Himmelfahrt in Dortmund – und wo verbringen viele Dortmunder traditionell diesen Tag? Auf der Rennbahn im östlichen Stadtteil Wambel. Auch der Kolumnist war in den letzten dreißig Jahren bestimmt über 25-mal auf diesem Renntag, der gesponsert wird von der örtlichen Sparkasse. Das Geldinstitut verteilt zu diesem Zweck ordentlich Freikarten. 14 000 Besucher sollen es an diesem sonnigen Donnerstag gewesen sein. Eine Bilanz.
Für den Kolumnisten war es allerdings ein besonderer Tag. Zum ersten Mal seit seiner Krankheit besuchte er wieder eine Rennbahn. Fazit: Alles wunderbar, auch wenn ich es persönlich etwas zu voll fand und nach dem sechsten Rennen nach Hause fuhr. Aber da waren die wichtigsten Prüfungen auch schon Vergangenheit.
Manches war aber noch ein wenig ungewohnt. Zum Beispiel die Pausen zwischen den Prüfungen, die mir erst mal wieder richtig lang vorkommen. Andererseits ist es schön, wenn sich die Spannung so langsam vor einem Rennen aufbaut. Da kann noch so viel Trubel auf der Bahn sein.
Der Himmel so blau, die Rennbahn voller Besucher - Himmelfahrt in Dortmund. (Bilder (2): uk)
Sportlicher Höhepunkt
Ich trauere ja immer noch der
Derby-Vorprüfung nach. Diese wurde lange an Himmelfahrt in Dortmund gelaufen und oft von sehr talentierten Pferden gewonnen. Aber dann kam irgendwann der große Meetings-Veranstalter Baden-Baden und meinte, auch am Himmelfahrt-Tag veranstalten zu müssen. Die hart arbeitenden Menschen im ökonomisch starken Baden-Württemberg sollten am Feiertag die Chance haben, Pferderennen live zu sehen. Dummerweise für Dortmund kamen die Veranstalter zudem auf die Idee, eine Derbyvorprüfung für dreijährige Pferde anzubieten. Das war das Ende des Dortmunder Rennens. So zu viel zum Thema Solidarität im deutschen Turf, aber was rege ich mich auf?
In diesem Jahr war der Große Preis der Sparkasse ein Listenrennen für ältere Stuten über 1600 Meter, im Jahr davon war es ein Sprint. Mit
Princess Gibraltar triumphierte ein Pferd aus Frankreich. Die etwas unscheinbar wirkende Stute gewann letztlich souverän vor dem tschechischen Gast
Partyday und
Flemish Duchesse, die lange führte, blendend aussah und beste deutsche Teilnehmerin war. Partyday gefiel optisch sehr gut, eine kräftige Stute, die einem Steepler ähnelte.
Wetttechnisch habe ich es leider vermasselt, indem ich zwei Einläufe spielte, nur leider die falschen Pferde kombinierte. Meine Tipps waren Princess Gibraltar und Flemish Duchesse (Erste und Dritte) sowie Partyday und
Lbretha (der andere französische Gast, leider geschlagen).
Der Nachwuchs
Der Papa
Frankel das wohl beste Pferd der letzten Jahre in England, die Mutter
Queen’s Logic eine mehrfache Gruppe 1-Siegerin – blaublütiger als
King’s Advice kann kein Rennpferd gezogen sein. Optisch allerdings sieht der Hengst eher durchschnittlich aus, sein Trainer Andreas Wöhler stuft ihn zudem als eher spät ein. Es dauerte auch eine Weile, bis beim King der Groschen fiel, aber dann beschleunigte er noch sehr gut. Die Gegner sollten zudem nicht schlecht gewesen sein, auf die Laufbahnen etwa von
Marillion, der Stute
Near Big sowie
Nachito darf man gespannt sein. Mal sehen, wie viele Sieger aus diesem Rennen kommen. King’s Advice war übrigens der erste Frankel-Nachkomme auf einer deutschen Rennbahn. Baden-Baden wird neidisch sein.
Auf den letzten Drücker wurde ebenfalls das Maidenrennen für die Stuten entschieden. Doch hier hatte der Wöhler-Stall mit
Wadia das Nachsehen,
Gen Chi aus dem Stall von Pavel Vovchenko zeigte starken Speed und fing Wadia noch ab. Auch hier sollten potentiell gute Vollblüter am Start gewesen sein, mir gefiel speziell die Debütantin
Noble Rose, die bald noch mehr zeigen dürfte.
Und sonst?
Leider gab es überwiegend kleine Felder speziell in den unteren Handicaps. Das verwundert ein wenig, sind diese Prüfungen meistens quantitativ gut besetzt. Ansonsten war es – wie gesagt – proppenvoll auf der Bahn. Das ist es an diesem Renntag eigentlich immer, wenn das Wetter gut ist. Kinderspektakel, lange Schlangen an den Imbissständen und auch an den Wettschalter – es ist schon ein besonderes Flair. Manchmal nerven die Schlangen, aber besser so als diese trostlosen Winterveranstaltungen.
Wenn es nach mir gehen würde, sollte Dortmund viel mehr im Sommer veranstalten. Oder mal was zusammen mit dem BVB machen. So wie das Bahnen in Köln und Hannover mit ihren Fußball-Profiklubs erfolgreich praktizieren. Da würde man die Zuschauerzahl 14000 noch mal locker übertreffen. Jede Wette.
Zugegeben: Das Bild ist nicht besonders gut. Aber es zeigt King's Advice, den Sieger des vierten Rennens und ersten Frankel-Nachkommen im deutschen Turf.