Freitag, 10. Juni 2016
Elf Top-Kandidaten für das Derby 2016
Zuletzt sorgte der Derby-Jahrgang 2016 für Trauer: Swinging Duke und Zirconic Star brachen sich das Bein und starben. Beide Pferde wurden hoch gehandelt im Derby-Wettmarkt. Besitzer, Trainer und alle anderen, die mit den Pferden täglich zu tun hatten, verdienen unser Mitgefühl. Aber das Leben geht weiter: nurpferdeundfussball stellt die führenden Kandidaten im Derbymarkt vor. Gut eine Woche vor dem Oppenheim-Union-Rennen, der wichtigsten Derby-Vorprüfung in Deutschland.

Boscaccio (Trainer Christian Sprengel): Der Führende im Wettmarkt, steht bei schlappen 32:10. Drei Starts, drei Siege lautet die makellose Bilanz. Wie er zuletzt im Listenrennen in Hannover über 2200 Meter Start-Ziel gewann und dabei immer neue Reserven offenbarte, das sah a) nach Rennpferd und b) nach Stehvermögen aus. Jetzt kommt der Test in der Union gegen wahrscheinlich noch bessere Gegner.

Wai Key Star (Trainer Andreas Wöhler): Wie so viele seiner Trainingsgefährten kontinuierlich gesteigert. Die Art, wie er sich im Iffezheimer Derby-Trial bei seinem dritten Lebensstart vom Feld löste, sah imponierend aus. Das Rennen war über 2000 Meter, eine längere Distanz hat das Pferd des Stalles Salzburg bislang noch nicht gesehen. Vater Soldier Hollow war als Rennpferd erfolgreich bis maximal 2000 Meter, zu seinen Nachkommen zählen aber auch Derbysieger Pastorius und Gruppe 1-Steher Ivanhowe.

Savoir Vivre (Trainer Jean Pierre Carvalho): „Merken sie sich dieses Rennpferd“, sagte Rennkommentator Marvin Schridde nach dem Rennen. Nicht nur der Sprecher war angetan – mit dem berühmten „Finger in der Nase“ hatte der Adlerflug-Sohn ein traditionell stark besetztes Sieglosen-Rennen in Köln auf weichem Boden gewonnen. 13:10 stand Savoir Vivre dann beim nächsten Start in Mülheim. Doch hier tat sich der Hengst schwer, kam erst ins Rollen, als das Rennen schon fast zu Ende war. Hatte ihn Filip Minarik zu spät gebracht? Jedenfalls wird Minarik ihn nicht mehr reiten. Und vergessen sind alle Erfolge, die Schlenderhan/Ullman und der Jockey zusammen gefeiert hatten. Ein spannender Teilnehmer für die Union.

Classic Rock (Trainer Andreas Wöhler): Der Sieger aus dem eben genannten Mülheimer Rennen, besiegte dort nicht nur Savoir Vivre, sondern auch den Stallgefährten Light of Air. Von Start zu Start verbessert, eine von vielen Wöhler-Trumpfkarten im Derby-Jahrgang.

Parthenius (Trainer Mario Hofer): Der Start im französischen Prix de Jockey Club scheiterte aus formellen Gründen, jetzt heißt es Farbe bekennen im Oppenheim-Union-Rennen. Der Bruder des Derbysiegers Pastorius war ein sehr guter Zweijähriger, der erste Start in diesem Jahr im Krefelder Busch-Memorial war schwach. Aber inzwischen sind die Pferde von Mario Hofer deutlich besser in Schuss und ich bin gespannt, ob Parthenius das Stehvermögen seines Bruders geerbt hat.



Sieger im Derby Trial Baden: Wai Key Star aus dem Stall Salzburg (Foto German Racing/Rühl)

Cashman (Trainer Andreas Wöhler): Die nächste Wöhler-Hoffnung. Zwei leichte Siege bislang in dieser Saison, die durchaus von den nachfolgenden Pferden bestätigt wurden. Jetzt heißt es Farbe bekennen in der Oppenheim-Union.

