Ein glühender Anhänger des schönen Fußballs
Ich werde sie vermissen, die oftmals gnadenlos subjektiven Texte des Harald Irnberger. Der Spanien-Korrespondent des Fachblattes kicker sportmagazin verstarb am 15. August im Alter von 60 Jahren.
Früher hießen die Auslandskorrespondenten des kicker K.Rosso oder Arthur Rotmil. Keine Ahnung, ob das echte Personen waren oder nur Künstlernamen. Ihre wesentliche Aufgabe besteht jedenfalls daran, die Spiele des Wochenendes noch mal zusammenzufassen.
Das hat sich geändert: Heute ist die „Bibel des deutschen Fußballs“ zumindest in der Berichterstattung über den Fußball in England, Italien und Spanien viel hintergründiger – ohne allerdings an die Klasse der Auslands-Fußballberichterstattung der Süddeutschen Zeitung heranzukommen.
Seit 2003 war Harald Irnberger, ein in Andalusien lebender Österreicher, der Mann des Fachmagazins auf der iberischen Halbinsel. Schon von seiner ganzen Philosophie kein Spezialist für die reine 1:1-Berichterstattung: „Wir wollen über Fußball reden, doch dabei nicht vernachlässigen, was alles mit Fußball verknüpft ist: Politik und Geschäft, Macht und Einfluss, Medienspektakel und Cäsarenwahn“, schrieb der Exil-Österreicher in seinem Buch „Die Mannschaft ohne Eigenschaften.“


Cäsarenwahn
Irnberger war offensichtlich ein publizistisches Multitalent und ein großer Anhänger des ehemaligen argentinischen Weltmeistertrainers Cesar Luis Menotti, über den er eine Biographie publiziert hatte. Besonders Menottis These vom „schönen und ästhetischen linken Fußball“ hatte es ihm angetan. So favorisierte er den „linken“ Fußball des FC Barcelona unter den Trainern Rijkaard und Guardiola.
Das Pendant ist der „rechte Fußball“, bei dem der Erfolg alle Mittel heiligt. Entsprechend verabscheute Irnberger den erfolgreichen Defensivfußball des FC Valencia. Und Real Madrid hatte spätestens nach dem Rauswurf von Trainer Vicente del Bosque alle Sympathien verspielt, den „Cäsarenwahn“ des Real-Präsident Florentino Perez mit den „Galaktischen" Ronaldo, Zidan, Figo oder Beckham kritisierte der gebürtige Kärntner heftig.
Beim Duell Barca gegen Real stand Irnberger eindeutig auf Seiten der Katalanen. Das schimmerte sich auch in den Spieleinschätzungen wieder: In der Regel gewann Real nach den Schilderungen des kicker-Mannes vor Ort immer mit sehr viel Glück; Barca im Gegenteil lieferte hingegen fast immer ein fußballerisches Feuerwerk ab.