Montag, 2. März 2015
Vier Wochen BVB: Aus Angst wurde Euphorie
So schnell geht das im Fußball: War vor rund vier Wochen in Sachen Borussia Dortmund nach dem 0:1 gegen den FC Augsburg noch das große Klagen angesagt, hat sich nach vier Erfolgen in Serie die Stimmung um 360 Grad gedreht. Das triumphale 3:0 im Revierderby gegen den FC Schalke 04 war quasi das letzte Ausrufezeichen. Keiner spricht mehr vom Abstieg.

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78 Minuten lang fühlte sich am Samstag mancher Besucher des Revierderbys an den 4. Februar 2011 erinnert. Auch an diesem Tag dominierte die Borussia die Schalker Gäste in allen Belangen, nur das Runde wollte nicht ins Eckige. Der BVB schoss daneben oder scheiterte am überragenden Manuel Neuer. Und als dann Mario Götze schon an seinem späteren Mannschaftskollegen vorbei war und dennoch nur den Pfosten traf, blieb es bei einem sehr, sehr glücklichen 0:0 für den FC Schalke 04. Im Endeffekt war es dann auch egal, denn Dortmund wurde am Ende dieser Saison ein würdiger Deutscher Meister.
Am Samstag war die Borussia ähnlich überlegen, spielte so wie in alten Meistertagen und ließ Schalke eigentlich keine Luft zum Atmen. Es war eine grandiose Vorstellung, Borussia fand immer einen Weg durch die löcherige Gäste-Abwehr – nur das Tor wollte nicht fallen.

Die Angst ist weg
Bis dann Pierre Emerick Aubameyang in besagter 78 Minute die Lücke fand, danach Henrikh Mkhitaryan seine schwarze Serie mit dem 2:0 beendete und Aubayemang-Kumpel Marco Reus mit dem 3:0 den Schlusspunkt setzte. „In der absurd einseitigen Partie waren seltsam apathische Schalker noch gut bedient“, analysierte das Fachblatt kicker und bilanzierte 13:0-Chancen zugunsten des BVB. Bei mir waren es gefühlte 20 Dortmunder Chancen gegenüber einer halben der Schalker, wenn man diesen einen weit am Tor vorbeigehenden Schuss als Torchance werten würde.
Es ist schon erstaunlich, wie Schwarz-Gelb wieder die Kurve bekommen hat. „BVB in der Angst-Falle“, orakelte diese Kolumne nach dem depressiven 0:1 gegen den FC Augsburg. Nur wenige Tage später folgte ein starker 3:0-Erfolg gegen den SC Freiburg, gegen Mainz 05 machte der BVB erstmalig einen 0:1-Rückstand wett und überzeugte auch spielerisch. Zudem gab es beim Tabellenletzten Stuttgart einen Pflichtsieg. Hinzu kam die Vertragsverlängerung von Marco Reus und jetzt der Derby-Sieg: Es herrscht wieder schwarz-gelbe Euphorie und Jürgen Klopp muss schon wieder ein wenig die Stimmung dämpfen. Vor vier Wochen wäre das noch undenkbar gewesen.
Krise also beendet? So ganz hat der BVB die Abstiegsangst noch nicht besiegt. Dennoch: 90 Prozent aller Klubs hätten nach so einer desolaten Hinrunde den Trainer entlassen, die Borussia aber hat sich nicht von Jürgen Klopp getrennt. Diese Entscheidung war richtig, glücklicherweise.
Nur eines stimmt nicht: So ein Derbysieg entschädigt nicht für eine ganze schlechte Saison. Auch wenn es für alle, die mit Schwarz-Gelb sympathisieren, zweifellos ein schöner Tag war.