Zum Glück ist sie jetzt beantwortet, die K-Frage der Deutschen Nationalmannschaft. Trainer Joachim Löw hat entschieden: Michael Ballack bleibt Kapitän, soll aber erstmal wieder richtig fit werden. So lange wird Philipp Lahm – wie schon bei der WM in Südafrika – die Binde tragen.
Dabei war die Diskussion völlig überflüssig. Denn es ist total egal, wer Kapitän ist – ob Ballack, Lahm, Kalle Grabowski oder Captain Blaubär. Denn was macht der Spielführer eigentlich? Er führt die Mannschaft auf den Platz, begrüßt Gegner sowie Schiedsrichter und führt die Platzwahl durch. Echte Führungsspieler in einem Team müssen nicht unbedingt die Binde tragen.
Nun zeigt die Reaktion auf Lahms Vorstoß während der WM („Ich möchte die Binde behalten“) deutlich, wie banal der Sportjournalismus und speziell die Berichterstattung über die deutsche Nationalmannschaft eigentlich ist. Nicht umsonst hat Lahm die Bild als Organ seines Geständnisses gewählt. Das Boulevardblatt hatte seine Exklusivgeschichte – und alle anderen Medien stürzten sich auf die Story.
Belgien wartet
Wobei das Fehlen des Altkapitäns Michael Ballack in Südafrika schon eine zweischneidige Sache war. Zum einen spielten ohne den Leitwolf einige Spieler regelrecht befreit auf, zum anderen fehlte in manchen Spielsituationen eine „Drecksau“ wie Ballack, der neben alle technischen und strategischen Fähigkeiten manchmal ziemlich rustikal zur Sache geht. Gegen Spanien im Halbfinale hätte Deutschland aber auch mit dem Neu-Leverkusener nicht gewonnen.
Heute geht es für die deutsche Nationalmannschaft in die EM-Qualifikation und da gilt es, den spielerischen Schwung der WM mitzunehmen. Auftaktgegner ist Belgien, einst ein Stammgast bei allen großen Veranstaltungen, inzwischen aber sportlich ziemlich abgestürzt. In der WM-Qualifikation gab es bittere Niederlagen gegen Fußballgrößen wie Estland und Armenien, erreichte das Team aus dem Land der besten Pommes gerade einmal 10 Punkte. Ein Neuaufbau ist fällig: Gegen Deutschland sind in der vermeintlichen Startaufstellung des nur van Buyten vom FC Bayern und der Neu-Nürnberger Simons über 25 Jahre. Einzige Spitze ist der erst 17jährige Lukaku vom RSC Anderlecht. In der englischen Premiere League spielt Marouane Fellaini, laut kicker „der reifste und kompletteste belgische Fußballer seit Enzo Scifo“ und bei den Anhängern des FC Everton schon aufgrund seiner Lockenmähne eine Kultfigur. Jedenfalls verkaufen sich die passenden Perücken blendend rund um den Goodison Park.
The kids will luv' it: Belgiens Marouani Fellaini macht den Zidane