Favoriten bringen Unglück
Wetter sind abergläubisch. Ich bin da keine Ausnahme. So ist es seit gewisser Zeit ein schlechtes Zeichen, wenn ein am Mittag hoffnungsvoll ausgetüftelter Wett-Tipp im Laufe des Renntages auf einmal von vielen anderen geteilt wird und dieses Pferd richtig gewettet wird. Oder noch schlimmer: Der eigene Tipp avanciert zum Favoriten in einem dieser englischen Mega-Handicaps. Diese Wette scheitert garantiert – so war es auch gestern.

Am Mittwoch begann das Dante-Meeting im englischen York. Die Pferderennen auf der Vorzeigebahn im englischen Norden sind immer eine Empfehlung wert. Ich mag die Bahn, zumal ich dort schon einige schöne Treffer hatte.
Die meisten Prüfungen auf dem Knavesmire sind sowohl quantitativ als auch qualitativ stark besetzt. Speziell die Handicaps zählen zur hohen Schule der Pferdewette. Dafür gibt es attraktive Quoten, Erfolge lohnen sich also.
So war es auch gestern. Wie häufig habe ich mittags ein paar Tipps beim Buchmacher abgegeben und dann die Rennen am Nachmittag am Computer verfolgt. Konkret: Siegwetten auf Satellite im ersten Rennen, Another Wise Kid in einem dieser ultraschwierigen Sprint-Handicaps, Lightning Moon im Gruppe 2-Sprint sowie Ribblehead im abschließenden Handicap. Dazu kam noch eine Siegschiebe mit den Pferden Lightning Moon und Ribbleshead.
Gut, Satellite und Another Wise Kid waren nur chancenreiche Außenseiter und spielten dann auch keine große Rolle in ihren Prüfungen. Bei Lightning Moon war ich zuversichtlicher. Obwohl es in den Sprints immer ziemlich eng hergeht und in dieser Prüfung ziemlich viele chancenreiche Kandidaten am Start waren: Astaire, Muthmir, Naadirr oder Lucky Kristale etwa. Doch die Leute wetteten alle den noch ungeschlagenen Schützling von Ed Walker, der sich bei allen Starts kontinuierlich verbessert hatte und als Kandidat für noch höhere Weihen galt. Nicht umsonst hat Godolphin ihn gekauft, jedoch bei Walker im Training belassen. Als 50:10-Favorit ging Lightning Moon ab, hatte auch ein reelles Rennen (also kein Grund, den Jockey zu beschimpfen), war aber ohne Chance. Es siegte ein 40:1-Schuss namens Glass Office.

Days Steamer
Bei 130 oder mehr stand Ribblehead am Mittag. Da musste der Kolumnist zugreifen, zumal die Formen gut waren und der Name Easterby in York immer beachtet werden muss. Für Trainer Tim Easterby (und seinen Onkel Mick Easterby) sind die Rennen auf dem Knavesmire quasi Heimspiele, die sie gewinnen wollen.
Das gleiche Wissen teilten jedoch unzählige andere Zocker. „Ribblehead ist das best gewettete Pferd des Tages“, berichtete der Racing UK-Reporter aus dem Wettring. Oder wie es im Englischen so schön heißt: „The days steamer“. Kein Wunder, der Hengst hatte gute Formen und Clipper Logistics, die Besitzer, sponserten den Gruppe-Sprint auf der Bahn. Da wäre es schön, wenn man sich Sponsorgelder durch Siegprämien teilweise zurückholen könnte. Am Ende ging Ribblehead zu einem Kurs von 80:10 ab.
Auf der Bahn war er jedoch chancenlos und mit Platz 10 deutlich geschlagen. Kein schlechtes Rennen, kein großer Fehler des Jockeys – einfach nicht gut genug an diesem Tag.
Umgekehrt – Pferd mittags gewettet, vor dem Rennen geht der Kurs hoch und höher – habe ich zuletzt hingegen gute Erfahrungen gemacht. Beim Cheltenham-Festival zum Beispiel. Es war vorher eine Zeit des Leidens – kein Tipp kam an, den Kolumnisten neigten schon arge Selbstzweifel. Aber als die Verzweiflung immer größer wurde, kam am Freitag die Rettung in Form von Martello Tower in der Albert Bartlett Hurdle. Eigentlich hatte der Gast aus Irland nach den Vorformen allererste Chancen, doch die Masse bevorzugte andere. Auf 150:10 ging das Pferd von Margaret Mullins hoch – und gewann überzeugend. Und mein Festival war halbwegs gerettet.