Berghain (Trainer Jens Hirschberger): Der Hengst war enttäuschend früh im Bavarian Classic geschlagen. Dort war er immerhin als Mitfavorit ins Rennen gegangen, nachdem er zuvor in Bremen bei seinem Sieg durchaus gefallen konnte. Wiedergutmachung im Oppenheim-Union-Rennen?

Topography (Trainer Andreas Wöhler): Erst zwei Starts und noch reichlich Platz für Verbesserung. Aber beim Sieg zuletzt über 2400 Meter stiefelte er mit viel Stamina nach Hause und schlug ein Feld voller unausgereifter Kandidaten. Den Mitbesitzer, Trainer-Legende Sir Alex Ferguson, wird es freuen. Aber das Derby könnte für den „im Training immer etwas faulen Hengst“ (Trainer Andreas Wöhler) noch zu früh kommen.

Karajol (Trainer Jean-Pierre Carvalho): Noch siegloser Schlenderhaner nach zwei Starts, aber die letzte Leistung im Bavarian Classic war durchaus respektabel. Lief dort wie ein Steher, der eine längere Strecke braucht. Ich bin mal gespannt, wie er in der Union über die längere Distanz läuft. Potenzial ist da, dennoch könnten die Prüfungen noch etwas früh kommen.

San Salvador (Trainer Andreas Löwe): Halbbruder des Gruppe 1-Siegers Sirius, der – wenn er gesund bleibt – ein sehr gutes Pferd werden wird. Beim zweiten Start in Dortmund erfolgreich, das zweite Pferd Lysanda bestätigte diese Leistung später. Im Iffezheimer Derby Trial wirkte der Lord of England-Sohn etwas überfordert, machte aber noch Boden gut. Für ihn gilt ähnliches wie für Karajol: Die längere Strecke in der Union ist gut.

Larry (Trainer Uwe Stech): Erst ein Start über 1800 Meter, aber was für einer. Da schlug Larry locker den späteren Derby-Trial-Gewinner Wai Key Star (siehe oben) und lief dabei, als wenn er noch viele, viele Reserven hat. „Genetisch sollte er ein Mitteldistanzler sein, doch seine Galoppade deutet durchaus Stehvermögen an“, sagte sein Trainer Uwe Stech schon bei der Stallparade der Sport-Welt. Aber beim nächsten Start hatte Larry keine Lust, die Startbox zu betreten.



Dienstag, 7. Juni 2016
Fünf Städte im fußballerischen Abseits
Während sich im TV der MSV Duisburg und die Würzburger Kickers um den letzten Platz in der Zweiten Liga beharkten, hatte ich mal überlegt: Welche Großstädte in Deutschland haben eigentlich keine Mannschaft im Profifußball, heißt mindest ein Team in Liga 3. Die Top 5 der größten Städte in Deutschland ohne Profi-Fußball (wobei in der Regionalliga natürlich auch viele Profi-Truppen auflaufen).

Essen (Einwohner 573.784, Stand 31.12.2014, Platz 9 der Großstädte in Deutschland): Es ist eine Schande. Essen ist eine der größten Städte Deutschlands mit vielen renommierten Unternehmen, aber fußballerisch ist die Revierstadt seit über 30 Jahren ein sehr trauriges Kapitel. Der Grund heißt Rot-Weiss Essen. In den fünfziger Jahren hatte man mit Georg Melches einen visionären Präsidenten, war Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger. Helmut Rahn, der Boss und Weltmeister 1954, spielte für den Revierclub. Später kickte RWE auch noch einige Jahre in der Bundesliga, doch diese Zeiten sind längst vorbei.
Präsidenten, Trainer und Spieler kamen und gingen – nur mit dem finanziell permanent klammen Klub ging es stetig abwärts. Sogar bis ins Liga 5. Derzeit dümpelt RWE in der viertklassigen Regionalliga und traf dort auf den kleinen Stadtrivalen FC Kray. In den Glanzjahren wäre das ein Gegner in der Saisonvorbereitung gewesen.
So träumen sie bei RWE von besseren Tagen. Die Bundesliga bleibt Utopie, die zweite Liga ein Traum, die dritte Liga ist vielleicht mal erreichbar, wenn alles glatt läuft. Nur beim Zuschauerschnitt ist RWE immer noch gefühlte Zweite Liga.
Auch der einstige Rivale aus dem reichen Essener Süden, der ETB SW Essen, ist aus dem Rampenlicht verschwunden. Derzeitige Liga: die fünftklassige Oberliga Nordrhein. In den siebziger Jahren spielte der Klub viele Jahre in der zweiten Liga.



