Vor einigen Wochen brachte die englische
Racing Post eine nette Geschichte. Das Fachblatt portraitierte die Betreuerin des großen
Kauto Star aus dem Stall von Trainer Paul Nicholls. Kauto Star charakterisierte die Frau als einen „netten und freundlichen, immer gutgelaunten Typen.“
Denman hingegen, der alte Rivale, sei ein „grimmiger alter Herr“, der meist „grummelnd“ in seiner Box steht. So ähnlich habe ich es zumindest im Gedächtnis – und wohlgemerkt, es handelt sich um Rennpferde, präziser: um zwei der besten Hindernispferde dieser Epoche auf der Insel. Der gutgelaunte Kauto Star feierte vor kurzem ein grandioses Comeback, der mürrische Denman
beendete jetzt wegen einer Sehnenverletzung seine große Karriere. Wer diese Kolumne regelmäßig verfolgt, weiß, dass der in den Ruhestand wechselnde zu meinen absoluten Favoriten gehört.
Es war an einem trüben Tag Ende November 2007, als der schon als Nachwuchssteepler sehr erfolgreiche Wallach quasi zum Erwachsenen wurde. Der Hennessy Gold Cup in Newbury, eines der großen Wettrennen der englischen National Hunt-Saison, stand auf dem Programm. Denman trug Höchstgewicht und die Gegner waren auf dem Papier sehr stark. „Das geht nicht“, dachte ich mir. Es folgte eine Sternstunde des englischen Hindernissports, eine Vorstellung, die all das verkörpert, was die Anhänger so an diesem Sport fasziniert. Der Wallach spielte mit seinen Gegner, glitt fehlerlos über die großen Sprünge und deckte gnadenlos die Schwächen der Gegner auf. Er „lachte“ quasi die Opposition aus. Am Ende siegte Denman hoch überlegen und wer ihn da noch nicht kannte, der kannte ihn spätestens jetzt. Vier Monaten später gewann er den
Cheltenham Gold Cup mit einer beeindruckenden Vorstellung gegen den alten Rivalen Kauto Star.
Der Tank
Schwere Herzprobleme stoppten dann die Laufbahn des Spitzensteeplers und eigentlich, sagte sein Trainer Paul Nicholls, sei es ein Wunder, dass Denman überhaupt wieder eine Rennbahn betrat. Noch einmal triumphierte der Wallach mit Höchstgewicht im Hennessy gegen den Stallgefährten
What a Friend, aber auch die zweiten Plätze im Cheltenham Gold Cup waren aller Ehren wert. Es gab eben mit Kauto Star noch ein weiteres Ausnahmepferd. Im März belegte Denman nach einer fantastischen Leistung noch einmal den Ehrenplatz im Cheltenham Gold Cup hinter dem deutlich jüngeren Long Run.
„He was a tank of an horse“ , twitterte Tony Mc Coy martialisch – ein Panzer von einem Pferd. „Es war seine schiere Größe, die herausstand“, schrieb Sam Thomas, der im Gold Cup 2008 sein Reiter war, in der
Racing Post. Ein herausragender Springer und ein Kraftpaket mit Speed, an guten Tagen sprang er so präzise wie ein Uhrwerk. Thomas: „Kein anderes Pferd gab mir so ein Gefühl von Stärke, so wie er sprang und sich im Rennen bewegte.“ Und auch zur Charakterisierung „mürrischer Typ“ hat Sam Thomas was zu sagen: „Wenn Denman ein Mensch wäre, wäre er der Typ, den du als besten Freund haben möchtest, weil er immer für dich da ist.“