Parvaneh in Köln, Bravo Zolo in Newmarket
Der Preis von Europa in Köln und das Heritage Handicap Cambridgeshire in Newmarket sind für diese Kolumne die Rennen des Wochenendes. Die besten Tipps.

Das war doch letzte Woche mal eine Ansage: Unser Tipp Near England gewann das deutsche St. Leger nach einer großartigen Leistung von Ross und Reiter. Andreas Helfenbein servierte der Stute ein nahezu perfektes Rennen. Gut gefallen hat mir zudem, wie Near England auf der Zielgeraden noch mal anzog und die Attacken der Wöhler-Schützlinge Tellina und Rock of Romance abwehrte. Ganz großes Kino, 108:10 war eine mehr als lukrative Quote für die Stute von Trainer Markus Klug und eine Entschädigung für manch‘ schlappe Tipps dieser Kolumne. Gestüt Wittekindshof geht eben immer in Dortmund.
Aber es geht weiter und dieses Wochenende bringt neue interessante Prüfungen. Diese Kolumne konzentriert sich auf den Preis von Europa, Gruppe 1 über 2400 Meter in Köln und das Cambridgeshire am Samstag in Newmarket über etwas mehr als 1800 Meter, eines der Herbst-Wetthöhepunkte des englischen Turfs.

Preis von Europa
Den Anfang macht in Köln der Preis von Europa. Es gab Jahre, da war die Besetzung sowohl qualitativ und quantitativ eher dünn. Zumindest die Qualität stimmt in diesem Jahr: Iquitos ist einer der diesjährigen Aufsteiger des deutschen Turfs und gewann zuletzt höchst beeindruckend den Großen Preis von Baden. Besonders wenn das Tempo hoch ist, sollte dem Speedpferd die lange Kölner Zielgerade entgegenkommen. Nightflower lief in Baden-Baden ihr bestes Rennen der Saison, sah kurz wie die Siegerin aus, aber dann kam Iquitos angeflogen.
Parvaneh ist frische Gruppe 2-Gewinnerin aus Baden-Baden, auch sie hat viel Speed und schon in Köln gewonnen. Serienholde siegte in diesem Jahr im Preis der Diana, enttäuschte aber ein wenig im Großen Preis von Baden. Trainer Andreas Wöhler sagte nach dem Rennen, dass die „Stute keine Steherin ist“ und auf kurzen Strecken besser sei. Da verwundert es dann doch, dass sie in Köln wieder über 2400 Meter läuft.
Wöhler schickt auch Red Cardinal an den Start. Eigentlich hatte ihn Australia Bloodstock für Australien erworben, doch eine Verletzung stoppte ihn. Nach Vorformen (Dritter im Gruppe 3-Rennen, davor zweimal im Handicap erfolgreich) ist der ehemalige Engländer schwer vorstellbar.
Eine Nennung für den Melbourne Cup hat ebenfalls noch Elite Army aus dem Godolphin-Imperium. Zuletzt enttäuschte er zweimal als durchaus gewettetes Pferd in englischen Gruppe 2-Rennen, davor stand ein guter zweiter Platz in einem starken Royal Ascot-Handicap. Eigentlich ist er mit seinen fünf Jahren noch relativ wenig geprüft, vielleicht kann er ja überraschen.
Nicht unbedingt ein Gewinnertyp ist Sirius aus dem Stall von Andreas Löwe. Aber dennoch zeigt er meist gute Leistungen, ein Platzgeld könnte möglich sein. Ähnliches gilt für Kasalla, eine weitere dreijährige Stute, die aber schon hinter Parvaneh und Serienholde war.

Tipp: Parvaneh ist nur eine von mehreren Möglichkeiten, Nightflower, Iquitos und Serienholde werden harte Gegner sein. Nicht ganz abhaken würde ich Elite Army, zumal die Stallform von Trainer Saeed Bin Suroor deutlich angezogen hat.



Preis von Europa 2011: Campanologist gewinnt mit Frankie Dettori.

Das Cambridgeshire
Damit kommen wir zur Wett-Reifeprüfung des Wochenendes. Das Cambridgeshire über etwas mehr als 1800 Meter ist ein Highlight des Samstag-Programms in Newmarket. Den Sieger zu finden, gleicht oftmals der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Das Heritage Handicap ist eine extrem offene Angelegenheit, 35 Pferde sollen starten. Der Favorit steht 80:10, heißt Third Time Lucky und kommt aus dem Quartier von Richard Fahey. Es ist der Vorjahressieger, in diesem Jahr bei drei Starts noch sieglos, aber mit aufsteigender Form. Auch wenn die Bilanz des Favoriten in diesem Rennen, das es seit 1839 gibt, gar nicht so schlecht ist, interessieren doch andere Pferde mehr.
Bravo Zolo beispielsweise aus dem Stall von Jeremy Noseda. Eigentlich galt der Wallach eher als Spezialist für die Allwetterbahnen, doch dann hätte er sich zuletzt im April beinahe das Lincoln Handicap in Doncaster geschnappt. Danach pausierte er, doch die Pause stört nicht, denn frisch läuft Bravo Zolo eigentlich immer gute Rennen.
In so einem Rennen kann man ruhig ein zweites Pferd tippen: American Artist ist ein großer Außenseiter, aber die letzte Form hinter Sacret Art in Sandown war wieder besser. Roger Varians Stallform hat wieder angezogen, der Wallach ist noch wenig geprüft, vielleicht kann er ja überraschen. Ein Kandidat für Sieg und Platz.

Tipps: Bravo Zolo (Sieg), American Artist (Sieg/Platz)



Die Kavallerie in Aktion und am Ende triumphiert I cried for you überlegen im Cambridgeshire 2001. 340 für 10 gab es für den Sieger