Das Revierderby zwischen Schalke und Dortmund ist auch für die Sportredaktion von
BILD immer ein besonderes Ereignis. Da werden Emotionen geschürt, wird die Rivalität zwischen den Fans noch mal aufgestachelt, ist keine Schlagzeile reißerisch genug. Immer schwingt ein moralischer Unterton mit. Wenn es dann kracht,
Bild war es nicht, hat aber wieder die gewünschte Geschichte.
Diesmal war es im Vorfeld trotz des katastrophalen Schalker Saisonstarts relativ ruhig, der
Derby-Boykott vieler Dortmunder Fans wegen der hohen Eintrittspreise in der Arena war für
BILD nicht das große Thema. Aber der Boulevard wäre nicht der Boulevard, wenn man nicht noch selbst „Dampf“ ins Derby bringen würde – auf höchst plumpe Weise.
„Watzke: Gott sei Dank ticken wir anders als Schalke“ titelt die
Bild am Sonntag. „Schalke und wir haben total unterschiedliche Philosophien. Sie setzen auf Stars, wir ticken anders und setzen – Gott sei Dank – auf junge Talente“, zitiert das Blatt BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. Und garniert das Ganze mit dem Satz „Watzke lacht die Schalker aus“. So wird die Story schön dramatisch; allerdings muss der Leser schon sehr böswillige Absichten haben, um diese Aussage aus den Worten des BVB-Bosses zu lesen.
Hohn und Spott
„Watzke genießt die Misere in vollen Zügen“, schreibt die
BamS weiter und bringt ein weiteres (eigentlich harmloses) Zitat des BVB-Bosses: „Schalke steht mit dem Rücken zur Wand! Die wollen eigentlich Deutscher Meister werden, also müssen sie eigentlich den Anspruch haben, gegen uns zu gewinnen……“ Und wieder lacht Watzke die Schalker aus. Damit bekommt eine eigentlich harmlose Geschichte den notwendigen reißerischen Touch, kann so in
Bild laufen.
Und warum rege ich mich darüber auf? So funktioniert eben der Boulevard, die meisten BVB-Fans lesen, sagen sie zumindest, so und so nicht das Blatt. Nur sind
Bild und
BamS immer noch die meist verkauften Zeitungen in Deutschland, gilt der Sport als das große Aushängeschild des Blattes. Was nicht stimmt. Ich oute mich mal als sonntäglicher BamS-Leser, nur den meisten Sch…, den sie im Sport (und anderen Ressorts) schreiben, kann man nicht ernst nehmen.
Sportlich war es eine eindeutige Geschichte: Mit 3:1 demütigte der BVB den FC Schalke 04 und gewinnt erstmals seit 2005 wieder in der Turnhalle. Damit stoßen Dortmunds junge Wilde das Schalker Starensemble noch mehr ins Elend. Null Punkte in vier Spielen, Tabellenletzter – erstmals bekommt Felix Magath richtig Gegenwind. Was wiederum gut ist für
Bild, denn aus Krisen lassen sich die schönsten Schlagzeilen basteln.