Einst auf Augenhöhe, heute trennen sie sportliche Welten: Borussia Dortmund und RW Essen (Foto Dirk Vorderstraße/Wikimedia Commons)

Wuppertal (Einwohner 345.525, Platz 17): Immerhin gibt es mal wieder eine positive Nachricht aus der Wuppertaler Fußballszene: Der Wuppertaler SV, der Vorzeigeverein der Stadt, hat in dieser Saison den Aufstieg geschafft. Zwar nur aus der Oberliga Nordrhein in die Regionalliga West, aber jedenfalls ist man jetzt viertklassig.
So richtig zur Elite im deutschen Fußball zählte der WSV auch nur eine kurze Zeit: Von 1972 bis 1975 war die Bundesliga sportliche Heimat der Oberbergischen. Besonders das erste Jahr wurde zum Triumph: Die Mannschaft von Trainer Horst Buhtz belegte einen starken 4. Platz, Stützen der Mannschaft waren unter anderem Torjäger Günther Pröpper, Libero Emil Meisen und Torhüter Manfred Müller, der später das Tor des FC Bayern München hütete.
Doch das Glück hielt nicht lange. 1975 ging es runter in die 2. Liga, 1980 in die 3. Liga und seit dieser Zeit war – bis auf einige Jahre in zweiter und vierter Liga – der WSV drittklassig.
1991 übernahm der Unternehmer Friedhelm Runge (Emka Beschlagteile) den Verein. Das Ziel war die Zweite Liga. Doch alle Bemühungen Runges, den Verein nach oben zu führen, scheiterten – manche knapp, manche deutlich. 2011 folgte der Abstieg in die viertklassige Regionalliga, 2013 endete die Ära Runge, im gleichen Jahr folgte der Zwangsabstieg durch Insolvenz. Der WSV war fünftklassig. Immerhin das wurde jetzt repariert.

Bonn (Einwohner 313.958, Platz 19): Ein Hochburg des Fußballs war die ehemalige Bundeshauptstadt nie. Der Bonner SC, entstanden 1965 aus den Vereinen Bonner FV und Tura Bonn, schaffte 1976 zwar den Sprung in die Zweite Liga, hielt auch die Klasse, doch am 9. Juli 1977 entzog der Deutsche Fußballbund (DFB) den Rheinländern die Lizenz. Immerhin waren die Bonner damit der erste Klub im bezahlten Fußball, der die Lizenz verloren hat.
Nach Jahren in der Anonymität der unteren Klassen übernahm Mäzen John Viol das Geschäft. In seiner Zeit kickten die Bonner Löwen überwiegend in der Oberliga Nordrhein.
Doch Schlagzeilen machte der umtriebige Mäzen nicht mit sportlichen Erfolgen: So verpflichtete er unter anderem die kubanische Nationalmannschaft, doch der Einsatz der Kicker aus dem Lande Castros scheitert an einer fehlenden Genehmigung. Die Ära Viol endet in der Insolvenz, der Verein landet in der Landesliga. Aber der Sportclub ist ein Stehaufmännchen: Nach drei Mittelrhein-Liga stiegen die Bonner in diesem Jahr in die Regionalliga auf – immerhin vierte Klasse. Wie mit Herrn Viol.

