Volksbank über 2200 Meter. Start-Ziel gewann der Schützling von Trainer Paul Harley dieses Listenrennen für den Derbyjahrgang.
Das Ganze war eine souveräne Angelegenheit, Shimrano dominierte das kleine Fünfer-Feld und feierte einen lockeren Sieg. „Er hat sich fantastisch entwickelt“, lobte Jockey Adrie de Vries. „Er ist auf dem Weg zu einem richtigen Athleten.“
Dahinten kam Novano als zweiter noch gut ins Rennen, ohne jedoch den Gewinner gefährden zu können. Die Enttäuschung war der Schlenderhaner Isidor, der als 17:10-Favorit schon früh geschlagen war und nur Vierter wurde.
Am ersten Juni-Samstag wird traditionell das englische Derby Epsom-Derby gestartet und ganz ohne deutsche Beteiligung wird es nicht abgehen. Trainer Andreas Wöhler wird für die weinroten Farben von Qatar Racing Limited den Außenseiter Rogue Runner satteln, der in Frankfurt so enttäuschte.

Hans Holbein statt John F. Kennedy
Klarer Favorit bei den Bookies im Vorfeld ist der nachgenannte Cape Cross-Sohn Golden Horn aus dem Stall von John Gosden. Das ist eine Position, die in den letzten Jahren immer ein Schützling von Trainer Aidan O’Brien einnahm.
Doch in diesem Jahr sieht es bei den Ballydoyle-Kandidaten mal nicht so goldig aus: Im Frühjahr galten John F. Kennedy und Ol’Man River als Top-Anwärter im noblen Quartier. Doch sie sind raus nach ihrem schwachen Laufen in den Dante Stakes. Gleneagles, der doppelte Guineas-Gewinner, wird eher als Meiler gesehen, der hochgehandelte Giovanni Canaletto lief nicht wie ein potenzieller Derbysieger bei seinem zweiten Platz in einer Gruppe 3-Prüfung am Sonntag. Dafür brachte O’Brien die Stute Found, am Sonntag knapp besiegt in den Irischen 1000 Guineas, ins Gespräch für den englischen Klassiker.
Zumindest hat Ballydoyle mit Hans Holbein einen unterschätzten Kandidaten im Aufgebot. Dem Montjeu-Sohn fehlt zwar ein wenig der Glamour anderer Pferde des irischen Nobel-Quartiers, doch er ist ein sehr solider Steher. Wenn andere auf der Zielgerade in Epsom schon japsen werden, wird Hans Holbein weiter galoppieren. Ob das zum Sieg im englischen Derby reichen wird, weiß ich nicht. Immerhin wurde sein Erfolg in der Chester Vase deutlich durch Sea The Storm, den damaligen Zweiten, aufgewertet. Und ganz ohne Speed ist Hans Holbein auch nicht.



Ein wenig Kultur muss sein auf diesen Seiten: Der Maler Hans Holbein der jüngere in einem Selbstportrait aus dem Jahre 1542. Viele, viele Jahre später läuft ein dreijähriger Hengst gleichen Namens im englischen Derby. (Foto Wikimedia Commons)



Mittwoch, 20. Mai 2015
Derby-Watch: Quasillo auf den Spuren von Lavirco
Sven Wissel hatte die Lage schnell erfasst: „Das ist nur eine Trainingseinheit für Quasillo“, kommentierte der Rennbahnkommentator den Zieleinlauf des pferdewetten.de - Bavarian Classics, das in diesem Jahr nicht in München, sondern in Hannover stattfand. In der Tat – es war ein sehr leichter Sieg des Fährhofers in dieser Gruppe III-Prüfung über 2000 Meter.

