Donnerstag, 7. Juni 2018
Das Godolphin-Imperium schlug zurück


Trainer und Team feiern den Derbysieger Masar

Dass ich das noch erleben darf: Godolphin triumphiert im Epsom Derby. Mit Masar, den auch diese Kolumne nicht auf der Rechnung hatte. Immerhin hatten wir den Zweiten Dee Ex Bee als chancenreichen Außenseiter prognostiziert. Das Traditionsrennen wurde zum Doppel-Triumph für die Maktoum-Familie: Denn der Zweite steht im Besitz von Scheich Mohammeds Sohn Hamdan.

Irgendwie war Masar das vergessene Pferd – auch in unserer Derby-Vorschau. Doch Pferderennen laufen oft anders als vorgesehen. Und am Samstag gegen 17:32 deutsche Zeit tauchten auf einmal die berühmten blauen Farben an der Spitze auf und blieben auch dort. Dabei hatten wir das Pferd von Trainer Charlie Appleby als sehr gutes Pferd eingeschätzt: Dritter in den 2000 Guineas, davor überlegener Sieger in den Craven Stakes .
Charlie Appleby hatte schon im Vorjahr eine Vorahnung. Im September siegte sein Schützling in den Gruppe 2 Solario Stakes in Sandown. „Er wird dreijährig noch besser“, sagte er nach dem Rennen. „Und die 2000 Guineas sind die beste Derby-Vorprüfung.“
Der Trainer hat eine richtig gute Saison, jeder Dritte seiner Starter kommt als Gewinner zurück. Schon 2017 war die Bilanz ausgezeichnet, besonders die Zweijährigen gefielen. Saeed Bin Suroor, der andere Goldolphin-Trainer in England, hatte vorher schon Böses geahnt und sich über die Zweijährigen-Verteilung mokiert. Er habe die Spätentwickler, Appleby hingegen die besseren Typen bekommen. Damit ging Bin Suroor in die Öffentlichkeit, darauf trat Racing Manager John Ferguson zurück, immerhin 25 Jahre im Dienste von Scheich Mohammed.

Bessere Tage
In der Godolphin-Organisation werden viele richtig aufgeatmet haben. Seitdem die Pferde in den blauen Farben liefen, hatte es noch nie einen Erfolg im Prestige-Derby gegeben. Lammtara trug bei seinem Erfolg 1994 noch andere Farben und schlug ausgerechnet Tamure, der in den traditionellen Scheich Mohammed-Farben Weinrot und Weiß unterwegs war.
Es folgten später harte Jahre. Während die Coolmore-Leute mit Trainer Aidan O’Brien einen Klassiker nach dem anderen abräumten, spielte Godolphin nur die zweite Geige. Manchmal hatte Godolphin überhaupt keinen Vertreter in den Top-Rennen. Traurig für eine Organisation mit diesen gewaltigen finanziellen Möglichkeiten. Da nutzen auch vielen Erfolge beim heimischen Dubai Carnival im Winter in Dubai nicht viel.
Godolphin hat turbulente Zeiten hinter sich. Der Doping-Skandal 2013 um Trainer Mahmood al-Zarooni traf die Organisation bis ins Mark. Das Imperium wankte nicht nur aufgrund der fehlenden sportlichen Erfolge.
Manchmal zeigte sich die gesamte Hilflosigkeit der Godolphin-Organisation darin, dass man scheinbar wahllos jedes halbwegs talentierte Pferd aufkaufte, das aber unter den Godolphin-Trainern meist schlechter wurde. Das hat sich in den letzten Jahren verändert: Pferde wie Barney Roy, Harry Angel und Ribchester laufen in Blau, werden aber trainiert von ihren bisherigen Trainern Richard Hannon, Clive Cox und Richard Fahey. Und waren sehr erfolgreich.



Samstag, 2. Juni 2018
Epsom Derby: Die Besten der letzten 25 Jahre
Es begann an einem Dienstag im Juni 1993 bei einem Dortmunder Buchmacher, der Sieger hieß Commander in Chief und wurde trainiert von Henry Cecil. Es war das erste bewusst erlebte englische Derby des Autors. Am Samstag ist es erneut soweit: Das Epsom Derby 2018 steht an. Zeit für eine kleine Bilanz: meine besten Derbysieger der letzten 25 Jahre. Welche Pferde das waren, lesen Sie hier.



Freitag, 1. Juni 2018
Young Rascal kann Saxon Warrior stoppen
Es ist wie so oft im englischen Derby, das am Samstag um 17:30 Uhr gestartet wird. Aidan O’Brien sattelt den klaren Favoriten Saxon Warrior und vier weitere Kandidaten. Das bietet taktisch viele Varianten. Doch nicht immer gewinnt der Meistertrainer. Starter und Chancen im Epsom Derby 2018

1. Dee Ex Bee (Trainer Mark Johnston/Jockey Silvestre Da Sousa): Sehr solides Pferd aus dem Mark Johnston-Quartier, das zweijährig schon in Epsom erfolgreich und Dritter auf zu kurzem Weg im Epsom Derby Trial (2000 Meter) war. Zuletzt noch besser als Zweiter in der Chester Vase (2400 Meter), ohne den Sieger Young Rascal gefährden können. Großer Steher, muss sich aber weiter verbessern.