Mannheim (Einwohner 299.844, Platz 22): Freud und Leid liegen oft nicht weit auseinander, in diesem Fall etwas mehr als 50 km. Während der einstige Dorfclub 1899 Hoffenheim dank seines Mäzens Joachim Hopp Bundesliga spielt, heißt die Realität für den einstigen Bundesligisten Waldhof Mannheim die viertklassige Regionalliga Südwest.
In Mannheim haben inzwischen andere Sportarten das Kommando: Eishockey etwa durch die Adler Mannheim oder Handball durch den neuen Meister Rhein Neckar Löwen. Hier gibt es die erste Liga und Spitzensport, Fußball aber dümpelt in der Vierten Liga rum.
Der SV Waldhof Mannheim, Stammverein von Trainerlegende Sepp Herberger und einst Heimat kerniger Abwehrspieler wie Jürgen Kohler, Karlheinz Förster oder Christian Wörns, kann von einer Rückkehr in die Bundesliga nur träumen. Immerhin gab es beim einstigen Bundes- und Zweitligisten nach harten Zeiten in dieser Saison so etwas wie Aufbruchstimmung. Doch das Scheitern gegen die Sportfreunde Lotte in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga hat den Frust der Treuen mal wieder erhöht.
Der Traditionsverein VfR Mannheim spielt heute in der Verbandsliga.



Erinnerung an den größten fußballerischen Sohn Mannheims. (Foto Hubert Berberich/Wikimedia Commons)

Lübeck (Einwohner 214.920, Platz 35): In der Saison 2003/2004, da schlug die vielleicht größte Stunde des VfB Lübeck. Im Halbfinale des DFB-Pokals traf der damalige Regionallist mit Trainer Dieter Hecking auf Werder Bremen. Lange Zeit hielt der Underdog gut mit, rang dem favorisierten Bundesligisten immerhin eine Verlängerung ab und verlor in allen Ehren mit 2:3. Es war ein schlechtes Omen: Denn am Ende stieg der VfB aus der Zweiten Liga ab.
In der Bundesliga spielten die Grün-Weißen nie. Einmal erreichte man die Aufstiegsrunde (1969), aber die Erstklassigkeit blieb ein Traum. Die Lübecker pendelten zwischen Zweit-, Dritt- ,Viert- und sogar Fünftklassigkeit, zweimal schafften sie den Aufstieg in die Zweite Liga (1995 und 2002), nach jeweils zwei Jahren ging es wieder runter. Es ist ein hartes Brot auch finanziell in den unteren Ligen: 2008 und 2012 meldete der Klub die Insolvenz an.
2014 gelang die Rückkehr in die viertklassige Regionalliga. In dieser Saison belegte der VfB den siebten Rang und gewann gegen den Drittligisten Holstein Kiel den Landespokal Schleswig-Holstein. Damit nimmt der Klub am DFB-Pokal teil und hofft auf einen attraktiven Bundesligisten in der 1.Runde.
Der einstige große Stadtrivale Phönix Lübeck kickt heute in der Verbandsliga Süd-Ost Schleswig Holstein (sechste Liga).



Donnerstag, 2. Juni 2016
Ulysses auf den Spuren seiner Eltern
Es begann mit Diomed im Jahre 1780, die Siegerliste danach ist gespickt mit großen Namen. Das englische Derby, das am Samstag auf dem Kurs in Epsom in der Nähe von London ausgetragen wird, ist immer noch eines der prestigereichsten Rennen des Turfkalenders. 2016 scheint es so offen wie lange nicht mehr zu sein. Starter und Chancen im Epsom Derby 2016, natürlich ein Gruppe 1-Rennen über 2400 Meter.

Across the Stars (Trainer Sir Michael Stoute/Jockey Kieran Fallon): Trainer Stoute und Jockey Fallon waren früher ein sehr erfolgreiches Paar. Unter anderem gewannen sie mit Kris Kin 2003 und North Light 2004 das Derby. Fallon ritt den schwierigen Derby-Kurs in dieser Zeit wie ein junger Gott. Himmlische Hilfen wären auch für Across the Stars wichtig, der als Dritter im Lingfield Derby Trial vom Sieger Humphrey Bogart quasi gebremst wurde. Dennoch Außenseiter. Stehvermögen ist da, aber andere Kandidaten überzeugen mehr.

