Montag, 1. Juni 2015
Eine bittersüße Sinfonie zum Klopp-Abschied
Ende, Aus, Frust – Borussia Dortmund verlor das DFB-Pokalfinale gegen den VfL Wolfsburg. Kein erfolgreicher Abschied für Trainer Jürgen Klopp und Alt-Kapitän Sebastian Kehl. Doch das verdiente 1:3 der Wolfsburger war auch für den Kolumnisten ein wenig frustrierend. Ergebnis und Leistung der Schwarz-Gelben passten aber zu einer höchstens durchwachsenen Saison für den BVB.

Eigentlich wollte ich am Sonntagnachmittag ganz woanders sein. Definitiv nicht zu Hause vor dem PC und die Galopprennen des Tages verfolgend. Obwohl es mit den Deutschen 1000 Guineas und dem französischen Prix de Jockey Club zwei Klassiker des Turfjahres geboten wurden.
Aber ursprünglich wollte ich in der Dortmunder Innenstadt sein. Noch mal für ungefähr fünf Minuten (so lange dauert es, bis der Triumph-Bus mit Spielern und Offiziellen an den Besuchern am Straßenrand vorbeifährt) Klopp, Kehl und die anderen hochleben lassen. Und dabei einige Kaltgetränke zu sich nehmen. Die Wartezeit muss ja irgendwie überbrückt werden.
Doch mit dem letzten Triumphzug von Jürgen Klopp durch die Dortmunder Innenstadt wurde es bekanntlich nichts. Natürlich war das 3:1 des VfL Wolfsburg letztlich verdient. Ist ja auch ein starkes Team, Manager Klaus Allofs und Trainer Dieter Hecking haben die Gelder des Autobauers VW nach langer Zeit des sportlichen Frusts endlich mal gut investiert.
Dennoch hätte ich von der Borussia besonders in der zweiten Halbzeit mehr erwartet. Mehr Leben, mehr Initiative – ich hatte den Eindruck, dass sich Schwarz-Gelb spätestens ab der 70. Minute aufgegeben hatte.



A bittersweet Symphony von The Verve: Ein passendes Abschiedslied für Jürgen Klopp und Sebastian Kehl.

Gnadenlos effektiv
Dabei hatte es gut angefangen: Ein frühes 1:0 für den BVB nach großartiger technischer Leistung von Pierre-Emerick Aubameyang und brillanter Vorarbeit durch Shinji Kagawa. Und der Japaner knüpfte genauso wie Hendrik Mkhirtaryan an seine starken Vorstellungen aus den letzten Bundesligaspielen an.
Leider folgten ihnen nicht alle Mitspieler – Marco Reus vergab das 2:0 und war auch sonst nicht im Spiel. Eigentlich nachvollziehbar nach den ganzen Verletzungen des Spielers. Auch Ilkay Gündogan kam als Antreiber in seinem letzten Spiel für Dortmund nicht zur Geltung.
Und dann zeigte der VfL Wolfsburg seinem Gegner mal, was gnadenlose Effizienz ist. Die erste gute Chance der Grün-Weißen hatte Mitch Langerak im BVB-Tor noch stark vereitelt, doch die nächsten Minuten wurden für den Australier zu einem Erlebnis, dass er so schnell nicht vergessen wird.
Bei allen drei Gegentoren sah Langerak nicht gut aus – auch wenn die beiden ersten beiden Bälle durchaus schwer zu halten waren. Aber in überragender Form hätte er den Freistoß von Naldo (der knallhart war) nicht nach vorne geklatscht und den Schuss von De Bruyne (den er spät gesehen hatte) gehalten. Die Wolfsburger hatten aus vier Torchancen drei Tore gemacht – auch so etwas zeichnet eine Spitzenmannschaft aus.
Vielleicht wäre das Spiel anders gelaufen, hätte Shinji Kagawa nach der Pause zum 2:3 getroffen. Doch danach war das Finale irgendwie gelaufen. Dortmund haderte zwar noch zwei Mal wegen nicht gegebener Elfmeter mit Schiedsrichter Dr. Felix Brych, aber „richtige“ Strafstösse waren das auch nicht. Je länger das Spiel dauerte, desto lebloser wirkte der BVB. Auch die Dortmunder Anhänger im Stadion blieben erstaunlich ruhig.

Ein Tipp für Klopp
Die Niederlage im Finale passte zur höchst durchwachsenen Dortmunder Saison. Die Hinrunde katastrophal, in der Rückserie arbeitete sich der BVB immerhin langsam nach vorne – trotz einiger Rückschläge wie den Niederlagen gegen Augsburg, Juventus oder Gladbach., Es lag auch an der Schwäche der Konkurrenten, dass Borussia noch das internationale Geschäft in Form der Europa League erreichte
Die Europa League ist nach den Champions League-Zeiten der jüngsten Vergangenheit ein eher schaler Trost. Jedenfalls droht erstmal Ende Juli/Anfang August in der Qualifikation ein Reise in fußballerisches Neuland – Mazedonien, Litauen oder Island beispielsweise.
Jürgen Klopp macht jetzt erst mal Pause. Es waren großartige Zeiten, Klopp wird in Dortmund immer Heldenstatus genießen. Ich werde besonders seine Sprints entlang der Außenlinie vergessen, wenn die Borussia ein wichtiges Tor geschossen hatte.
Wenn er wieder an Arbeiten denkt, sollte er mal in den englischen Nordosten blicken. Da gibt es einen Verein namens Newcastle United, der ähnlich wie der BVB vor sieben Jahren im Niemandsland der Tabelle darbt. Die Fans im englischen Nordosten sind ähnlich treu wie die Dortmunder, die Stadt ist genauso auf United fixiert wie die Dortmunder auf die Borussia. Nur ihr Besitzer Mike Ashley scheint ein ziemlicher Idiot zu sein. Aber Klopp hat bislang noch jeden überzeugt.