Das Bavarian Classic ist eine wichtige Vorprüfung für das Deutsche Derby in Hamburg. Viele prominente Pferden siegten hier schon: Acatenango, Monsun, Tiger Hill, Ransom O’War oder Scalo sind nur einige jüngere Beispiele, Lucky Speed und Samum schafften in den letzten Jahren sogar das Double Bavarian Classic und Derby.
Ob Quasillo ihnen nacheifern kann, wissen wir natürlich noch nicht. Fest steht: Es war ein sehr leichter Sieg, Eddie Pedroza musste gar nicht die Peitsche bemühen. Alle Reserven sollte der Sea The Stars-Sohn noch lange nicht aufgedeckt haben. Zumal ihm beispielsweise sein Trainer Andreas Wöhler noch etwas Unreife attestierte. Verständlich, es war ja erst der zweite Start. „Aber er macht das einfach durch sein Können wett“, bemerkte sein Betreuer auf der Homepage des Stalles.
Besonders imponierte die Coolness von Quasillo, den offenbar wenig aus der Ruhe bringen kann. Ein stabiles Nervenkostüm ist gerade im Hamburger Derby-Rummel von großem Vorteil.
Natürlich weiß man noch nicht, was die Form wert ist. Der Zweite Ajalo war zuletzt im Busch-Memorial hinter Karpino, hat keine Derbynennung. Lovato, der Dritte, ist noch sieglos. Etwas mehr hätte ich von Iraklion erwartet, der vorher in München sehr souverän zum Zuge kam.
Jedenfalls ist Quasillo nach langer Zeit mal wieder ein chancenreicher Kandidat in den schwarz-gelben Farben des Gestütes Fährhof. Der großartige Lavirco triumphierte zuletzt 1996 in Hamburg-Horn für dieses Traditions-Gestüt. Ein Sieger in diesen Farben erfreut den Kolumnisten immer, aber wer den Wöhler-Schützling jetzt zu Kursen von 3,5 wettet, dem ist nicht mehr zu helfen. Denn jede Wette, dass Quasillo in Hamburg zu höheren Kursen an den Ablauf kommt.

Nutan, Devastar und Elm Park
Ansonsten tat sich relativ wenig im Derbymarkt: Der hochgehandelte Nutan aus dem Quartier von Peter Schiergen gewann seine Pflichtaufgabe völlig mühelos und ist nach zwei Starts nicht mehr sieglos.
Gut gefallen hat mir Devastar, der in einem Sieglosen-Rennen in Dortmund am Himmelsfahrt-Tag vor Sweet Thomas und Mister Universum (auch schon Dritter hinter Quasillo) blieb und dabei bei seinem Lebensdebüt viel Kampfgeist und noch reichlich Unreife verriet. Devastar war an diesem Tag Teil einer großartigen Stallform von Trainer Markus Klug, der die Hauptrennen in Dortmund und Hoppegarten gewann.
Das Deutsche Derby spielte auch bei den Dante Stakes in York eine Rolle – allerdings eine nur sehr untergeordnete. Die Prüfung gilt als wichtigster Trial für das Englische Derby in Epsom und wurde von Golden Horn, dem Tipp des Kolumnisten, sehr überzeugend gewonnen. Doch dieser Golden Horn hatte ursprünglich gar keine Nennung für das Englische Derby, war für das kürzere französische Derby vorgesehen. Inzwischen wurde der Schützling von John Gosden aber nachgenannt für den Klassiker auf dem schwierigen Kurs von Epsom.
Dritter an diesem Tag in York wurde Elm Park. Dieses Pferd aus dem Stall von Andrew Balding hat bekanntlich auch noch eine Derbynennung für das deutsche Pendant. Ob er in Hamburg laufen wird, das ist alles noch rein spekulativ. Ich glaube eher nein. Erst einmal aber geht es nach Epsom. Das Jahresdebüt kann ich schwer einschätzen – gegen den Sieger und den Zweiten Jack Hobbs war Elm Park chancenlos. Aber offenbar brauchen viele Balding-Pferde in diesem Jahr ihren ersten Start.
Der Hengst war zweijährig sehr erfolgreich, triumphierte in vier seiner fünf Starts. Unter anderem siegte er auf sehr weichem Boden in der Gruppe 1 Racing Post Trophy in Doncaster. Ob da dreijährig noch weitere Steigerung möglich ist? Ich bin da eher skeptisch und denke da immer an den Fährhofer Sumitas, der auch ein großartiger Zweijähriger war, aber dreijährig eher stagnierte. Später war er allerdings in den USA durchaus erfolgreich.



