Freitag, 10. September 2010
Als Ricken mit Rosicky zauberte
Den Start in die aktuelle Bundesliga-Saison hatte sich der VfL Wolfsburg anders vorgestellt: Erst ein 1:2 beim FC Bayern durch ein Lastminute-Gegentor und dann verdaddelte das Team von Neutrainer Steve Mc Claren gegen Mainz einen 3:0-Vorsprung. Mit null Punkten geht es nach Dortmund, wo sich der BVB auf den Wolfsburger Neuzugang Diego freut. Nur schade, dass Tinga zurück in Brasilien ist. Der Rückblick auf drei denkwürdige Spiele zwischen Borussia und der VW-Werkself.

Borussia Dortmund - VfL Wolfsburg 4:0 (3:0), Saison 2001/2002, 11.08.2001, Westfalenstadion Dortmund
Der damalige VfL-Coach Wolfgang Wolf griff vor dem Gastspiel in Dortmund in die taktische Mottenkiste. Manndeckung war angesagt: Biliskov folgte Amoroso, Petkovic kümmerte sich um Koller, Kryger wich Rosicky nicht von der Seite. 29 Minuten hielt das Wolfsburger Bollwerk gegen den spielfreudigen BVB, dann sorgten Amoroso (29.), Ricken (33.) und Koller (41.) innerhalb von elf Minuten für die sichere 3:0-Führung. Borussia war in allen Belangen überlegen, neben Rosicky und Amoroso wirbelte vorne auch Lars Ricken und verdiente sich die kicker-Note 1,5. Dortmund war nach drei Spielen noch ungeschlagen und strahlte richtig Spielfreude aus. Es war die Zeit, in der BVB-Trainer Matthias Sammer seinen hochkarätigen Offensivleuten noch nicht den Spaß am Fußball genommen hatte.

Borussia Dortmund - VfL Wolfsburg 1:2 (1:1), Saison 2004/2005, 07.08.2004, Westfalenstadion Dortmund
Spieltag Saison 2004/2005, Bert van Marwijk hatte den Posten des Dortmunder Trainers übernommen und Assistent „Cookie“ Voorn („Der Mann, der Odonkor das Flanken beibrachte“) mitgebracht. Odonkor blieb an diesem Tag allerdings auf der Bank und der BVB vermasselte den Start. Aber wie – es war einer der überflüssigsten Niederlagen, die ich je im Dortmunder Fußballtempel gesehen habe. Der BVB hatte gefühlte 20 Torchancen, vergab den Großteil davon und nutzt nur eine durch Ewerthon. Die defensiven Wolfsburger kamen dreimal vor das Dortmunder Tor und trafen zweimal durch Brdaric.
So ungerecht kann Fußball sein. Aber in dieser Saison ging es bei Borussia nicht nur ums Sportliche. Die finanziellen Sünden des Duos Niebaum/Meier kamen Stück für Stück an die Oberfläche, beim Studium der Zeitungen gab es einen Gratis Crash-Kurs Betriebswirtschaftslehre dazu. Erst eine legendäre Sitzung auf dem Düsseldorfer Flughafen rettete den Verein.

VfL Wolfsburg – Borussia Dortmund 3:0 (1:0), Saison 2009/2010, Volkswagen-Arena Wolfsburg
Immer diese Sch…Rampe hoch mit Medizinball – die Wolfsburger Spieler werden ihren Trainer während der Saisonvorbereitung nicht nur einmal verflucht haben. Felix Magath hat nicht umsonst den Spitznamen „Quälix“. Doch die ganze Schinderei machte sich bezahlt. In der Rückrunde rollte der VfL und sein gestrenger Trainer Magath das Feld von hinten auf. Spätestens nach dem beeindruckenden 4:0 gegen den FC Bayern, bei dem VfL den Rekordmeister regelrecht demütigte, war die Meisterschaft das Ziel. Und nach dem 3:0 am 32. Spieltag gegen den BVB hatten die Wolfsburger eine Hand an der Schale.
Dabei war Dortmund im ersten Jahr unter Jürgen Klopp mit breiter Brust angereist, hatte vorher sieben Spiele in Folge gewonnen. Und es wurde ein packendes Spiel, weil die Borussia zumindest in der ersten Hälfte gut dagegen hielt und nach der Führung durch den herausragenden Dzeko gute Möglichkeiten zum Ausgleich hatte. Zwei Minuten nach der Pause patzte dann Dortmunds Owomoyela und das nutzte Grafite zum 2:0. Und damit war das Spiel gelaufen. Dzeko traf noch ein zweites Mal; beim BVB flog der eingewechselte Kevin Prince Boateng nach einer Kung Fu-Aktion gegen Hasebe vom Platz. Wolfsburg wurde am Ende Meister; der BVB verpasste äußerst unglücklich die Europa League. Dennoch waren die Dortmunder nach der Saison zufrieden: Klopp hatte erfolgreich die Lethargie der bleiernen Jahre zuvor vertrieben, Borussia machte wieder Spaß.