Derby-Starter 2015: Ein schwacher Jahrgang
Schon im Vorfeld häuften sich die Hiobsbotschaften: Mit Karpino und Quasillo verabschiedeten sich früh zwei Top-Favoriten verletzungsbedingt und liefen nicht im wichtigsten Rennen eines Vollblüters. Es ist wieder Zeit zur Analyse: Wie entwickelten sich die Derby-Starter weiter. Das Ergebnis ist ein wenig ernüchternd.



Derbysieger Nutan musste früh die Renn-Karriere beenden (Foto Rühl/German Racing)

Nutan: Der überlegene Derbysieger, der wie ein Pferd anderer Klasse siegte. Das war erst sein vierter Lebensstart, aber leider folgte nur noch ein weiterer. Dabei schlug sich Nutan sehr achtbar im Großen Preis von Berlin gegen Cracks wie Second Step und Ito, wurde Dritter. Doch das war sein letzter Start, verletzungsbedingt beendete der Duke-of-Marmalade-Sohn seine Laufbahn und wurde Deckhengst.

Palace Prince: Eine der größten Derby-Überraschungen, weil ihm nur wenige das Stehvermögen für 2400 Meter zugetraut hatten. Danach sattelte ihn Trainer Löwe im Krefelder Sparkassen-Preis (Gruppe 3) über 2050 Meter und Palace Prince siegte knapp gegen den talentierten Iquitos. Später griffen die Verantwortlichen nach den Sternen: Die Leistung als Vierter im Großen Preis von Baden (Gr. 1) war ordentlich, die Aufgabe in den Champion Stakes in Ascot eine Nummer zu groß.

Fair Mountain: Lief ein tolles Rennen aus dem Vordertreffen und sorgte mit seinem dritten Platz für einen kleinen Trost im Wöhler-Quartier. Beim nächsten Start im Preis der Deutschen Einheit am 3. Oktober war er laut Trainer-Homepage „zu frisch“ und wurde Siebter von acht Pferden. Aber der Fokus lag eh’ auf dem Großen Preis von Bayern am 1. November und mit dem dritten Platz hinter den überlegenen Ito und Prince Gibraltar zeigte sich das Quartier sehr zufrieden.

Areo: Der Derby-Tipp dieser Kolumne, verkaufte sich als Vierter ordentlich und hatte einen sehr starken Moment auf der Geraden. Eine Siegchance besaß er jedoch nicht, aber die Leistung war schon formgemäß. Kein weiterer Start in Deutschland, das Gestüt Ittlingen verkaufte den Hengst bereits Ende Juli nach Hongkong.

Rogue Runner: So recht konnte der Hengst seine Vorschusslorbeeren nie einlösen. Schon vorher glich seine Karriere einem Wellental und das setzte sich auch fort. Der Derby-Lauf auf Platz 5 war eine seiner besseren Leistungen, danach kam eine weitere Enttäuschung in Krefeld. Platz 4 im Bosporus-Cup in Istanbul zeigte wieder das bessere Gesicht. Auf der Arc-Sale im Oktober wechselte der King’s Best-Sohn den Besitzer. Der erste Start für Eckhard Sauren und Trainer Mario Hofer endete als 15 von 16 in einem Listenrennen in Deauville.

Summer Paradies: Sechster im Derby, danach kein weiterer Start. Der Hengst musste wegen einer Verletzung pausieren und wechselte von Trainer Jens Hirschberger zum Kollegen Marco Klein.

Molly Le Clou: Der Derby-Siebte ging wieder zurück auf die Meile, zumal er auf dieser Distanz als Dritter im Mehl-Mülhens-Rennen seine beste Leistung zeigte. Zwei Starts in der Topkapi Trophy/Istanbul (Gruppe 2) und im Premio Vittorio Di Capua/Mailand (Gruppe 1), zweimal war der Schimmel deutlich geschlagen.

Isidor: Achter im Derby, gut gewettet, aber nie ein Faktor. Nach dem Derby-Start kam der Schlenderhaner nicht mehr auf die Bahn.

