Wenn es in Deutschland so etwas wie einen Preis für den Ritt des Jahres geben würde, dann wäre Jockey Terry Hellier schon seit Jahren ein chancenreicher Kandidat. 2010 wäre mit Sicherheit sein
siegreicher Ritt auf Enora im Düsseldorfer Henkel-Preis der Diana, dem Gruppe1- Klassiker für die Stuten über 2200 Meter, in der engeren Auswahl. Denn was der inzwischen 44jährige auf dem Pferd des Gestütes Röttgen an diesem Sonntag zeigte, das war mal wieder ganz ganz großes Kino.
Denn Mitte gegenüber lag
Enora auf einmal auf dem letzten Platz. Auf Bahnen wie Köln, Hamburg oder auch Dortmund ist das kein Problem, denn dort gibt es eine lange Zielgerade, auf der Ross und Reiter spät kommen können. Auf dem engen Düsseldorfer Kurs ist das schon eher schwierig, besonders wenn in diesem Klassiker 15 weitere nervöse Stuten um den Sieg kämpfen. Doch Hellier zeigte mal wieder seine berühmte Coolness, war zu Beginn der Geraden immerhin Vorletzter und fand dann jede noch so kleine Lücke, um die Position zu verbessern. Da hört sich einfach einfacher an als es ist, weil andere Jockeys das auch möchten bzw. verhindern wollen. Aber Hellier ließ sich von der ganzen Hektik nicht anstecken, beorderte Mitte der Zielgerade Enora noch außen, die packte noch einmal gut an und verhinderte mit großem Speed den Erfolg von
Elle Shadow, auf der eigentlich Andrasch Starke alles richtig gemacht hatte.
Es war der erste klassische Erfolg für Trainer Torsten Mundry, der erste Sieg in der Diana für das Gestüt Röttgen
seit 1981 (insgesamt vier Siege) und der dritte Erfolg für Jockey Terence Hellier in diesem Klassiker.
Speed siegte
Was ist die Form wert? Schwer zu sagen, aber eines steht fest: Wenn die Diana noch wie vor einigen Jahren im Juni gelaufen worden wäre, hätte Enora nicht gewonnen. Denn erst am 13. Juni gab die Noverre-Tochter ihr Debüt, endete auf zu kurzen 1850 Metern als Vierte hinter Stuten wie
Night Fashion, Power Eva und
Batya. Beim zweiten Lebensstart gab es dann den ersten Sieg über passende 2200 Meter in Köln, als
New Wonder und
All I Want das Nachsehen hatten. Und dann im dritten Versuch bereits der erste klassische Treffer und so ganz überraschend kam das für manche nicht: 162 ist zwar eine Außenseiter-Quote, aber etwas Meinung war schon dar. „Sie ist ein reines Speedpferd“,
sagt ihr Trainer Torsten Mundry.
Damit verdarb Mundry seinem altem Jockeykollegen Peter Schiergen etwas die Party. Denn drei Pferden aus Schiergens Asterblüte-Quartier belegten die Plätze 2 bis 4 und unterstrichen das Argument, dass der Kölner Trainer in diesem Jahr bei den Stuten – siehe auch
Aslana – besser aufgestellt ist als bei den Hengsten.
Vielleicht die beständigste Stute des Jahrgangs ist
Elle Shadow, doch meistens findet die Wittekindshoferin einen Bezwinger.
Nicea und
Lagalp zeigten sich hingegen deutlich verbessert.
Keine Chance hatte hingegen die Favoritin
Hibaayed aus dem englischen Godolphin-Quartier, die als 7. endete. Die äußere Startnummer in Düsseldorf ist ein ziemlicher Nachteil, dazu war der Boden vielleicht schon etwas zu weich. Zudem sei die Stute nach Aussage von Jockey Frankie Dettori „rossig“ gewesen.
21 000 Zuschauer sollen es am Sonntag auf dem Düsseldorfer Grafenberg gewesen sein. Wenn das so stimmt,wäre das durchaus ein Indiz, dass der Galopprennsport doch nicht so „out“ ist wie manche annehmen. Allerdings ist im Rheinland und Düsseldorf auch viel Turfenthusiasmus vorhanden. Am Umsatz lässt sich hingegen noch einiges machen.