Dienstag, 3. Mai 2016
Die Welt staunt über Leicester City
Es ist eine der größten Sensationen des Fußballs: Leicester City ist Champion der englischen Premiere League. Der große Außenseiter – im letzten Jahr noch so eben nicht abgestiegen - triumphierte in der teuersten Liga der Welt.

Ausgerechnet der FC Chelsea des Roman Abramowitsch machte die Foxes (Transferwert aller Spieler laut Transfermarkt.de 127 Mio Euro) durch das 2:2 gegen Tottenham zum Meister. Vor Tottenham (Transferwert Kader 312,5 Mio), Arsenal (440 Mio), Manchester United (418,25 Mio), Manchester City (501,75 Mio), Liverpool (366,25 Mio.) und eben Chelsea (495,75 Euro). Verglichen mit Deutschland wäre das so, als wenn der FC Augsburg Deutscher Fußball-Meister würde.
Geld schießt eben doch nicht unbedingt mehr Tore. Vor der Saison gab es auf einen Titelgewinn von Leicester City die unglaubliche Wettquote von 5000:1 und auch der neue Trainer Claudio Ranieri hatte schon bessere Zeiten gesehen. Der 64jährige Italiener konnte einige Erfolge mit Teams wie Valencia oder Florenz verbuchen, zuletzt aber hatte er eine schlimme Bilanz als Nationaltrainers Griechenlands und unterlag etwa auf den Faroer-Inseln.
Am Ende aber waren alle glücklich: Leicester City mit dem aus Stoke gekommenen Innenverteidiger Robert Huth und den beiden Bundesliga-Neuverpflichtungen Christian Fuchs (Schalke) und Shinji Okazaki (Mainz) startete einen unglaublichen Siegeszug. Im Tor stand Kaspar Schmeichel, Sohn der Legende Peter Schmeichel und optisch diesem auch sehr ähnlich. Sein Ersatz-Torhüter war der 43jährige Australier Mark Schwarzer, 93facher australischer Nationalspieler, über 500- mal in der Premier League aktiv und zu Beginn seiner Karriere mal in Dresden und Kaiserslautern. Spieler wie Torjäger Jamie Vardy, Riyad Mahrez, Wes Morgan, N’Golo Kante oder Danny Drinkwater schafften das Unmögliche. Und spielen im nächsten Jahr vielleicht gegen Borussia Dortmund in der Champions League.

Lesetipp:
Eine ausführliche „Inside-Story“ aus dem Guardian




Montag, 2. Mai 2016
Himmelfahrt gleich Rennbahn
Wenn das Wetter mitspielt, wird es am nächsten Donnerstag wieder Menschenmassen auf die Dortmunder Rennbahn ziehen. Es ist Sparkassen-Renntag: Seit 39 Jahren verteilt das örtliche Geldinstitut Freikarten und das lässt sich der Dortmunder nicht nehmen. Doch was bleibt nach so einem Tag außer langen Schlangen und genervten Stammbesuchern? Der Versuch einer Antwort.



So war es 2011 an Himmelfahrt in Wambel

In Dortmund brauchen die Verantwortlichen keine Hilfen vom ortsansässigen Fußball-Erstligisten Borussia Dortmund. Simple Freikarten der Sparkasse Dortmund füllen auch so die Rennbahn. Und so pilgern viele Dortmunder Himmelfahrt nach Wambel und gucken sich den Randsport Galopprennen an. Zumal auch sportlich einiges geboten wird. Im Blickpunkt steht der Große Preis der Sparkasse Dortmund, ein Listenrennen über schnelle Pferde über 1200 Meter.
Bis 2010 gab es sogar mal eine schöne Derby-Vorprüfung. Ein würdiger Höhepunkt der Veranstaltung, bis die damals neuen Veranstalter in Baden-Baden auf die Idee kamen, ebenfalls eine Derby-Vorprüfung während ihres Frühjahrsmeetings auszuschreiben. Badens Gewinn war Dortmunds Verlust, so viel zum Thema Solidarität im deutschen Turf.
Himmelfahrt war oft der Ausnahmezustand in Dortmund: Lange Schlangen vor Wettkassen und in Gastronomie, betrunkene Vatertagsausflügler, Familien mit Kindern machten viele Dinge auf einer Rennbahn zur Geduldsprobe. Dazu kam eine direkt am Führring stehende Musikbühne – strategisch nicht gerade günstig bei den oftmals sensiblen Vollblütern.
Der Stammbesucher fühlte sich bei diesem Trubel oft ein wenig genervt. Besonders die wenig kommunikative Gruppe, die zudem auf die Anfänger mit Arroganz herabblickte. Ja, solche Leute gab es viele, die eine gutgemeinte Frage als persönliche Beleidigung betrachteten.
Heute scheint das ein wenig anders zu. Allerdings war das Wetter in den letzten Jahren auch durchwachsen, zudem veranstaltete Baden Baden zeitgleich und zog viele Fachbesucher an. Außerdem werden viele Stammbesucher immer älter, damit lichten sich automatisch die Reihen.

