Freitag, 11. Januar 2019
Die besten Wett-Infos aus GB
Nette Anfrage eines neueren Galopp-Enthusiasten vor kurzem: Er habe im Winter die Pferderennen in England und Irland entdeckt. Formen seien ja bei den Wettportalen wie Racebets und Pferdewetten.de vorhanden, er suche aber nach Beschreibungen der einzelnen Starter. So wie sie die deutsche Sport-Welt habe. Dem Mann kann geholfen werden.

Der Kolumnist nutzt in der Regel drei Quellen. Da wären zuerst einmal die Spotlights der Racing Post. Die sind in verkürzter Form gratis, in der längeren Form aber kostenpflichtig, wenn man sie direkt auf der Homepage der RP nutzen möchte. Jedoch findet man die Spotlight-Einschätzungen der Racing Post auch bei Racebets: Einfach nur den Pferdenamen anklicken und schon hat man die längere Version. Zudem gibt es unter jedem Rennen den Tipp des jeweiligen Schreibers. Um diesen Service nutzen können, brauche ich übrigens kein Konto bei Racebets.
Bekannte Kolumnen der Post wie Pricewise sind leider hinter der Bezahlschranke. Wer jedoch den Samstags „The Punt“ per E-Mail abonniert, bekommt die Einschätzungen unter anderem von Tom Segal (Pricewise) oder Paul Kealy zumindest an diesem Tag gratis.



Sporting Life
Ich habe noch nie ein Racing Post-Abo gehabt. Wozu auch, es gibt genügend kostenlose Alternativen. Da wäre zu einen das Angebot der Sporting Life. Ganz alte Hasen werden sich erinnern: Das war auch mal eine Print-Zeitschrift, mit deutlich längerer Tradition als die Racing Post. Doch gedruckt gibt es die Sporting Life seit 1998 nicht mehr, nachdem Pläne scheiterten, sie als allgemeine Sportzeitung auf den Markt zu bringen. Im Netz ist sie aber schon sehr lange mit einem großen Angebot präsent. Nicht nur in Sachen Pferderennen, auch in anderen Sportarten wie etwa Fußball.
Kernkompetenz der Life ist immer noch der Turf. Zu jedem Rennen gibt es Formen, detaillierte Bewertungen der Starter und am Ende die Vorhersage. Dazu präsentiert die Sporting Life eine beste Wette des Tages (Nap of the Day), sehr empfehlenswert ist zudem am Samstag (und bei den großen Festivals) die Kolumne Value Bets, bei denen chancenreiche Außenseiter genannt werden. Manchmal empfiehlt Ben Linfoot richtig interessante Pferde, seine Bilanz kann man hier verfolgen.
Nicht ganz so gut gefallen mir an Samstagen die Kolumnen von Simon Holt und die Yankee-Tipps von TV-Moderator Oli Bell. Die beiden nennen zu oft die Favoriten und ich bin nicht unbedingt ein Favoritenwetter. Zumal die ja nicht immer ankommen.



Attheraces
Dritte Anlaufstelle ist attheraces oder kurz ATR. Stimmt eigentlich nicht mehr, denn seit 1. Januar heißt ATR Sky Sports Racing. Verändert hat sich vorerst nichts: In Sachen Rennsport bleiben die Seiten eine gute Adresse. Am liebsten schaue ich aber auf die Seite Racecards. Das Besondere: Hier liefert Timeform die Einschätzungen der Pferde und bewertet ihre Chancen mit Sternen. Fünf Sterne bedeuten beste Möglichkeiten, ein Stern ist chancenlos. Bei den Urteilen gibt es nicht nur den Tipp von Timeform, sondern auch den der ATR-Redaktion.
Nicht nur von der Optik gefällt mir dieses Angebot sehr gut. Zudem erfahre ich etwa mit einem Mausklick, ob das Pferd Form auf diesen Boden hat und wie der Trainer in den letzten Tagen agiert hat. Das sind zwei Informationen, die ich beim Wetten immer berücksichtige. Timeform hat übrigens eine sehr empfehlenswerte App. Die anderen Seiten nutze ich eher sparsam – ob Tipster oder Kolumnen. Die Course Guides finde ich noch ganz interessant.