Iraklion: Der Derby-Neunte hat immerhin vier Starts nach der Hamburger Prüfung absolviert. Dabei belegte der Schützling von Trainer Christian Sprengel dreimal Platz 4, besonders die Leistungen in den Listenrennen über Steher-Distanzen lesen sich ganz ordentlich.

Lovato: Ging sieglos ins Derby, wurde 10 und enttäuschte danach als 14:10-Schuss in einem Maidenrennen in Hoppegarten, als der Ittlinger gegen die Schlenderhanerin Amazona unterlag.

Shimrano: Der Union-Sieger startete als Favorit, doch er fand nie ins Rennen und endete weit geschlagen als 11. Eine rätselhafte Vorstellung, nach der Prüfung kritisierten die australischen Besitzer Trainer Paul Harley wegen zu hartem Training und Jockey Adrie de Vries für seinen Ritt. Nach dem Derby lief Shimrano nicht mehr. Trainer Harley kündigte seinen Trainerjob, obwohl diese Entscheidung schon vor dem Derby fiel.

Shadow Sadness: 12. in Hamburg und danach viermal chancenlos, unter anderem im St. Leger in Dortmund. Der Überraschungs-Erfolg im Frankfurter Metzler-Preis aus dem April wurde eigentlich nie bestätigt.

Graasten: Platz 13 im Derby, im Laufe des Jahres kamen drei weitere Starts hinzu. Ob Ausgleich 1 in Hoppegarten, Auktionsrennen in Baden-Baden oder Altersgewichtsrennen in Maisons Laffitte: Jedes Mal blieb der Ebbesloher ohne Chance.

Koffi Prince: Wenigstens ein Pferd, das ein Rennen nach dem Derby gewann. Der markante Fuchs aus dem Rennstall Darboven siegte im Oktober in Hoppegarten im Ausgleich 1. Weiterhin platzierte sich der 14. im Derby in zwei weiteren guten Handicaps.

Nordic Flight: Im Derby als 15. eine kleine Enttäuschung, lieferte das Pferd aus dem Stall von Peter Schiergen danach immerhin drei solide Leistungen ab: Sieg im Badener Auktionsrennen (siehe Video unten), Zweiter in einem Düsseldorfer Listenrennen und Platz 3 im klassischen St. Leger in Dortmund. Bei der Arc-Sale ging der Adlerflug-Sohn für 300 000 Euro an australische Interessenten.



Bonusdargent: Einer der größten Außenseiter im Derby und dort als 16. ohne Möglichkeiten. Nach Hamburg unplatziert im Krefelder Sparkassen-Preis (Gruppe 3), im Herbst wechselte der Hengst von Trainerin Erika Mäder zur Kollegin Pia Brandt nach Frankreich. Dort begann er immerhin mit einem Sieg und Platz 2 in Altersgewichtsrennen, bei zwei weiteren Starts in Listenrennen erntete der Neu-Franzose nichts.

Hot Beat: Vorletzter im Derby. Die beste Leistung bei drei späteren Starts war ein zweiter Platz im Ausgleich 1 hinter Moscatello. Im St. Leger landete der Ammerländer im Mittelfeld.

Shining Rules: Letzter in Hamburg, diese Anstrengungen forderten ihren Tribut. Die beste Leistung war noch ein zweiter Platz im Bad Harzburger Auktionsrennen, die anderen Starts in Auktionsrennen und im Ausgleich 2 endeten unplatziert.

Urteil
Nach den Leistungen der Derby-Teilnehmer 2015 ist die Klasse von 2012 eine schlechte. Nur Palace Prince gewann nach dem Derby ein (schwaches) Gruppe-Rennen, nur drei weitere Pferde siegten überhaupt. Natürlich ist es Pech, das hoch gehandelte Kandidaten wie Quasillo und Karpino sich früh verletzten und der überlegene Derbysieger Nutan nach nur einem weiteren Start seine Laufbahn beenden musste. Dennoch ist die Bilanz der Derby-Starter reichlich dürftig. Die beste Vertreterin des Vollblut-Jahrgangs 2012 lief nicht im Hamburger Rennen: die Stute Nightflower siegte unter anderem im Kölner Preis von Europa. Immerhin trug sie die gleichen Farben wie der Derby-Triumphator.

Quellen: eigene Recherchen, Turf-Times, Racebets, Galopponline