Semayyel lässt es krachen
Totoschock in England: Die Außenseiterin Semayyel gewann am Mittwoch zum Kurs von 126:1 die At The Races John Musker Fillies' Stakes (For The John Musker Trophy) in Yarmouth, ein Listenrennen über etwas mehr als 2000 Meter. Wer also 10 Euro auf die Stute placiert hatte, durfte sich über 1260 Euro für den Sieg freuen.
Das Erstaunliche: Die Green Desert-Tochter, trainiert von Clive Brittain und geritten von Freddie Tylicki, siegte mit satten fünf Längen, also eher wie eine Favoritin. Ich kann mich an keine ähnlich hohe Eventualquote in diesem Jahr erinnern. Ansonsten fällt mir noch Zweigelt ein, der vor einiger Zeit auf der Dortmunder Sandbahn für Toto 1440 erfolgreich war.
Mit diesem Erfolg rückte Clive Brittain, Jahrgang 1934 und dienstältester Trainer im englischen Newmarket, mal wieder in die Schlagzeilen. Im Sommer hatte er seine Biographie „The Smiling Pioneer“ veröffentlicht. Bekannt ist er unter anderem dafür, dass seine Pferde frühmorgens als erste auf den diversen Trainingsbahnen in der englischen Turf-Zentrale in Aktion sind. Das hat ihm allerdings in letzter Zeit wenig genutzt, denn aktuell lief es gar nicht mehr so gut.
Die Zeiten der großen Sieger schienen Vergangenheit zu sein. In Deutschland kennt man den Trainer gut. Dafür sorgten Pferde wie Luso, in den 90er Jahren erfolgreicher Dauergast in den deutschen Gruppe 1-Rennen über Distanzen von 2000 Metern und länger; Air Express, 1997 Sieger im Mehl-Mülhens-Rennen oder die Stute Crimplene, die im Jahr 2000 nach ihrem Erfolg in den deutschen 1000 Guineas den Düsseldorfer Grafenberg zum Schweigen brachte und später zur Gruppe 1-Siegerin wurde.
Dabei hatte Brittain nie Bedenken, auch sieglose Pferde in klassischen Rennen starten zu lassen. In neun von zehn Fällen waren diese Starter erwartungsgemäß überfordert, den einen, der sich aber zu einer Riesenquote placierte, feierten die englischen Turfjournalisten dann aber immer begeistert.

Wett-Coup
Die erfolgreiche Semayyel wäre mit Sicherheit auch ein Thema im Buch des Newmarket-Trainers gewesen. Ihre letzte gute Form war ein zweiter Platz aus einem Listenrennen im Herbst 2011 in Newmarket, in diesem Jahr war sie in Handicaps und Listenrennen immer deutlich geschlagen. Das war allerdings über die Meile und kürzere Distanzen. Jetzt folgte der erste Versuch über eine längere Distanz – und erstaunlicherweise löste sie diese Aufgabe hoch überlegen, was vorher rechnerisch unmöglich schien. Denn eigentlich schien diese Prüfung für Timepeace aus dem Henry Cecil-Stall maßgeschneidert zu sein. Doch diese wurde angaloppiert und fiel damit aus dem Rennen. Die meisten Bookies auf der Insel wird es gefreut haben.
Und wer neben Semayyel in einem Anflug von Wahn auch noch Emerald Wilderness in eine Sieg-Schiebe gepackt hätte und damit auf ein Freddy Tylicki-Double spekuliert, hätte richtig die Korken knallen lassen können. Denn der Wallach aus dem Stall vom Mark Rimmer, einst sehr erfolgreicher Jockey beim legendären Bruno Schütz in Deutschland, gewann zum Kurs von 340. Bei einem Einsatz von 10 Euro hätte er oder sie sich über fast 43 000 Euro freuen dürfen. Das wäre mal ein Coup gewesen…