Mehr Licht als Schatten dank PMU
Eigentlich war es noch mal ein ganz netter Renntag gestern in Dortmund. Einige interessante Prüfungen mit ein paar Formpferden, auch wenn die Starterfelder schon ein wenig dünn waren. Zudem erinnerten die Prüfungen an bekannte Pferde des so tragisch verstorbenen Dortmunder Trainer-Urgesteins Norbert Sauer, in dessen Namen auch die wichtigste Prüfung des Tages gelaufen wurde. Aber dennoch: So langsam wird es wieder Zeit für den „richtigen“ Sport auf Gras. Zum Glück beginnt am Sonntag die Grasbahn-Saison in Krefeld, auch wenn am Montag noch einmal ein Renntag auf dem Allwetter-Geläuf in Neuss geplant ist.

Wie war also die Winterbahnsaison 2014/2015 in Deutschland?
Grundlegend positiv, denn erst einmal fehlte in diesem Jahr die übliche schlechte Laune, wenn es um die Sandbahnrennen in Dortmund und Neuss geht. Der Winterblues der vergangenen Jahre blieb weg. Das mag zum großen Teil daran liegen, dass dank der Unterstützung des französischen Wettanbieters PMU die finanzielle Ausstattung sich deutlich besserte. 6000 Euro Preisgeld für einen Ausgleich IV und 8000 Preisgeld für einen Ausgleich 3 gab es früher nicht. Damit sind diese Rennen für die Basis ganz ordentlich dotiert.

Der Haken? Jeder Vorteil hat auch einen Nachteil: Weil die PMU die Rennen finanziert, bestimmt sie auch die Termine. Und da die Hauptzeiten den Bahnen in Frankreich gehört, bleiben für die deutschen Veranstaltungen nur Wochen- oder Sonntage mit Beginn ab 17 Uhr. Erwartungsgemäß hält sich zu diesen Zeiten der Besucherandrang in Grenzen, manchmal trafen sich auf den Rennbahnen nur die Aktiven. Diesen Eindruck vermittelten zumindest die TV-Bilder. Es fehlte deutlich an Atmosphäre.
Auch die gestrige Veranstaltung sorgte nicht gerade für Zuschauerrekorde, zumal zeitlich wenig später und geographisch ca. vier Kilometer weiter westlich Borussia Dortmund gegen Juventus Turin im Achtelfinale der Champions League spielt. Da sitzt der Dortmunder doch lieber auf dem heimischen Sofa bzw. genießt die Live-Atmosphäre des Signal-Iduna-Parks. Wobei von genießen gestern wahrlich nicht die Rede sein konnte.
So lange die PMU allerdings die Rennen finanziert, wird sich an den Terminen wenig verändert. Denn ohne die Gelder der Franzosen würde es wahrscheinlich keinen Wintersport in Turf-Deutschland geben. Und früher – wo angeblich ja immer alles besser war – gab es auch an den Sonntagen im Winter keine Besucher-Rekorde.



Selbst der Bratwurst-Profi soll an manchen Wochentagen auf der Dortmunder Rennbahn gefehlt haben. Wenn das so gewesen ist, sehr bedauerlich. Dieses Foto stammt aus dem Winter 2011

Die Bahnen? Auch hier nichts Neues. Beiden Bahnen fehlt es einfach an Atmosphäre, dazu müsste das Geläuf auf beiden Kursen dringend mal überarbeitet werden. Dafür fehlt jedoch das Geld und wenn es dann wie in diesem Jahr ein relativ harmloser Winter ist, kommt man mit einem blauen Auge davon, weil eben die Extreme wegfallen.
Mich persönlich nervt an beiden Rennkursen, dass kaum Pferde von hinten nach vorne kommen und der Kandidat oft von Beginn an im Vorderfeld platziert sein muss. Gerade in Neuss fällt Speed-Pferden das Gewinnen unheimlich schwer. Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber sie macht viele Prüfungen langweiliger.

Sportliche Bilanz? Die Resonanz seitens der Ställe war da, die Felder waren in der Regel quantitativ gut besetzt. Je drei Rennen gewannen Walkabout (Trainer der verstorbene Norbert Sauer), Victorious, Endoran (beide Trainer Andreas Bolte), Dragoslav (Trainer Wilfried Schütz) sowie Emirati Spirit (Trainer Mario Hofer), dazu avancierten unzählige Pferde zu Doppelsiegern. Ich würde mir noch ein paar bessere Handicaps wünschen, weil es für viele Spezialisten einfach keine Startmöglichkeiten mehr gibt.

Persönliches Highlight? Eigentlich habe ich relativ wenig gemacht, allerdings gab es im Dezember mit Pretty Highness zum Toto 168 einen wirklichen Höhepunkt. Zwar nur für kleines Geld, aber drin ist drin. Das Ganze auch noch auf der Bahn in Neuss, wo ich sonst nie etwas treffe.