Allein gelassen
Aber auch früher, als die Welt im deutschen Turf scheinbar noch in Ordnung war, waren diese Renntag zwar Publikumsrenner, der Wettumsatz aber eher enttäuschend. Vieles in Sachen Wetten wirkt kompliziert, der Wettschein ist für Anfänger eine Herausforderung. Dazu die ganzen verschiedenen Wettarten – der Erstbesucher kämpft mit einer Vielzahl an Informationen, die er erstmal verdauen muss.
Dazu haben Pferde-Wetten immer noch etwas Halbseidenes an sich. Früher war Deutschland eine Nation der Lotto-Spieler. Wer auf Pferde wettete, galt quasi als suchtgefährdet. Das ist heute zum Glück ein wenig anders, aber der Galoppsport konnte davon nicht profitieren. Zudem wird es, wenn der Sport als Familien-Amüsement verkauft wird, nicht zu gigantischen Wettumsätzen kommen.
Was bleibt von diesen ganzen Renntagen mit den vielen freien Eintrittskarten? Sind aus Gelegenheits-Besuchern Stammbesucher geworden? Oder schrecken diese überbesuchten Renntage mit ihren langen Wartezeiten und organisatorischen Pannen nicht eher ab? Zumal die Gastronomie auf vielen Rennbahnen – darunter auch Dortmund – höchst mittelmäßig ist.
Die Antworten fallen zwiespältig aus. Natürlich gibt es einige, die zu Dauergästen wurden, aber viele kommen auch nur einmal im Jahr. Weil die Rennvereine ihre neuen Besucher auch ein wenig im Regen stehen lassen. Ein „Mister Turf“, der Wetten erklärt, reicht leider nicht aus. Ansagekassen, bei denen der Besucher nur seine Wette ansagt, wären eine weitere Möglichkeit. Ich habe neue Leute lieber zu anderen Terminen auf der Rennbahn mitgenommen, weil es da nicht so voll war.
Für den Dortmunder Rennverein aber lohnt sich der Tag allein schon aus Imagegründen. Fast 40 Jahre unterstützt die Sparkasse den Galoppsport in Dortmund. Diese Tatsache alleine verdient schon Respekt.
Sportlich im Blickpunkt: Der Große Preis der Sparkasse Dortmund ist ein interessantes Listenrennen für schnelle Pferde über 1200 Meter. „Diese Prüfungen sind so etwas wie die Europa League des Rennsports“, sagt Rennvereins-Präsident Andreas Tiedtke. Darüber stehen nur noch die Gruppe-Rennen, quasi die Champions League. Mit Shining Emerald und Donnerschlag sind zwei Top-Sprinter genannt. Weitere Hohepunkte: zwei Sieglosen-Prüfungen für den Derbyjahrgang, zu dieser Zeit immer sehr interessant.



Dienstag, 26. April 2016
Lieber Manuel Neuer,
wie ist das eigentlich als Fußball-Profi, wenn man wie sie jedes Jahr Deutscher Meister wird? Wird das nicht auf Dauer langweilig, wenn der FC Bayern, ihr Verein, immer die Liga anführt? Und macht das Spaß, wenn man dann auch noch so fürchterlich langweilige Interviews dem Fachblatt kicker gibt? „Ich bin nur ein Mensch, keine Maschine“, titelt das Fachblatt und meint sie. Ehrlich, hätte ich nicht gedacht.
Ansonsten ist jede Saison anders, ist es gut, einen Wettbewerber in der Liga zu haben (er meint Dortmund), zudem müsse man immer versuchen, seinen besten Fußball zu spielen. Persönlich finden sie, lieber Manuel Neuer, einen spannenden Titelkampf nicht so schlimm, vorausgesetzt, man wird am Ende Meister. Und so geht dann immer weiter: Sie sind ihrem Verein sehr dankbar, sind bei Bayern ein besserer Torwart geworden. Nur die Brötchen schmecken in Gelsenkirchen besser. „Das habe ich nicht gesagt“, protestieren sie. Aber sie haben das zumindest gedacht.

Sohn aus dem Rotlicht
Wo sie doch, als sie von Schalke nach München gingen, durch ein „Stahlbad“ gegangen sind. Doch sie haben es geschafft – dank Philipp (Lahm), Schweini, Mario (Gomez) und Miro (Klose), ihren Kollegen von der „Mannschaft“. Aber diese Schmähgesänge der Schalker Fans tun immer noch weh. Sie haben kein Verständnis, dass die Schalker sie immer noch „Hurensohn“ nennen. Aber die Fans müssen doch auch erkennen, dass der Schritt nach München ein richtiger Schritt gewesen sei. Beruflich und personell. Nicht nur wegen des Geldes, auch wegen der vielen Titel.
Und dann wird in diesem Interview nur noch rumgesabbert. Der Junge aus dem Ruhrgebiet, der zur Identifikationsfigur des großen FC Bayern wurde. Der der perfekte Fußballer sein will. Und sich von Fehlern nicht beeinflussen lässt. Mache ich auch nicht, bringt aber nicht viel. Ich drücke aber Atletico Madrid die Daumen in der Champions League. Darf ich auch als Lüdenscheider.
Lieber kicker, ich schätze dich durchaus. Zumal wir vieles gemeinsam erlebt haben. Aber diese belanglosen Interviews müssen einfach nicht sein.

Schöne Grüße aus Lüdenscheid



So war das damals 2011: Ein Abschied mit Tränen, traurigen Fans, einfach Emotion pur. Manuel Neuer, der Torwart-Titan, verlässt den FC Schalke 04. Und geht ausgerechnet zu den Bayern, was Campino bekanntlich nie machen würde.