Algometer (Trainer David Simcock/Jockey Jim Crowley): Schimmel, Kampf-Sieger in einem Listen-Rennen in Goodwood, davor unterlag er nur dem zeitweiligen Derby-Favoriten Midterm. Talentiert, braucht aber weichen Boden. Den könnte er antreffen. Sein Trainer sieht ihn jedoch mehr als ein St. Leger-Pferd. Zumindest die Distanz sollte er können. Die Mutter Albanova gewann 2004 drei Gruppe 1-Prüfungen in Deutschland, darunter den Kölner Europa-Preis. Außenseiter, der überraschen kann.

Biodynamic (Trainer Karl Burke/Jockey Dougie Costello): Schön gesteigerter New Approach-Sohn aus dem Karl Burke-Stall, der aber als Vierter in der Chester Vase Grenzen sah. Ein Sieg im Derby wäre die Sensation.

Cloth of Stars (Trainer Andre Fabre/Jockey Mickail Barzalona): Wenn der französische Großtrainer Fabre Pferde auf die Insel schickt, werden Wetter und Bookies wachsam. Auch wenn Cloth of Stars bislang nie weiter als über 2000 Meter lief. Aber der Sea The Stars-Nachkomme siegte zuletzt in dem Rennen, dass damals auch Pour Moi, der Gewinner 2011, für sich entschied. Fabre ließ seinen Schützling zuletzt die trickreiche Epsom-Bahn testen, das Ergebnis stellte den Trainer zufrieden. Und Godolphin hofft mal wieder auf ein Derby-Pferd. Weicher Boden wäre passend.

Deauville (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Jamie Spencer): Die Form in den Dante Stakes war gut, dort scheiterte er nur an Wings of Desire. Nach Regen am Dienstag stark gewettet, aber ich sehe ihn nicht unbedingt als Sieger. Deauville ist für mich eher ein 2000 Meter-Pferd wie sein Bruder The Corsican. Der allerdings auch über 2400 Meter gewonnen hat.

Harzand (Trainer Dermot K. Weld/ Jockey Pat Smullen): In diesem Jahr stark verbesserter Sea The Stars-Sohn, zuletzt zweimal auf schweren Boden erfolgreich. Der letzte Sieg war in einer Gruppe 3-Prüfung in Leopardstown gegen den O’Brien-Vertreter Idaho. „Das Beste kommt noch“, sagte seiner Trainer danach. Zudem dass Harzand quasi nach 2400 Metern „schreie“. Sehr interessanter Teilnehmer, aber leichte Zweifel, ob dieses sehr große Pferd mit dem welligen Epsom-Kurs zurechtkommt.

Humphrey Bogart (Trainer Richard Hannon/Jockey Sean Levey): Sohn eines Sprinters, das Stamina kommt von der Mutter. Seltener Derbystarter aus einem Stall, der eher für schnelle Pferde bekannt ist. Nachgenannt nach seinem Erfolg im Lingfield Derby Trial. Humphrey Bogart kennt zudem die Bahn nach seinem zweiten Platz hinter der Top-Stute So Mi Dar. Dennoch eher Außenseiter.



35 Jahre ist das jetzt her: Shergar, der später viel traurigere Schlagzeilen machte, triumphierte 1981 im Epsom Derby. Sein Trainer: Michael Stoute, damals noch ohne Sir. Im Sattel war der famose Walter Swinburn

Idaho (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Jamie Heffernan): Talentierter Hengst, der aber zuletzt zwei Mal seine Grenzen, unter anderem als Dritter in den Derby Trial Stakes in Leopardstown, erkennen musste. Andere Kandidaten aus dem O’Brien-Quartier sind höher einzuschätzen.

Massaat (Trainer Owen Burrows/Jockey Paul Hanagan): Zweiter in den englischen 2000 Guineas und Zweiter zweijährig in den Dewhurst Stakes. Beides Gruppe 1-Prüfungen, das zeigt schon, dass Massaat zu den besten Pferden des Jahrgangs gehört. Das war aber über die Meile, 2400 Meter sind Neuland. Sein Trainer ist zuversichtlich, die Mutter stammt aber vom Sprinter Acclamation. Vater Teofilo ist ein Galileo-Sohn, der ein großartiger Zweijähriger war, aber dreijährig verletzungsbedingt nicht mehr lief. Immerhin produzierte er einige Nachkommen mit viel Stamina. Die Wundertüte im Rennen.