Sehr interessante Aussagen über Elm Park von Andrew Balding und seinem Team. Das große Ziel heißt Epsom. Wenn er da gut läuft, wird er sicher nicht in Hamburg starten.



Donnerstag, 30. April 2015
Derby-Watch: Wieder alles Wöhler
Derby-Watch Teil 2: Im Blickpunkt am kommenden Wochenende steht der Metzler-Preis über 2000 Meter in Frankfurt. Eine Gruppe 3-Prüfung, in der in den letzten Jahren immer sehr gute Pferde die Nase vorn hatten. 2014 triumphierte der spätere Derbysieger Sea The Moon, das Gleiche schaffte auch Kamsin im Jahr 2008. Und auch sonst zieren die Siegerliste illustre Namen: Novellist etwa, der spätere King George-Heroe. Auch Earl of Tinsdal, Scalo, Prince Flori oder Königstiger waren sehr gute Pferde.


Der wahrscheinliche Favorit im Metzler-Preis:
Rogue Runner (Foto German Racing/Ruehl)


Dem gilt es am Sonntag nachzueifern. Nur der vielversprechende Mohadjer hat von den acht Startern keine Derbynennung hat. Das Pferd aus dem Stall von Waldemar Hickst ist ein interessanter Kandidat, auch wenn die Siegform aus Argentan schwer einschätzbar ist.
Doch das meiste Interesse bekommt wie so häufig in diesem Jahr ein Pferd aus dem ostwestfälischen Quartier von Trainer Andreas Wöhler. Rogue Runner gewann seine beiden Starts, zuletzt im April in Hoppegarten als heißer Favorit über 1600 Meter. Da zog der Hengst nach einigen Umwegen auf den letzten Metern noch richtig gut an, dennoch war es eine knappe Angelegenheit.
„Er ist mental zuweilen schon noch ein ziemlicher Kindskopf und viel Routine hat er auch noch nicht - umso mehr wissen wir diesen Sieg zu schätzen“, schrieb der Trainer nach dem Hoppegartener Sieg auf seiner Homepage. Die längere Strecke in Frankfurt werde ihm entgegenkommen. Rogue Runner steht im Besitz von Qatar Racing, den Ritt in Frankfurt übernimmt Oisin Murphy, eines der größten Talente im englischen Turf. Wenn ich nicht in Dortmund wohnen würde und Frankfurt nicht gerade in der Nachbarschaft liegt, wäre das alleine ein Grund, diesen Renntag zu besuchen.
Auch der zweite Favorit kommt mit Fair Mountain aus dem Wöhler-Stall. Der Hengst des Stalles Margarethe siegte Start-Ziel im Figge+Schuster AG Derby Trial in Bremen und imponierte dabei sehr, zumal der klebrige Boden gar nicht nach seinem Geschmack war. Er schlug dabei Agosteo, den er am Sonntag wiedersehen wird.
Schauen wir mal, ob die gute Wöhler-Serie hält: Denn in der letzten Woche rückte Karpino nach seinem überzeugenden Erfolg im Dr. Busch-Memorial in Krefeld in eine prominente Derby-Position.

