Alles Treve oder doch nicht
Für die Buchmacher ist die Sache klar: Treve geht als klare Favoritin in den Prix de l'Arc de Triomphe 2015. Schafft die französische Stute den dritten Erfolg in Serie in diesem Champion-Rennen am Sonntag in Paris-Longchamp? Die Vorzeichen stehen gut, die Quote ist aber entsprechend lausig. Gibt es Alternativen? Starter und Chancen für den Arc 2015.



Im Blickpunkt im Arc: Treve (Foto German Racing/Rühl)

Treve (Trainerin Criquette Head-Maarek): Im Gegensatz zu 2014 kommt die französische Stute diesmal ohne Makel in den Arc 2015. Seit ihrem beeindruckenden Erfolg im letzten Jahr ungeschlagen, gewann drei Rennen ohne große Anstrengungen. Eigentlich passt alles: Distanz, Boden, Form. Und im Gegensatz zu manchem ihrer dreijährigen Kontrahenten ist der Arc 2015 ganz eindeutig der Höhepunkt ihrer Kampagne.

New Bay (Trainer Andre Fabre): Der beste französische Dreijährige, Sieger im Prix du Jockey Club, dem französischen Derby. Zuletzt zeigte er im Prix Niel, dass er auch 2400 Meter kann. Ein Pferd mit viel Speed, in großen Feldern erprobt und zudem trainiert von Trainer-Doyen Andre Fabre, der weiß, wie solche Rennen gewonnen werden. Ein starker Gegner für Treve.

Golden Horn (Trainer John Gosden): Englischer Derbysieger, das beste Pferd in England über längere Distanzen und nachgenannt für den Arc. Die einzige Niederlage seiner Laufbahn gab es in York gegen die Stute Arabian Queen, die diese Form aber in Longchamp gegen Treve nicht bestätigte. Auch zuletzt überzeugte mich Golden Horn nicht völlig, als er die Irish Champion Stakes ziemlich „wackelig“ gewann. Am besten zudem auf guten Boden. Dazu stört mich ein wenig, dass Golden Horn eine ziemlich harte Saison hatte und er diese Strapazen in einem harten Rennen wie dem Arc spüren könnte. Sein Trainer ist aber groß in Form.

Found (Trainer Aidan O’Brien): Top-Stute aus dem mächtigen O’Brien-Stall, als Youngster Gruppe 1-Siegerin in Longchamp und in diesem Jahr mehrfach in Top-Aufgaben knapp gescheitert. Zuletzt gute Zweite in den Irish Champion Stakes in Leopardstown. Aber noch nie über 2400 Meter gestartet. Vom Vater Galileo könnte das Stehvermögen kommen, die Mutter Red Evie war eine hochklassige Stute (Gr.1-Gewinnerin), die aber nur bis 1600 Meter im Einsatz war.

Free Eagle (Trainer Dermot K. Weld): Der Kandidat, den Golden Horn in den Irish Champion Stakes aus dem Rhythmus brachte. Ob er letztlich ohne diese Störung gewonnen hätte, ist Spekulation, jedenfalls ging er vorher sehr gut. Mit vier Jahren immer noch relativ wenig geprüft, Gruppe 1-Sieger über 2000 Meter. Auch für Free Eagle ist es der erste Versuch über 2400 Meter, ich halte ihn nicht für einen Steher.

Flintshire (Trainer Andre Fabre): Fünfjähriger Hengst und schon ein bekanntes Gesicht im Arc. 2014 Zweiter hinter Treve, dreifacher Gruppe 1-Sieger und aktuell gut in Form. Allerdings schon mehrfach hinter der Stute, eine Formumkehr ist schwer vorstellbar.

Erupt (Trainer Francis-Henri Graffard): Erst fünf Starts, ein Aufsteiger aus der französischen Provinz. Sieger im Grand Prix de Paris (Gruppe 1), aber zuletzt sah er Grenzen gegen New Bay.

Tapestry (Trainer Aidan O’Brien): Erst der zweite Start in diesem Jahr, das Comeback als Zweite in The Curragh war in Ordnung. Im letzten Jahr weit geschlagen im Arc, die beste Form war ein Gruppe 1-Sieg in den Yorkshire Oaks in York gegen die sehr gute Taghrooda. Das war damals eine große Überraschung, ein Erfolg im Arc wäre eine ebenso große.

Dolniya (Trainer Alain Royer du Dupré): Hochklassige Stute, aber die letzten Formen reichen nicht.

Prince Gibraltar (Trainer Jean Claude Rouget): Gewinner des Großen Preises von Baden. Das war zwar auch Gruppe 1, aber der Arc ist noch mal eine Stufe höher.

Ein Erfolg von Manatee (Andre Fabre), Silverware (Alain Couétil), Eagle Top (John Gosden), Spiritjim (Alain Couétil), Siljan’s Saga (Jean-Pierre Gauvin), Meleagros (Alain Couétil) oder Frine (Carlos Laffon-Parias) würde zumindest die Buchmacher entzücken, denn diese Pferde sind allesamt große Außenseiter. Shabah (Andre Fabre) soll als Tempomacher für Treve agieren.

Urteil
Mehr ein Rennen zum gucken denn zum wetten. Alles spricht für den Hattrick von Treve, es wäre eine famose Leistung einer grandiosen Stute. Dennoch werde ich eine kleine Wette auf New Bay platzieren, denn ich traue dem Fabre-Schützling weitere Verbesserung zu. Und Golden Horn? Der Boden mag passen, die Klasse ist da, aber zuletzt wirkte der Hengst ziemlich unreif. Und deshalb habe ich Bedenken in einem so harten Rennen wie dem Arc.

Zwei Lesetipps aus dem englischen Guardian: Zum einen über
Treve, zum anderen eine sehr interessante Story über Frankie Dettori.