Die besten Seiten?
Welches Angebot ist nun aber wetttechnisch das Beste, wer liefert die meisten Sieger? Schwer zu sagen. Vor einiger Zeit hätte ich die Spotlights der Racing Post empfohlen, aber das sehe ich nicht mehr so. Bei den Einschätzungen nehmen sich alle drei nicht viel.
Vor einigen Jahren habe ich mal ein Spiel gemacht: Der Kolumnist gegen die englische Fachpresse. Die Sporting Life war nicht dabei, aber an jedem Renntag, an dem ich Pferderennen verfolgt habe (in der Regel Samstags und die großen Meetings), habe ich meine Siegtipps mit denen der Racing Post, Timeform und attheraces verglichen. In der Regel ein Ort, Sieg zehn Punkte, Platz 2 fünf Punkte, Platz 3 drei Punkte. Sieger über Toto 100 gaben Extrapunkte (110 11, 120 12, 130 13…). Der Sieger: Ganz klar Timeform (die oft den Favoriten nannten), Zweiter der Kolumnist mit Kopf vor der Racing Post, Letzter und schon deutlicher geschlagen attheraces (die manchmal sehr unkonventionell tippten).



Dienstag, 8. Januar 2019
HSV: Absturz nach Anleitung
Die Unterzeile sagt es treffend: Wie Funktionäre einen Verein ruinieren. Natürlich geht es um den Hamburger SV, der 2018 nach 55 Jahren Zugehörigkeit aus der Bundesliga abstieg. Tobias Escher und Daniel Jovanov haben den Niedergang des Traditionsclubs in ihrem Buch „Der Abstieg“ kritisch seziert. Der sportliche Untergang begann 2009.

Es ist eine Bilanz des Schreckens, eine Geschichte, in der unter anderem Inkompetenz, Geltungsdrang und Ungeduld wichtige Rollen einnehmen. Und in der Spieler, Trainer und Manager regelrecht verschlissen wurden. 18 Trainer beschäftigte etwa der Club seit 2018. Zum Vergleich: Borussia Dortmund kam in dieser Zeit mit fünf Trainern aus und dabei versaute die letzte Saison mit Peter Bosz und Peter Stöger noch die Bilanz. Wenn es nicht lief, flog beim HSV zuerst der Übungsleiter. Es passte eigentlich nie: Fast immer spielten die Hamburger gegen den Abstieg. Zweimal überstand der Club mit viel Glück die Relegation.
Überraschend kam der Niedergang nicht: „Jahrelang hat der Verein auf diesen Abstieg hingearbeitet“, schreiben die Autoren. In den letzten Jahren lachte ganz Fußball-Deutschland über den Hamburger SV – außer die hartgesottenen Anhänger des Clubs.
Der Abstieg begann 2009, nachdem die Hamburger zweimal ausgerechnet am Erzrivalen Werder Bremen im Halbfinale der Europa League und des DFB-Pokals scheiterten. Jahr für Jahr schildern die Autoren die Probleme. Dabei ist Tobias Escher der Taktik-Fachmann, Daniel Jovanov der Kenner der Vereinspolitik.



Diese Rollenverteilung ist eine große Stärke des Buches. Denn besonders Tobias Escher schafft es, kurz und knackig Spielweise und Probleme des HSV unter den verschiedenen Trainern herauszuarbeiten.
Aber auch Daniel Jovanov ist gut vernetzt. So entstand eine präzise und gutgeschriebene Chronik des HSV-Versagens. Wer wissen möchte, wie man einen Verein in den Abgrund wirtschaftet, dem sei dieses Werk empfohlen. Immerhin liegt der Hamburger SV aktuell auf einem Aufstiegsplatz in der 2. Liga. Trainer Christian Titz – trotz des Abstieges im Frühjahr noch der Mann für die Wende – musste dennoch gehen. Also nichts Neues – und eine deutliche Warnung für Hannes Wolf, einst beim ASC 09 Dortmund im Job großgeworden.



Mittwoch, 19. Dezember 2018
Ein schöner Tag in der Fortuna-Geschichte
Wer hätte das gedacht? Ausgerechnet die Fortuna aus Düsseldorf, der Neuling aus dem Tabellenkeller, bescherte Borussia Dortmund die erste Niederlage in der Bundesliga. Damit hätten wohl die wenigsten gerechnet, auch wenn BVB-Trainer Lucien Favre vor dem Aufsteiger gewarnt hatte.