Moonlight Magic (Trainer Jim Bolger/Jockey Kevin Manning): Überzeugender Sieger des Derby Trials in Leopardstown auf gutem Boden vor Shogun und Idaho, davor floppte er auf schweren Boden in den Ballysax Stakes (Sieger Harzand). Sein erfahrener Trainer hält ihn für ein „echtes Derbypferd“ mit viel Stehvermögen. Ein weiterer Teilnehmer mit Chancen, der Boden sollte aber nicht zu weich sein.

Port Douglas (Trainer Aidan 0’Brien/Jockey Colm O’Donoghue): Sohn der Walzerkönigin, deren Halbbruder Wiener Walzer das Deutsche Derby 2009 gewann. Solider Vertreter aus dem O’Brien-Quartier, zuletzt knapper Zweiter hinter dem höher gehandelten Stallgefährten US Army Ranger in der Chester Vase. Frontrenner mit viel Stehvermögen, aber andere Kandidaten des Quartiers werden stärker eingeschätzt.

Red Verdon (Trainer Ed Dunlop/Jockey Silvestre De Sousa): Fünf Starts, drei Siege, zweimal Zweiter – diese eindrucksvollen Bilanz sorgte dafür, dass der Hengst für das Derby nac hgenannt wurde. Red Verdon zeigte sich von Start zu Start verbessert, muss aber dennoch einen gewaltigen Sprung aus der Handicap-Klasse bewältigen. An mangelndem Stehvermögen wird er definitiv nicht scheitern.

Shogun (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Donnacha O’Brien): Zeigte guten Schlussakkord im Derby Trial in Leopardstown, danach chancenlos in den Irish 2000 Guineas. Außenseiter, erster Derby-Ritt für Trainer-Sohn Donnacha O’Brien.

Ulysses (Trainer Sir Michael Stoute/Jockey Andrea Atzeni): Immer hoch gehandelt im Stoute-Quartier, aber wahrlich kein Frühstarter. Doch jetzt ist der Groschen gefallen, sein Maidensieg in Newbury war ein besserer Trainingsgalopp. Natürlich ist der Sprung ins Derby gewaltig, aber sein erfahrener Trainer weiß, wie er solche Kandidaten aufbaut. Dazu Vater Derbysieger, Mutter Oaks-Erste – so ein Pferd muss doch geboren sein für Großtaten in Epsom.

US Army Ranger (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Ryan Moore): Erst zwei Starts, zuletzt Kampfsieger in der Chester Vase gegen den Stallgefährten Port Douglas. Immer ein Pferd mit großartiger Reputation im Ballydoyle-Quartier, Verbesserung wahrscheinlich und die Wahl von Ryan Moore. Auf dem Papier die Nummer 1 von Aidan O’Brien und natürlich mit guten Chancen, aber andere Kandidaten finde ich besser.

Wings of Desire (Trainer John Gosden/Trainer Frankie Dettori): Auch so ein Kandidat, der quasi über den zweiten Bildungsweg gekommen ist. Zuletzt aber ein überzeugender Gewinner der Dante Stakes, als er viel Speed zeigte. Diese Leistung macht ihn zu einem der Favoriten und John Gosden – im letzten Jahr Erster und Zweiter mit Golden Horn und Jack Hobbs – ist ein Meister darin, ein Pferd punktgenau vorzubereiten. Natürlich brandgefährlich.

Urteil
Selten in den letzten Jahren war ein englisches Derby so offen wie in diesem Jahr. Es fehlt das überragende Pferd, für fast jeden Kandidaten lässt sich etwas finden. Darum ist Ulysses schon ein sehr spekulativer Tipp, von der Maidenklasse zum Derby-Gewinn ist ein großer Sprung, aber ein alter Fuchs wie Sir Michael Stoute würde ihn nicht ins Derby schicken, wenn er chancenlos wäre. Lammtarra und Shaamit haben das auch geschafft. Ist nur einige Zeit her.