Allied Powers-Wetter im Preis von Europa
So ganz, ganz langsam geht die große Turfsaison zu Ende. Doch vorher hält der Herbst noch einige richtige Kracher bereit – so zum Beispiel am Sonntag den Preis von Europa (Gruppe 1, 2400 Meter, Gesamtpreisgeld 155 000 Euro) auf der Galopprennbahn in Köln-Weidenpesch. Gut, Gruppe 1 ist nicht Gruppe 1 und zweifellos steht das Kölner Megarennen immer etwas im Schatten des Arcs nächste Woche in Paris-Longchamp. Dennoch ist für deutsche Verhältnisse ein exzellentes Starterfeld zustande gekommen.
Da wäre beispielsweise die großartige Stute Night Magic. Ihren fantastischen Sieg in Baden-Baden kann man nicht häufig genug sehen, dabei hatte ich den Eindruck, dass die Stute des Stalles Salzburg im Bogen am schlechtesten von allen Pferden ging. Doch wie Night Magic auf der Zielgerade außen an allen vorbeizog – das war schon ganz großes Kino. Im Sattel sitzt wieder ihr etatmäßiger Pilot Karoly Kerekes.
Mit dabei ist wieder als Tempomacher der Stallgefährte Northern Glory, der in dieser Funktion in Iffezheim eine starke Partie lieferte und nur hauchdünn für den dritten Platz geschlagen war.
Zweiter in Baden-Baden war Quijano. Der achtjährige Wallach wird nach 38 Starts und einer Gewinnsumme von über 1,8 Millionen Euro seine Abschiedsvorstellung geben. Und nicht nur Rennbahn-Kommentator Manfred Chapman wird ausflippen, wenn der Globetrotter seine großartige Karriere mit einem Sieg krönen würde.
Die Enttäuschung in besagtem Badener Rennen war Wiener Walzer: Nur Platz 6 von 7 Startern für den Derbysieger von 2009. So ganz rund lief es in dieser Saison nicht für den Schlenderhaner: Der zweite Platz in Hamburg war noch in Ordnung, davor lief er auf zu kurzen Wegen in Toprennen in Newmarket und Longchamp. Nach den Wetterprognosen für das kommende Wochenende wird er zudem nicht den passenden guten Boden vorfinden.
Vor Wiener Walzer endete in Iffezheim Allied Powers, der einzige ausländische Starter im Preis von Europa. Davor endete er in Hamburg hinter Wiener Walzer und Quijano, allerdings nicht weit geschlagen.

Formumkehr
Der Gast aus England braucht unbedingt weiches Geläuf, sagt sein Trainer Michael Bell. Seine beste Form zeigte er als Sieger im Grand Prix Chantilly (Gr. II) auf schwerem Boden. Während ich diese Zeilen schreibe, regnet es in Köln. Und das ist sein Wetter.
Auch Scalo hat zuletzt auf schwerem Boden in Frankreich gewonnen. Von den Pferden, die er in Deauville besiegte, war Wealthy, der Zweite aus dem Rennen, danach wiederum Zweiter in einem Gruppe 3-Rennen in Longchamp. Black Spirit, der Rang 3 belegte, ist ein ganz ordentliches Pferd, war aber danach in einem Listed Race geschlagen. Scalo enttäuschte vorher im Derby und in der Union (in der er allerdings einen sehr schlechten Rennverlauf hatte). Und bislang war er nur über 2000 Meter erfolgreich, allerdings galt er schon immer als Steher im Wöhler-Rennstall.
Einen höchst interessanten Starter schickt Trainer Waldemar Hickst mit Tres Rock Danon ins Rennen. Der Hengst gewann in dieser Saison zwei der Top-Steherprüfungen in Deutschland und enttäuschte auch zuletzt in einer anspruchsvollen Aufgabe in Frankreich nicht. Jetzt geht man in der Distanz zurück. Gegen die Spezialisten muss Tres Rock Danon sich weiter steigern, allerdings lief er bislang so, als wenn er noch etwas im Tank hat. Auf schwerem Boden war er mal 2. in Frankreich.
Mit Sicherheit noch nicht am Ende seiner Möglichkeiten ist ebenfalls der zweite Starter aus dem Hickst-Quartier. Die Aufgabe könnte für Mulan jedoch noch etwas zu früh kommen. Immerhin läuft er wieder auf seiner besten Distanz, die 2000 Meter im Fürstenberg-Rennen waren doch zu kurz.
Zweite Stute im Feld ist Soberania, nach den Vorformen aber nur Außenseiterin. Immerhin war sie im letzten Jahr Zweite im Preis der Diana.

Urteil
Ich gehe mal davon aus, dass der Boden am Sonntag mindestens weich sein wird. Und da tippe ich gegen Night Magic die Bodenspezialisten Allied Powers und Scalo. Der Sieger der Herzen wäre natürlich Quijano, der bei einem Erfolg die Bahn in Köln so richtig zum rocken bringen würde. Bei den Wetterprognosen glaube ich das aber nicht.
Ansonsten bieten die Kölner an diesem Tag mal wieder ein Top-Programm: Neben dem Preis von Europa steht noch die Große Europa-Meile (Gr.2) auf dem Programm, dazu gibt es noch vier Listenrennen.