Ein Kollege von Sea The Moon
Doch die Gegner für Rogue Runner und Fair Mountain sind nicht gerade Pappkameraden: Da wäre etwa Space Cowboy aus dem Stall von Roland Dzubasz in Hoppegarten. Sehr interessanter Teilnehmer, nicht nur weil der Hengst die Farben des Vorjahressiegers Sea The Moon trägt. Seinen einzigen Start absolvierte er zweijährig über 1900 Meter in Dresden und besiegte dabei unter anderem Fair Mountain. Seitdem steht er im Derby-Langzeitmarkt sehr weit oben.
Auch die anderen Kandidaten haben ihre Meriten: Molly Le Clou war zweijährig immerhin schon Listensieger und Gruppeplatziert, die Bilanz des Stallgefährten Areo liest sich 2-2-1. Shadow Sadness vervollständigt das Feld, zuletzt war er in Köln chancenlos gegen Isidor über 2200 Meter.
Schon knapp Stunden vorher gibt es im Metzler Japan-Rennen Derbyhinweise. Sieglose Pferde kommen an den Start, sein Lebensdebüt gibt beispielsweise der gut gezogene Ittlinger Strato, Halbbruder des Gruppe 1-Siegers Scalo. Eine Derbynennung hat zudem noch Summer Paradiese, zuletzt in Köln ein wenig enttäuschend, und der Röttgener Ausblick.
In Düsseldorf stehen am Sonntag zwar die Damen im Henkel-Stutenpreis im Fokus, aber auch in Richtung Hamburg könnte es Hinweise geben. Im Somat-Rennen haben fünf der acht Starter noch das Derby als Langzeitziel. Die beste Formen hat der Schiergen-Schützling Nordic Flight, ihre bisherigen Leistungen müssen Aigual, Shining Rules und Well Kept steigern. Sein Lebensdebüt gibt der Ittlinger Novano.
Schon am Maifeiertag rücken einige Hamburg-Kandidaten in die Boxen. So zum Beispiel im Preis der Wettannahme Riem in München über 2000 Meter, wo der Sprengel-Schützling Iraklion und Lokalmatador Edington, der sein Lebensdebüt gibt, starten.
Und selbst in Mannheim läuft ein Derby-Kandidat: Savelletri müsste die Aufgabe am Freitag schon gewinnen, wenn sein weiterer Weg Richtung Hamburg führen soll. Beim Debüt in Bremen war er Sechster und weit geschlagen von Fair Mountain, doch sein Trainer Christian von der Recke weiß, wie man mit einem Außenseiter in Hamburg überrascht. Eric wurde 2014 immerhin Vierter.



Freitag, 24. April 2015
Derby-Watch: Der nächste Talente-Check
Die Derby-Uhr tickt weiter: In Krefeld steht am Sonntag das Dr. Busch-Memorial (Gruppe 3) auf dem Programm. Eine richtige Traditionsprüfung, in den letzten 20 Jahren haben immerhin Next Desert (2002) und Samum (2000) das Doppel Busch-Memorial – Derby geschafft. Der letztjährige Sieger Lucky Lion scheiterte im vergangenen Jahr in Hamburg-Horn nur an dem Ausnahmepferd Sea The Moon.



Wahrscheinlich in der Favoritenrolle im Dr. Busch-Memorial: Karpino, hier noch in den Farben des Gestütes Fährhof (Bild: German Racing/Rühl)

Natürlich gibt es in Deutschland noch andere Klassiker: Das Mehl-Mülhens-Rennen zum Beispiel im Mai in Köln. Das passt mit seiner Distanz von 1600 Metern eigentlich auch besser zum Busch-Memorial mit seinen 1700 Metern. Aber das Derby ist eben das Rennen der Rennen im deutschen Galopprennsport – und darum steht es auch in dieser Kolumne im Focus.
Vier der sieben Teilnehmer in Krefeld haben eine Nennung für die Prüfung am 5. Juli: Karpino, Los Cerritos, Ebeltoft und Areo. Am kürzesten im Wettmarkt steht der von Andreas Wöhler trainierte Karpino. Die Stallform im Wöhler-Quartier ist derzeit prächtig, den einzigen Start absolvierte der Hengst zweijährig in Hoppegarten noch ein wenig unreif, aber dennoch überzeugend. Vor kurzem wechselte er den Besitzer: Pearl Bloodstock aus Katar kaufte den Cape Cross-Sohn vom Gestüt Fährhof. Am Sonntag wird Andrea Atzeni, Jockey-Senkrechtstarter aus England, im Sattel sitzen.
Erinnerungen an 2013 werden wach: Da triumphierte Chopin hochüberlagen und wechselten dann in den Besitz der Herren aus Katar. Der nächste Griff war einer zu den Sternen: Chopin lief im englischen Derby, wurde nicht weit geschlagen Siebter. Nur die Distanz wurde ein wenig zu lang. Dieser Start kostete allerdings viel Kraft.

