Leider sind diese Meldungen schon seit Jahren keine Seltenheit mehr im deutschen Galoppsport: Mit Sound Check verlässt der nächste Top-Galopper Deutschland Richtung Ausland. Es geht nach Australien, natürlich ist der Melbourne Cup das große Ziel. Und nicht nur dort sind nach den Erfolgen von Protectionist und Almandin Pferde aus deutscher Zucht gefragt.
„Ein Syndikat aus australischen und neuseeländischen Klienten“ habe das Pferd für „gutes Geld“ gekauft“, erklärte sein neuer Trainer Mike Moroney. „Er war sicherlich nicht billig, aber diese Zweimeilenpferde können heute auch eine Menge Geld verdienen.“
In Australien wohlgemerkt. Und deshalb wird Manfred Ostermann, Chef des Gestütes Ittlingen, die Entscheidung leicht gefallen sein. Sound Check – trainiert von Peter Schiergen – zählt zu den besten Stehern Deutschlands, ist Gruppesieger über 3200 Meter und war zuletzt Zweiter im Großen Preis von Berlin (Gruppe 1) über 2400 Meter. Verdient hat der Lando-Sohn 184 000 Euro – hört sich auf den ersten Blick viel an, ist aber im internationalen Vergleich wenig.
Im Melbourne Cup 2018 bekommt der Sieger rund 2,48 Mio. Euro, selbst der Zwölfte erhält noch über 74 000 Euro. Zum Vergleich: In Deutschland gewinnt der Erste im St. Leger (immerhin ein Klassiker) gerade mal 32 000 Euro.
Sound Check war nicht der Einzige: Kurz zuvor meldete galopponline, dass der talentierte Dreijährige Schabau Deutschland verlassen und zukünftig ebenfalls in Australien seine Rennkarriere fortsetzen wird. Zuletzt hatte der Pastorius-Sohn mit dem kölschen Namen das BBAG Steher-Auktionsrennen am Hamburger Derby-Tag überlegen gewonnen. Kaufpreis soll eine „mittlere sechsstellige Summe“ gewesen sein, sein neuer Coach Robert Hickmott trainierte einst Almandin zum Melbourne Cup-Helden.
Almandin hat mehr Stehvermögen als Heartbreak City im Melbourne Cup 2016. Der einstige Schlenderhaner schaffte damit einen der größten Erfolge für die deutsche Zucht.
Einerseits sind diese Aufkäufe ein Kompliment für die deutsche Zucht, andererseits ist der Verlust dieser Pferde für das heimische Renngeschehen ein herber Verlust. Nachvollziehbar sind die Verkaufsentscheidungen ihrer Besitzer allemal. Denn die Verdienstmöglichkeiten in Deutschland sind im Vergleich zu anderen Ländern nicht wettbewerbsfähig.
Der Abgang von Top-Pferden ist gewaltig: Poetic Dream (Mehl-Mülhens-Gewinner 2017), Shimrano (Union-Sieger 2015), Rosenpurpur (Derby-Dritter 2017) oder die ehemaligen Schlenderhaner Guardini, Almandin, Iwanhowe oder Swacadelic – die Liste ist unvollständig.
Das ist auch ein Grund, warum viele Gruppe-Rennen in den letzten Jahren ziemlich schwach besetzt waren. Quantitativ und qualitativ. Da es in Deutschland auch immer weniger gutbesetzte Handicaps der Kategorien 1 und 2 gibt, weil Pferde dieser Klasse in Frankreich mehr verdienen können, werden die deutschen Renntage immer öder. Besserung scheint leider nicht in Sicht zu sein.