Im Februar dreht sich im englischen Hindernissport oft schon alles um den März. Das große Cheltenham Festival steht vor der Tür, die Ereignisse im Februar stehen ein wenig im Schatten – außer sie bieten neue Erkenntnisse für die Olympiade der Hindernissportler. An den Februar 2015 wird die Rennwelt sich aber auch so erinnern. Es war der Monat, in dem Anthony Peter McCoy, kurz AP oder auch Tony genannt, seinen Rücktritt erklärte. Der erfolgreichste Hindernisjockey aller Zeiten, der alle Rekorde brach, beendet seine illustre Karriere zum Ende der Saison. Natürlich ist McCoy einer unserer Helden des Februars.
AP McCoy (Jockey): Der 7. Februar war für mich eigentlich mal ein turffreier Samstag. Da ist selten, aber manchmal stehen eben andere Dinge im Vordergrund. Die Überraschung folgte am Abend beim Blick auf die Renn-News des Tages: Tony McCoy gewann die Game Spirit Chase in Newbury (Gr.2) mit Mr Mole – und verkündete daraufhin seinen Rücktritt am Ende der National-Hunt-Saison.
Unfassbar! Hindernisrennen ohne den erfolgreichsten Jockey aller Zeiten sind doch eigentlich undenkbar, so lange begleitet er mich schon. Richard Dunwoody war zwar stilistisch schöner, aber McCoy war und ist Energie, Leidenschaft, Willen und Mut. Eben ein Ausnahme-Reiter.
Zum Annähern an das „Phänomen McCoy“ empfehle ich diesen Artikel aus der Turf-Times. Wer noch mehr Zeit hat, dem sei eine Doku aus dem Jahr 2002 ans Herz gelegt, die den Typen McCoy sehr gut erfasst. Einer seiner besten Ritte war der auf Wichita Lineman beim Cheltenham Festival 2009 (das Video gibt es hier). Einfach nur staunen.
Was er danach macht, steht noch nicht fest. Ehemalige Jockeys sind übrigens ganz schlechte Tipster.
Carlingford Lough (Pferd): Noch mal McCoy. Einen Tag nach seiner Rücktrittserklärung feierten ihn die Zuschauer im irischen Leopardstown frenetisch. Im Sattel von Carlingford Lough hatte der Jockey den Hennessy Gold Cup 2015 (Gruppe 1) gewonnen und dabei die irischen Steepler-Elite geschlagen. Den Wallach, im Besitz seines Patrons J P Mcmanus und trainiert von John Kiely, wird McCoy auch im Cheltenham Gold Cup reiten. Chancenlos ist Carlingford Lough dort nicht: ein Pferd, das sich aus Handicaps Stück für Stück nach oben gearbeitet hat und das mit dem Championjockey bestens harmoniert.
Balder Succes (Pferd): Vor der Ascot Chase (Gruppe 1) sprachen die Experten eher vom starken Novice Ptit Zig, vom irischen Gast Ballycasey oder der Stute Ma Filleule, die zudem günstiger im Gewicht stand. Doch am Ende mussten sich alle Balder Succes aus dem Stall von Alan King beugen. Gut, keiner weiß, wie das Rennen ausgegangen wäre, wenn es Ptit Zig beendet hätte. Aber dennoch war es eine beeindruckende Vorstellung des Siegers, der phantastisch sprang. Wayne Hutchinson musste ihn nur im Rhythmus halten.
Es war die bislang beste Form des Goldneyev-Sohnes, die längere Distanz von über 4000 Metern passte sehr gut. In Cheltenham hat er noch Nennungen für die Champion Chase (3219 Meter) und die Ryanair Chase (4225 Meter), für letztere steht er deutlich tiefer im Wettmarkt. Das einzige, was ein wenig stört, ist die schlechte Form von Balder Succes auf dem Cheltenham-Kurs.
Sire De Grugy (Pferd): „Es war schon ein wenig verrückt“, sagte Jockey Jamie Moore nach dem Rennen. Doch die Strategie zahlte sich aus: Jamie und Trainer-Vater Gary Moore hatten Sire De Grugy einen letzten Aufgalopp vor der Champion Chase gegeben und ihn im Bombay Hunt Cup, einem Handicap, gesattelt. Dort trug der Wallach das Höchstgewicht von über 75 kg, die Gegner zehn Kilo weniger.
Der Sire aber gewann problemlos und standesgemäß gegen Gegner, die er allerdings auch schlagen musste. Es war die Art des Erfolges, die Jamie Moore glücklich machte: „In der Gerade dachte ich, das ist er wieder.“ Die alte Klasse blitzte auf, vergessen war das missglückte Comeback in der Game Spirit Chase, wo er Fehler machte und Jamie Moore am letzten Hindernis zu Boden beförderte.
Cheltenham und die Titelverteidigung in der Champion Chase kann kommen. In der letzten Saison hatte Sire De Grugy in Abwesenheit von Sprinter Sacre die Zweimeilen-Jagdrennen dominiert, nach einer Verletzung im April aber bis zum Newbury-Start pausiert. Nicht nur Jamie und Gary Moore sind für den 11. März gerüstet. Es wird eine Champion Chase zum Niederknien (siehe unten).