Der Sieg muss – wenn man den Berichten glauben darf – verdient gewesen sein. Die Fortuna agierte arg defensiv, verdichtete gut die Räume und sorgte im Spiel nach vorne immer wieder für Nadelstiche. Dagegen fand der BVB lange kein Mittel. Gegen stark zurückgezogene Teams – siehe auch Brügge und Freiburg – tat sich Borussia zuletzt immer schwer.
Die Düsseldorfer aber hatten nach dem überraschenden Coup einiges zu feiern. 2:1 gegen Dortmund, davor 3:3 gegen Bayern München mit zwei späten Toren und auch zuletzt 3:0 gegen Freiburg – Fortuna kann in der Liga mithalten. Wenn alles stimmt, wenn alle ihre optimale Leistung abrufen, dann hat das Team von Trainer-Routinier Friedhelm Funkel (65) auch in der nächsten Saison gute Chancen, erstklassig spielen.
Düsseldorf ist ein Ort, mit dem der Kolumnist einiges verbindet. Nicht nur, dass er dorthin jahrelang beruflich gependelt ist, auf dem Grafenberg gibt es außerdem eine schöne Rennbahn. Auch in Sachen Fußball war ich einige Male dort: 1980 spielte Borussia im DFB-Pokal im damaligen Rheinstadion. Keine Ahnung mehr, wie ich dort hinkam, der BVB verlor natürlich – 0:3 im halbleeren Stadion. Dann kam das berühmte dritte Relegationsspiel 1986 gegen Fortuna Köln in der Landeshauptstadt. Dank diverser Staus unterwegs erfolgte die Ankunft erst zur zweiten Halbzeit, in der der BVB richtig aufdrehte und Jean Lörings Fortuna 8:0 abschoss.
Das Rheinstadion war eines dieser typischen Stadien, die für die WM 1974 entstanden. Groß, weitläufig und mit Laufbahn, weil in den Arenen auch Leichtathletik stattfinden sollte. Ein Dach gab es meist nur für die Bonzen auf der Haupttribüne und so kam es, dass die meisten Besucher bei Regen und Schnee ordentlich nass wurden. Das Schlimmste war aber, dass das Spielfeld dank der Laufbahn meilenweit entfernt war und selten echte Stimmung aufkam.

Fernglas notwendig
Bei meinem letzten Besuch im alten Rheinstadion saß ich irgendwo oben in der Kurve, gefühlte 500 Meter vom Spielfeld. Im Januar 1997 fuhr der BVB als hoher Favorit an den Rhein und verlor gegen ein Team, dessen größte Stärken Torwart Georg Koch und Einwerfer Harald Katemann waren. Koch und Katemann spielten nicht, dafür trafen Juran und Dobrowolski. Zwei Russen, die eigentlich eher als teure Fehleinkäufe galten. Zu allem Überfluss regnete es auch noch. Es war ein Abend zum Vergessen.
Auf dem Rückweg ergatterte ich noch ein Fanzine (dessen Namen ich vergesse habe), in denen sich die Fortuna-Fans über die sogenannten Mode-Fans der Borussia amüsierten. Düsseldorf stieg trotz des Sieges am Ende ab, der BVB aber holte sich den Erfolg in der Champions League gegen Juventus Turin. Wenn sich das für Dortmund im nächsten Jahr wiederholt, werden alle Schwarzgelben glücklich sein.
Nun musste ein Anhänger der Düsseldorfer in den Jahren zuvor und danach allerdings auch deutlich mehr erleiden als der gemeine BVB-Liebhaber. Dabei hatte die Fortuna in den siebziger und Anfang der achtziger Jahre noch starke Mannschaften, die Titel holten. 1979 unterlag die Fortuna im Endspiel des einstigen Europapokals der Pokalsieger nach hartem Kampf dem FC Barcelona. Die Allofs-Brüder, Scharfschütze Gerd Zimmermann, Libero Gerd Zewe oder Stürmer Wolfgang Seel waren gute Spieler.
Doch dann ging es abwärts und es blieb nicht bei Liga 2. Die Fortuna wurde drittklassig und irgendwann sogar mal viertklassig. Der Besuch auf den Sportplätzen in der Provinz an Niederrhein und Mittelrhein schweißte die Fans zusammen, Mode-Fans kamen aufgrund der fehlenden Erfolge erst gar nicht.
„Wenn wir wollen, kaufen wir Euch auf“, skandierten die Düsseldorfer 2004. Es war im leeren Westfalenstadion, denn die Fortuna spielte gegen die Zweite des BVB in der Regionalliga. Damals stand der BVB vor dem finanziellen Abgrund, aber der Fortuna ging es bestimmt nicht besser. Düsseldorf ist wie Dresden und Braunschweig einer der Vereine, den ich sowohl gegen Borussias Erste als auch Zweite habe spielen sehen.
Heute hat auch Düsseldorf eine Arena, benannt nach einem Hersteller von Spielautomaten. Nach langen Jahren der unteren Ligen kommen in diesem Jahr wieder die Großen. Doch Düsseldorf war nie eine Fußballstadt wie etwa Dortmund. Und so sind die 51000 Plätze nur selten komplett belegt.



Düsseldorf war in den achtziger Jahren eine erfolgreiche Pokalmannschaft. 1986 scheiterte hier der FC Bayern München mit 0:3.