Graasten auf den Spuren Empolis
Los Cerritos aus dem Stall von Karl Demme ist immerhin Bahn- und Distanz-Sieger und triumphierte im November als 273:10-Außenseiter im Herzog von Ratibor-Rennen (Gr.3). Das Jahresdebüt in Düsseldorf war nicht schlecht. Und auch Ebeltoft und Areo zeigten im letzten Jahr schon ihr Talent.
Für alle gilt jedoch: Die Frage nach dem Stehvermögen wird am Sonntag noch nicht beantwortet. Das Derby in Hamburg-Horn ist bekanntlich 700 Meter länger.
Über eine größere Distanz geht es im Rennen um den SWK Fernwärmepreis am Sonntag in Krefeld. Drei der nur sechs Starter haben in der Prüfung über 2050 Meter eine Derbynennung: Der Debütant Bonusdargent und der zweimal deutlich geschlagene Ferion werden für Hamburg zu sehr hohen Kursen gehandelt. Interessanter ist Graasten, im Besitz des Gestütes Ebbesloh und trainiert von Peter Schiergen. Der Hengst mit vielen guten Geschwistern steht im Derby-Wettmarkt im vorderen Mittelfeld und wird bei einem guten Lauf weiter nach vorne rücken. So gut scheint das Feld aber nicht zu sein. Immerhin hat Graasten schon ein Rennen auf der Bahn gewonnen. Vor zwei Jahren siegte in dieser Prüfung der gute Empoli ebenfalls aus dem Gestüt Ebbesloh, damals allerdings über 2200 Meter.
Einen Tag vorher am Samstag öffnet die Rennbahn in Mülheim wieder ihre Tore. Auch in diesem Jahr ist man auf der so heimeligen Bahn mit Rennveranstaltungen wieder sehr sparsam. Sportlich dominieren die Handicaps der unteren Kategorie, im Fokus steht aber der Preis der Galopprennbahn Mülheim Ruhr im Fokus. Ein Sieglosenrennen für Dreijährige über 2200 Meter, an den Start kommen neun Kandidaten, deren Potenzial noch lange nicht abzuschätzen ist. Manche Pferde absolvieren zudem ihren ersten Lebensstart. Hot Beat, Night Hawk (beide Trainer Peter Schiergen), Novano (Trainer Waldemar Hickst), Scaramuz (Trainer Jean Pierre Carvalho) und The Artist (Andreas Wöhler) besitzen eine Derbynennung. Nach dem Rennen werden wir ein wenig klüger sein.

Neuer Derbyfavorit
Deutliche Bewegung gab es in der letzten Woche im Derbymarkt deutliche Bewegung. Der Fährhofer Quasillo rückte nach seinem überzeugenden Erfolg in München in die Favoritenrolle. Es war schon ein gutes Debüt des Wöhler-Schützlings, aber der Zweite Shimrano, bislang an der Spitze des Derbymarkts, enttäuschte ebenfalls nicht. Zumal der Zweite dem Sieger Gewicht geben musste. Zwischen den beiden sollte nicht viel liegen, zumal sie noch Potenzial nach oben haben sollten.
Das andere interessante Rennen in Bezug auf das Derby war der TÜV Rheinland-Preis in Köln. Eine stark besetzte Prüfung mit vielen hoch gehandelten Kandidaten über 2200 Meter, am Ende machte die beiden Favoriten Nutan und Guignol die Entscheidung untereinander aus. Letzterer gewann mit einem Hals und war beim ersten Lebensstart erfolgreich. Ein wenig enttäuscht war ich von Summer Paradise, dem die Distanz zu lang wurde.

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