Altano und ein Hauch von Chantilly
Großkampftag in Dortmund-Wambel: Die DSW 21, die Dortmunder Stadtwerke, sponsern den Renntag rund um das St. Leger. Mit Abo-Tickets des öffentlichen Nahverkehrs hat man freien Eintritt und wer nicht mit dem eigenen Auto da ist, den befördern Shuttlebusse zur Rennbahn. Was nicht bedeutet, dass diese ansonsten nicht per Bus erreichbar ist. Nur sonntags gibt es meist nur einen Bus pro Stunde – und da geht man doch lieber zu Fuß.
Jedenfalls ist diesmal das Gelände eine Stunde vor Rennbeginn schon sehr gut besucht. Jeder soll sich wohlfühlen, es gibt eine gigantische Hüpfburg für die Kinder und aus der Ferne dröhnt eine Jazz-Band.
Meine Lektüre des Fachblattes Sport-Welt machte offenbar Eindruck. Ich werde zum „Mr. Turf“, erkläre einer Besucherin den Wettschein und Wettarten. Und wenn man einmal schon dabei ist, kommt direkt der Nächste. Es ist jedenfalls schwierig, einem Laien Kombiwetten zu erklären, wenn dieser mit den Begriffen Zweierwette hin und zurück und Dreierwette nichts anfangen kann. Die Zweijährigen des ersten Rennens sind schon längst im Führring, als dieser endlich verstanden (oder nicht) hatte.


Nicht der Sieger, aber immerhin der St. Leger-Zweite Tidespring (hinten) und der Dritte Wilddrossel (vorne) präsentieren sich im Führring.

Sieger des Tages
Bei einem Turf-Konservativen wie mir findet das zwar nicht unbedingt Anklang, wenn ein Pferd im zarten Alter von fünf und sechs Jahren zwei klassische Siege einfährt, weil der klassische Jahrgang eben die Dreijährigen sind. Aber so ist das eben mit dem St. Leger – und das soll bloß keine Kritik am siegreichen Team sein. Altano war irgendwie das etwas vergessene Pferd des Rennens, zumal er zuletzt zweimal eher schwach lief. Doch die Pause tat ihm gut und als Eddy Pedroza den Galileo-Sohn auf der Zielgerade schnell machte, war die Frage nach dem Sieger schnell beantwortet. Tidespring aus Frankreich wurde zweite, unser Tipp Wilddrossel landete auf Platz 3. Damit setzt die Stute meine schwarze Serie im St. Leger auf, obwohl sie tadellos lief. Und ich will es kaum glauben: Das war der erste Erfolg im deutschen St. Leger für Trainer Andreas Wöhler. Damit hat er alle Klassiker in Deutschland gewonnen, mein Glückwunsch.

Exot des Tages
Kroatien gilt nicht gerade als Großmacht des Turfs. Von wegen - Kastillo gewann das BBAG Auktionsrennen Dortmund und der zweijährige Sohn des großen Sinndar wird in Kroatien trainiert. Natürlich hatte er Glück, dass Gershwin einen Hauch zu spät kam, aber drin ist eben drin. Und obwohl er sich im Führring erst einmal ziemlich ungebührlich aufführte, worauf seine Führerin mit dem Hengst ziemlich böse auf kroatisch schimpfte. Jedenfalls klang das so.
Mein Tipp Titano wurde im Vorfeld richtig stark gewettet, aber ein Rennen aus dem Hintergrund bei 14 unerfahrenen Pferden ist eben ein Spiel mit hohem Risiko. So musste Jockey Martin Harley mehrere Stopps hinnehmen, weil die Räume dicht waren. Immerhin hatte ich den Sieger in der einleitenden Prüfung für den Nachwuchs, als Erlkönig trotz deutlicher Unreife diese für sich entschied.

Handicaps des Tages
Die großen Gelder gab es in den Handicaps – natürlich nicht Preisgelder für die Teilnehmer, sondern am Totalisator. Manche Resultate sind wirklich erstaunlich: Da siegt zum Beispiel im Preis von Dokom 21 souverän War Bride zum Toto von 163, die letzte gute Form stammt aus dem Vorjahr. Oder der wackere Schimmel Tremendous im vierten Rennen (Toto 251), dem die wenigsten Wetter das mit dem hohen Gewicht zugetraut hätten. Seinen vierten Erfolg in Serie feierte hingegen Ipos - Respekt!

Premiere des Tages
Endlich hat der Dortmunder Rennverein neue Startboxen. Die Alten waren schon lange ein Ärgernis, weil sich oftmals eine Boxentür zu früh öffnete und das zu Verzögerungen führte. Die Neuen stammen von der französischen Nobelbahn aus Chantilly, sind also gebraucht, aber immerhin wurde aus ihnen schon das französische Derby gestartet. Darauf verwies Rennbahnsprecher Klaus Göntzsche noch einmal extra und ich stand gerade an einem Punkt der Dortmunder Bahn, wo man ihn auch verstand. Das wäre übrigens mein Tipp für die nächste Investition: eine neue Lautsprecheranlage.
Pünktlich war man in Dortmund übrigens auch nicht mit der neuen Startmaschine. Die Schlangen an den wenigen Kassen waren lang und nirgendwo gibt es offenbar so viele startschwierige Pferde wie in Deutschland. Aber mit Pünktlichkeit haben es die deutschen Rennbahnen noch nie gehabt.

Artikel des Tages
Zwei ganz nette Texte über den Renntag in Dortmund-Wambel. Nur das mit dem „Klassiker in Hoppegarten“ ist hier schlichtweg falsch und warum es immer ein „Hauch von Ascot“ sein muss, ist mir auch etwas rätselhaft. Offensichtlich ist diese Überschrift bei vielen Redakteuren eingespeichert. Und das mit dem Hauch ist so schlecht auch wieder nicht…