2. Delano Roosevelt (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Seamie Heffernan): Galileo-Sohn aus der irischen 1000 Guineas-Siegerin Again, der bislang nur beim Lebensdebüt siegreich war. Ansonsten immer platziert, zuletzt Zweiter hinter Hazarpour im Derrinstown Stud Derby Trial in Leopardstown, machte dabei noch einige Meter gut und fing den Stallgefährten The Pentagon ab. Noch längst nicht ausgereift, vielleicht kommt das Derby zu früh.

3. Hazapour (Trainer Dermot K. Weld/Jockey Frankie Dettori): Noch relativ wenig geprüfter Sharmardal-Sohn, der sich dreijährig noch mal verbessert hat. Jedenfalls fiel das Jahresdebüt sehr souverän aus: Sicherer Erfolg im Derrinstown Stud Derby Trial gegen Delano Roosevelt und The Pentagon, diese Form macht ihn zu einem Mitfavoriten. Dermot Weld machte vor zwei Jahren Harzand zum Derbysieger.

4. Kew Gardens (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Donnacha O’Brien): Der nächste aus dem O’Brien-Stall. Schon deutlich geschlagen von Knight To Behold im Lingfield Derby Trial, auch wenn er zum Schluss noch etwas anzog. Außenseiter.

5. Knight To Behold (Trainer Harry Dunlop/Jockey Richard Kingscote): Talentierter Sea The Stars-Sohn, noch wenig geprüft. Gewann trotz Unreife von der Spitze das Lingfield Derby Trial gegen Kew Gardens. Weitere Verbesserung möglich, aber das Derby ist noch mal eine Stufe höher. Und er wird kein ungestörtes Rennen an der Spitze bekommen.

6. Masar (Trainer Charlie Appleby/Jockey William Buick): Einziger Godolphin-Vertreter, sehr gutes Pferd, Dritter in den englischen 2000 Guineas und davor überlegener Erster in den Craven Stakes, 2400 Meter sind aber neu, Vater New Approach gewann das Derby, die Mutter war über 1900 Meter erfolgreich. Andere haben dennoch bessere Referenzen.

7. Roaring Lion (Trainer John Gosden/Jockey Oisin Murphy): Beeindruckte in den Dante Stakes mit seinem Speed und distanzierte das Feld im Stile eines Klassepferdes. Zählte zweijährig zur Spitze des Jahrgangs (knappe Niederlage gegen Saxon Warrior), floppte beim Jahresdebüt in den Craven Stakes und lief dann passabel in den Guineas. Wenn er 2400 Meter auf vielleicht klebrigem Boden kann, dann ist er ein ernsthafter Sieg-Anwärter.

8. Saxon Warrior (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Ryan Moore): Der große Favorit und die Nummer 1 im O’Brien-Stall. Galt immer als Pferd für Mitteldistanzen, die englischen 2000 Guineas dienten eigentlich nur als Vorspiel. Der Sieg in Newmarket war beeindruckend, hatte vorher auch immer alles richtig gemacht – vier Starts, vier Siege. Erstmals über 2400 Meter, nach Abstammung sollte er das können. Man möchte die dreifache Krone: 2000 Guineas, Derby, St. Leger.

9. Sevenna Star (Trainer John Gosden/Jockey Robert Havlin): Starter aus dem deutschen Gestüt Ammerland, Kampfsieger im Sandown Classic Trial. Zeigte viel Kampfgeist und verdiente sich den Platz im Derby-Feld. Dennoch Außenseiter, gilt im Gosden-Stall als St. Leger-Kandidat. Weicher Boden von Vorteil.

10. The Pentagon (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Wayne Lordan): Früh gehandelt als potenzielles Derby-Pferd. Gute Leistung zuletzt hinter Hazarpour und Delano Roosevelt, dennoch ist eine Formumkehr eher unwahrscheinlich.

11. Young Rascal (Trainer William Haggas/Jockey James Doyle): Erst drei Lebensstart, dabei von Rennen zu Rennen verbessert. Die Leistung in der Chester Vase gegen Dee Ex Bee war stark, trotz Unreife und nicht optimalem Rennverlauf lief er wie ein Pferd mit Zukunft. Großer Steher, sehr gute Möglichkeiten.

12.Zabriskie (Trainer Aidan O’Brien/Jockey P.B Beggy): Größter Außenseiter aus dem O’Brien-Stall, im Sattel sitzt aber der Reiter des letztjährigen Siegers Wings Of Eagles. Nach allen Vorformen aber nur mit geringen Chancen.



Derby 1996: Shaamit mit Michael Hills triumphiert im Epsom Derby 1996. Jockey-Legende Lester Piggott hatte ihn angesagt, sein Schwiegersohn William Haggas trainierte den Hengst. 22 Jahre später soll es ihm Young Rascal für Trainer Haggas nachmachen.

Urteil
Gegen einen O’Brien-Favoriten zu spielen, zahlte sich in den letzten Jahren meistens nicht aus. Und wieder hat der Meister aus Ballydoyle mit Saxon Warrior ein Pferd mit großem Potenzial am Start. Bislang hat der Deep Impact-Sohn alles richtig gemacht, die 2400 Meter sind zwar Neuland, aber das ursprüngliche Ziel. Dennoch halte ich mit Young Rascal dagegen: Großer Steher, dessen Grenzen noch lange nicht ausgelotet sind. Dazu kommt er aus einem Top-Quartier, das seine Pferde auch auf den Punkt genau vorbereiten kann. Bester Außenseiter: Dee Ex Bee.