Zlatan gegen den Rest der Welt
Er kokettiert schon sehr mit seinem Außenseiter-Image und seiner Herkunft aus einem Problemviertel. „Ich bin Zlatan Ibrahimovic“, nennt der schwedische Weltklasse-Stürmer seine Biografie. „Meine Geschichte erzählt vom (Journalisten) David Lagercrantz.“ Bester Spruch: „Du kannst einen Typen aus dem Ghetto holen, aber du holst niemals das Ghetto aus einem Typen.“ nurpferdeundfussball hat das Werk gelesen. Ein Fazit in sechs Punkten.

Philosophie
„Es ist okay, nicht so zu sein wie alle anderen. Glaubt nur immer an euch selbst, für mich ist es trotz allem gut ausgegangen.“

Inhalt
Das Werk beginnt mit einem Schlüsselerlebnis beim FC Barcelona im Herbst 2009. „Du“, sagte der damalige Barca-Coach Pep Guardiola. „Hier bei Barca stehen wir mit beiden Füßen auf dem Boden. Und hier kommen wir nicht mit Ferraris und Porsches zum Training.“ Peng, das saß beim aus armen Verhältnissen stammenden Zlatan, der gerne seinen automobilen Reichtum zeigte. Doch das Verhältnis Ibrahimovic und Guardiola wurde noch schlechter.
Danach geht es streng chronologisch weiter:
- die schwere Kindheit im Malmoer Problemviertel Rosengard. Die Eltern kommen aus dem damaligen Jugoslawien, leben getrennt und schlagen sich mit diversen Jobs durchs Leben.
- Die ersten fußballerischen Gehversuche bei diversen Klubs. Dort gilt der junge Zlatan als hochtalentiert, ist aber nur schwer ins Team integrierbar. Später wechselt Ibrahimovic dann zu Malmö FF. Ein Verein mit viel Tradition, 18facher schwedischer Meister und in den 80er Jahren mal Finalist in der Champions League, die damals noch Europapokal der Landesmeister hieß.
- Die anderen Profistationen, allesamt erste Adressen des Weltfußballs: Ajax Amsterdam, Juventus Turin, Inter Mailand, FC Barcelona, AC Mailand. Nur das letzte Gastspiel bei Paris Saint Germain kam zu spät für die Biografie.

Beifall
Ibrahimovic/Lagercrantz reden nichts schön und benennen im Gegensatz zu anderen Büchern dieser Art die Probleme knallhart. „Mit Küsschen oder so war nichts bei uns“, schreibt er über eine Jugend in Rosengard. „Du musstest die Zähne zusammenbeißen, und es gab Chaos und Streit und Schläge und Ohrfeigen.“ Das macht hart im Schmelztiegel der Nationen in Malmö.
Inhaltliche Höhepunkte sind die Jugendjahre und die erste Profistation bei Ajax Amsterdam sind sehr spannend zu lesen. Der Weltklub Ajax etwa, er holt seine Neuverpflichtungen und verfrachtet sie in ein ödes Apartment in den Vororten, ohne sich weiter um seine jungen und teuren Spieler zu kümmern. Ibrahimovic eckt bei vielen an, zieht sein Ding gnadenlos durch. Er will nach oben und landet bei Trainer Fabio Capello, dessen gnadenloser Siegeswille ihn mächtig beeindruckt.
„Ihr seid faul, ihr seid Scheiße“, sagt Capello einst zu seinen Spielern. Ibrahimovic schätzt Capello danach noch mehr.

Pfiffe
Je weiter im Text, desto langweiliger wird es. Profileben im Luxus. Die Journalisten belagern ihn, Ibrahimovic mag sie nicht. Und immer lockt mehr Geld: Zlatan ist auch nur einer dieser Söldner, der von Verein zu Verein zieht und sein Gehalt dabei immer wieder erhöht. Immerhin ist er so ehrlich und sagt nichts über Vereinsliebe und die besten Fans der Liga. Aber die selbstherrliche Art des Zlatan Ibrahimovic nervt manchmal gewaltig.

Lieblingsfeind
Ganz klar Pep Guardiola, der heutige Trainer des FC Bayern München und damalige Coach des FC Barcelona. Zwei Welten trafen offenbar aufeinander: der asketisch und bescheiden wirkende Guardiola, der nach „Ghetto-Art“ gerne mit seinem Reichtum protzende Zlatan. Am meisten ärgert „Ibra“, dass Guardiola ihn quasi wie Luft behandelt und nicht mit ihm spricht. Er könne mit starken Persönlichkeiten nicht zurechtkommen, schreibt der Schwede über Pep. Oder mit Leuten, die nicht ins Barca-System passen.

Urteil
Eine Biografie wie die Spielweise des Zlatan Ibrahimovic: Oft herzerfrischend unkonventionell, manchmal ein wenig daneben. Der Mann ist eben eine ehrliche Haut und kennt nur Vollgas.