Cue Card: Ein Held der Rennbahn geht
Das Ende einer toller Karriere: Hindernispferd Cue Card geht in den Ruhestand. Das Pferd von Trainer Colin Tizzard und Besitzerin Jean Bishop war der Publikumsliebling der letzten Jahre im englischen Hindernissport. Oder wie man dort sagt: a people’s horse.

März 2018 Cheltenham: „Hoffentlich war es das jetzt“, dachte ich nach dem Lauf von Cue Card. In der Ryanair Chase hatte Jockey Paddy Brennan den Wallach angehalten, schon früh war klar, dass er diese Grade 1-Prüfung nicht zum zweiten Mal in seiner Karriere gewinnen würde. Trainer Colin Tizzard wirkte geschockt, doch eine Entscheidung wollte er noch nicht treffen. In dieser Woche kam diese dann: Cue Card beendet mit 12 Jahren seine großartige Laufbahn. Damit geht eines der profiliertesten Pferde der letzten Jahre im englischen Hindernissport in den Ruhestand. Ein Pferd, das seit 2010 immer irgendwie dazugehörte.
Einen Monat zuvor – im Februar 2018 in der Betfair Ascot Chase – blitzte noch mal die alte Klasse auf. Cue Card lief ein famoses Rennen und lieferte dem halb so alten Waiting Patiently einen hartnäckigen Kampf. Am Ende setzte sich der junge Herausforderer durch, aber die Öffentlichkeit feierte den Zweiten gleichfalls frenetisch. „Nicht siegreich, nicht sein zehnter Grade 1-Erfolg, aber vielleicht seine größte Stunde“, jubelte Racing UK-Moderator Nick Luck.
Komischerweise habe ich nie eine Wette mit Cue Card getroffen. Das mag daran liegen, dass ich nicht gerne Favoriten wette, weil die Quote mir zu mickrig erscheint. Der Sohn von King’s Theatre ging häufig als Favorit an den Start. Wenn ich ihn dann doch mal getippt habe, dann hatte er einen schlechten Tag. Wie im Cheltenham Gold Cup 2016, als er fiel, bevor das Rennen entschieden wurde. Es ist ihm schon lange verziehen.


Trainer Colin Tizzard und seine besten Erinnerungen an Cue Card.

Stehaufmännchen
„Er war so gut zu uns“, sagte Colin Tizzard nicht nur einmal über seinen Stallcrack. „Er war das Pferd, das die Tizzards richtig auf die Landkarte brachte“,
meint Jockey Richard Johnson.
Richtig erkannt vom Championjockey, der Cue Card nie ritt: Dass Colin Tizzard später erfolgreich Cracks wie Thistlecrack oder Native River trainierte und sein Stall immer größer wurde, verdankte er auch den Erfolgen von Cue Card.
Neun Grade 1-Siege feierte der Wallach – vom Erfolg im Cheltenham Bumper 2010 als 40:1-Außenseiter bis zum Erfolg in der Ascot Betfair Chase im Februar 2017. Über 1,4 Millionen Pfund Preisgeld erkämpfte er. Mich beeindruckte besonders sein Triumph in der King George Chase 2015, als er auf den letzten Metern noch Vautour abfing. Die Bahn bebte vor Begeisterung, es war ein gigantisches Duell zweier Top-Pferde. Ein paar Tage später verstarb Bob, Ehemann von Besitzerin Jean Bishop.
„Für den Hindernissport war Cue Card eine Rarität“, erklärt Cornelius Lysaght, Renn-Korrespondent der BBC. „Ein Pferd der Leute, hochtalentiert und einfach nur bewundert von der Öffentlichkeit.“ Aber es waren nicht nur die Erfolge und sein spektakulärer Laufstil von der Spitze, die das Publikum begeisterten. Cue Card kämpfte sich auch nach Verletzungen und Stürzen wieder zurück.
„Etwas, das ihn von anderen Pferden unterschied, war seine Fähigkeit zurückzukommen“, sagt sein langjähriger Erfolgsjockey Paddy Brennan. Und das innerhalb kürzester Zeit: Keine drei Wochen nach seinem Sturz im Cheltenham Gold Cup 2016 – der schlimmste Tag in seiner Karriere, so Brennan – deklassierte er Don Poli in der Aintree Bowl Chase. „Das war ein weiteres Markenzeichen dieses Pferdes: Die Zweifler verstummen zu lassen.“
Seinen Abschied von der Rennbahn wird Cue Card am letzten April-Samstag auf der Rennbahn in Sandown Park feiern. Noch einmal werden die Emotionen groß sein, doch danach sind ruhigere Zeiten angesagt. Bei den Tizzards, die ihm so viel verdanken.