Twist Magic: Trauriger Abschied von einem echten Charakter
Pferderennen über Hindernisse sind oft faszinierend, aber teilweise auch brutal: Denn Pferde stürzen und manchmal enden diese Stürze tödlich. Wie jetzt bei Twist Magic, einem der Top-Steepler über die kürzeren Strecken in Großbritannien. Der Wallach stürzte am Mittwoch am vorletzten Hindernis in der nachterminierten Peterborough Chase (Grade 2) in Newbury. Er stand zwar wieder auf, doch die Verletzung war so schwer, dass er nicht zu retten war. „Er war so ein wunderbares Pferd und es ist eine wirkliche Tragödie, aber diese Dinge passieren eben“, sagte sein Trainer Paul Nicholls der Racing Post.
Dennoch sind das die Nachrichten, die betroffen machen – besonders, wenn man erst heute am Donnerstag davon erfährt, weil man derzeit ganz andere Dinge im Kopf hat. Aber Twist Magic war eines dieser Pferde, die die Faszination des Hindernissports ausmachen. Weil er im Laufe der Zeit zu einem guten Bekannten wurde, den man schätzen lernte – mit all seinen Stärken und Schwächen.
Das letzte Rennen zeigte noch einmal die ganze Klasse des Wallachs: Twist Magic ging überlegen, sprang fantastisch und steuerte einem weiteren großen Erfolg entgegen. Die Strecke war zwar etwas länger als sonst, dennoch machte der Nicholls-Schützling den frischesten Eindruck im Feld. Während alle anderen Jockeys schon mehr oder weniger fleißig arbeiteten, saß Sam Thomas immer noch ziemlich ruhig auf Twist Magic – bis zum fatalen vorletzten Hindernis.

Dr. Jekyll and Mr Hyde
Twist Magic verkörperte immer etwas von „Dr. Jekyll and Mr Hyde“, hatte seine guten und schlechten Seiten. Grandios aufgelegt war der Winged Love-Sohn zum Beispiel auf der Rennbahn Sandown. Dort triumphierte er unter anderem zwei Mal in der Tingle Creek Chase, einem Grade 1-Rennen über zwei Meilen (hier sein Sieg 2008). An seinen guten Tagen war er ein großartiger Springer, der ein phänomenales Tempo über die schweren Sprünge gehen konnte.
Seine andere Seite zeigte er meist auf der Rennbahn in Cheltenham. Dort brauchte man ihn gar nicht auf dem Wettschein haben, in der Queen Mother Champion Chase fiel er entweder oder lief ganz grauenhaft wie 2008, als er 52 Längen hinter dem überlegenen Sieger Master Minded endete.
Zuletzt war es oft eher Glückssache, ob Twist Magic überhaupt startet. Denn manchmal – wie in Punchestown – blieb er einfach am Start stehen. Er war eben ein echter Charakter.
Insgesamt lief er 30 Mal, gewann zehn Rennen (davon fünf Grade 1-Rennen) und galoppierte für seine Besitzer Barry Fulton, Tony Hayward und Michael Lynch fast 580 000 Pfund Preisgeld ein.
Diese Summe hätte er in Deutschland in Hindernisrennen nie verdienen können. Neben Well Chief ist Twist Magic vielleicht das beste Pferd aus deutscher Zucht im englischen Hindernissport. 2003 wurde er als Jährling auf der Auktion in Iffezheim für 9500 Euro nach Frankreich verkauft. Dort lief er nie auf der Flachen, gewann 2005 für Trainer Guillaume Macaire ein Hürdenrennen in Auteil. Im Oktober des gleichen Jahres startete Twist Magic erstmals für Trainer Paul Nicholls über die Hürden im nordenglischen Wetherby – und endete weit geschlagen als Sechster.