Somersby gegen die großen Jungs
Es ist das große Spektakel am zweiten Tag des Cheltenham-Festivals: Die Queen Mother Champion Chase richtet sich quasi an die „Sprinter“ unter den Hindernispferden, denn es geht über die Minimum-Distanz von zwei Meilen. Die Prüfung ist eine der aufregendsten des ganzen Festivals, in der sowohl Tempo als auch Sprungsvermögen entscheidend sind. Das sind die wichtigsten Protagonisten in diesem Jahr.


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Big Zeb: Der Sieger von 2010, der im letzten Jahr seinen „England-Fluch“ beendete und unter anderem den hohen Favoriten Master Minded hinter sich ließ. Der Wallach aus dem Stall von Colm Murphy hatte in Irland schon immer gute Formen gezeigt, nur in England lief er schwach oder fiel. Die gute Form aus Cheltenham setzte er danach fort: Drei Siege und ein zweiter Platz lautet die Bilanz. Zuletzt war er auf weichem Boden knapp hinter dem Erzrivalen Golden Silver, den er zuvor aber drei Mal besiegt hatte.

Captain Cee Bee: Der Sohn des auch in Deutschland bestens bekannten Germany steht bei manchen Buchmachern erstaunlich tief. Immerhin ist Captain Cee Bee bereits Cheltenham Festival Sieger (Supreme Novices 2008 gegen Binocular). 2010 war er weit geschlagen im Arkle (wo er Favorit war), gewann danach noch in Punchestown und im Oktober eine Grade 3-Chase in Naas. Gegen die irischen „Big Boys“ Big Zeb und Golden Silver war er allerdings in Leopardstown chancenlos, sprang dort auch nicht gut. Seine Umgebung zeigte sich danach aber wenig enttäuscht.

Golden Silver: Der Erzrivale von Big Zeb, den er in Punchestown endlich einmal schlagen konnte. Ansonsten liegt Golden Silver im direkten Duell aber 1:4 hinten gegen den Murphy-Schützling. Sehr konstante Form in Irland, zuletzt drei Siege in Serie, doch trifft er in Cheltenham nicht nur auf Big Zeb, sondern auf weitere schwere Gegner. Was mich etwas stört, ist die Tatsache, das er bereits sechs Saisonstarts hinter sich hat. Der Wallach mag schweren oder weichen Boden (denn er wahrscheinlich nicht antreffen wird), zudem waren seine bisherigen Leistungen in Cheltenham schwach.

Master Minded: Erst acht Jahre und damit für ein Jagdpferd wahrlich nicht alt, aber schon zweifacher Sieger dieser Prüfung. Im letzten Jahr war der Wallach aus französischer Zucht hoher Favorit in der Champion Chase, doch enttäuschte er erstmals und wurde nur Vierter. Die Kernfrage ist: Hat Master Minded noch die alte Klasse? Er ist einer der besten Springer, die ich kenne, aber vielleicht ist sein Leistungsvermögen nicht mehr ganz so herausragend. Dennoch ist seine Form in dieser Saison tadellos – drei Starts, drei Siege und jedes Mal konnte er gefallen. Zuletzt musste er aber gegen Somersby reichlich kämpfen.

Sizing Europe: Der nächste irische Herausforderer, schon Bahn- und Distanzsieger, weil er im letzten Jahr den Arkle knapp gegen Somersby gewann. In dieser Saison versuchte es Trainer Henry De Bromhead zuerst über längere Distanzen, heraussprang unter anderem ein ehrenvoller zweiter Platz hinter dem großen Kauto Star über drei Meilen. Doch zuletzt ging es wieder über zwei Meilen und da war Sizing Europe deutlich hinter Golden Silver und Big Zeb. Schwer vorstellbar, dass er diese Form dreht.

Somersby: Die Form aus Ascot hinter Master Minded, als er diesen beinahe noch abgefangen hätte, sah sehr gut aus. Das war über eine zweihundert Meter längere Distanz als in der Champion Chase, aber in Cheltenham ist es nie verkehrt, wenn Pferde eine etwas längere Distanz können. Im letzten Jahr lief Somersby ein großes Rennen im Arkle, als der Zielpfosten genau richtig für Sizing Europa stand. Der Wallach braucht zudem ein schnelles Rennen und das wird er in Cheltenham bekommen.
Einst feierte Trainerin Henrietta Knight große Erfolge mit dem Gold Cup-Sieger Best Mate, doch in letzter Zeit war es etwas ruhig um die Trainerin. Somersby ist ihre beste Chance seit langer Zeit auf einen Festival-Sieger.

Woolcombe Folly „Eines der am meisten verbesserten Pferde im Training“, sagt sein Trainer Paul Nicholls über Woolcombe Folly. Der Wallach verlor erst einmal (bei fünf Starts) über die schweren Sprünge, das war aber ausgerechnet im letzten Arkle als Letzter. Danach aber eine makellose Bilanz und besonders die letzte Form aus Cheltenham unter Höchstgewicht gegen gestandene Handicapper war einiges wert. Den letzten Start verpasste Woolcombe Folly wegen Hustens, doch jetzt ist laut Nicholls wieder alles in Ordnung. Dennoch ist die Champion Chase für den Sohn von Presenting ein ziemlicher Leistungssprung, so guter Gegner traf er noch nie. Und dafür ist mir ein Kurs von 7:1 zu wenig.

Urteil
Normalerweise ist Somersby eines dieser Pferde, auf die ich traditionell Geld verliere. Zu viele zweite Plätze in seiner Formbilanz, die Trainerin hat derzeit eine mäßige Erfolgsquote und vielleicht überschätze ich auch seine Ascot-Form: Aber das Pferd von Henrietta Knight ist die Alternative zu den „Big Guns“ Master Minded und Big Zeb zu lukrativeren Odds.

Wie die Buchmacher auf der Insel das Rennen einschätzen. Racebets hat selbstverständlich auch Quoten.