Mittwoch, 18. November 2015
Sieben NH-Jockeys für das Notizbuch
Es wird die erste englische National Hunt-Saison ohne Dauerchampion AP Mc Coy. An guten und eisenharten Jockeys mangelt es jedoch nicht. Barry Geraghty, Richard Johnson, Ruby Walsh, Aidan Coleman oder Brian Hughes etwa. Aber auch Andere leisten hervorragende Arbeit. nurpferdeundfussball nennt sieben Jockeys, die am Start einer vielversprechenden Karriere stehen bzw. nicht so sehr im Rampenlicht stehen.

Der Newsletter Aufgalopp hatte es in der letzten Woche gut erfasst: „Der Rennsport-Freund bekommt feuchte Augen, wenn er auf die Insel schaut“, schrieb der morgendliche Wachmacher der Fachzeitschrift Sport-Welt und meinte die englische Hindernissaison: In Cheltenham gab es drei Tage Top-Sport beim Open Meeting, in den nächsten Wochen gibt es Höhepunkte nicht nur in Ascot und Newbury. Und so geht es weiter bis ins späte Frühjahr.
Im Blickpunkt: die Jockeys. Es ist ein knüppelharter Job mit Gefahren aller Art. Bei manchen Stürzen stockt dem Betrachter der Atem. Doch diese Jungs stehen oft wieder auf und reiten im nächsten Rennen, als wenn nichts passiert wäre. Und es gibt nicht nur die obengenannten großen Namen. Hier sind sieben Reiter, auf die man ebenfalls achten sollte.

Nico de Boinville: Der Aufsteiger unter den englischen Hindernisjockey. Bereits in seiner ersten professionellen Saison 2014/2015 siegte er mit Coneygree im Cheltenham Gold Cup, dazu kamen erneut mit Coneygree und Whisper zwei weitere Erfolge auf höchster Ebene. Der 26jährige begann relativ spät professionell, war ein erfolgreicher Amateur und ritt bei Nicky Henderson jahrelang in der Arbeit, unter anderem Sprinter Sacre. Und weil Barry Geraghty jetzt die Mc Manus-Pferde reitet, dürften sich bei Top-Trainer Henderson zukünftig viele Chancen bieten.

Daryl Jacob: Den 32jährigen Iren noch als Geheimtipp zu bezeichnen, ist zugegeben ein wenig übertrieben. Denn Jacob zählt schon seit Jahren zur Spitze und war auch mal erster Jockey bei Paul Nicholls. Doch irgendwie stimmte die Chemie nicht mehr, die Saison 2013/2014 war auch nicht die Beste des Quartiers. Zudem war es nicht einfach, einen Ausnahmekönner wie Ruby Walsh zu beerben. Dabei ist Jacob selbst ein großartiger Jockey: Stark im Finish und mit einem guten taktischen Verständnis. Für mich ist der Ire immer eine Wette wert.

Harry Skelton: Sohn des bekannten Springreiters Nick Skelton und die Familie spielt auch bei Harry Skelton eine wichtige Rolle. Meist reitet er für Bruder Dan Skelton, der seit 2013 trainiert und einen hervorragenden Start hinlegte. Beide Skelton-Bruder lernten das Geschäft bei Paul Nicholls – Harry als Conditional Jockey, Dan als Assistenztrainer. Das bürgt für Qualität, auch wenn der Grade 1-Erfolg den beiden noch fehlt. Der 26jährige Harry Skelton gewann immerhin schon den Irish Grand National.

Paul Moloney: Schon lange im Geschäft (37 Jahre, fast 6000 Ritte), aber für mich einer der meist unterschätzten Jockeys. Dabei ist Moloney gerade in Jagdrennen ein famoser Jockey, der seine Pferde geduldig einsetzt. Das mag auch an seinem Patron Trainer Evan Williams liegen, der häufig spätreife Pferde trainiert, die erst mit zunehmender Routine besser werden. Dafür ist Moloney der passende Mann im Sattel.

Will Kennedy: Auch einer dieser eher unbekannten Helden des Sports. Vor einigen Jahren galt Kennedy mal als der kommende Mann, aber Verletzungen verhinderten die große Karriere. Jetzt ist er 34, die meisten Ritte macht er für Ian Williams und Dr. Richard Newland. Zwei Trainer der eher mittleren Kategorie, aber Kennedy macht seinen Job gut. Besonders über die großen Sprünge hat er oft das richtige Timing. Und das auf Pferden, die nicht unbedingt zu den Top-Favoriten zählen.



„Es ist ein Extremsport“, sagt Jockey Will Kennedy. Eine starke Selbstdarstellung des Jockeys.

David Bass: So vor zwei, drei Jahren war das immer eine erfolgversprechende Strategie in den großen Hürden-Handicaps: Man tippe das Pferd mit David Bass, denn der war seine Erlaubnis als Auszubildender immer wert. Zumal sein Ausbilder Nicky Henderson immer wieder Pferde in diese Prüfungen schickte, die noch Reserven hatten. Bass „vollstreckte“ immer ziemlich cool, positionierte seinen Partner meist im Vordertreffen und entschied dann das Rennen. Als die Azubi-Erlaubnis weg war, tat sich Bass wie viele andere Jockeys etwas schwer. Doch in der letzten Saison ging es wieder aufwärts, besonders die Partnerschaft mit Trainer Kim Bailey verspricht Erfolg.

Sean Bowen: Sohn von Trainer Peter Bowen und mit 18 Jahren der jüngste in dieser Runde. In der letzten Saison wurde er Champion der Nachwuchsreiter und manche sehen ihn schon als „neuen AP“. Auch sein sonst sehr kritischer Ausbilder Paul Nicholls ist voll des Lobes. Das sind natürlich aVorschusslorbeeren, aber spätestens nach seinem Erfolg mit Just A Par im bet365 Gold Cup Chase in Sandown kann ich die Huldigungen nachempfinden.



Montag, 16. November 2015
Die Kraft des Fußballs gegen den Terror
Es fällt derzeit schwer, über Fußball zu schreiben. Die Terror-Anschläge in Paris während des Länderspieles Frankreich gegen Deutschland haben alle geschockt und machen nicht nur mir Angst. Dabei ist das genau das, was diese Terroristen wollen. Darum ist es gut, dass das Länderspiel Deutschland gegen die Niederlande stattfindet. Oder anders gesagt: Ihr könnt uns mal, ihr feigen Verbrecher vom Islamischen Staat.

Eigentlich wollte ich gar nicht gucken am Freitagabend. Freundschaftsspiele der deutschen Nationalmannschaft sind nicht unbedingt mein Ding, weil die sportliche Aussagekraft oft gering ist. Aber so ein Spiel gegen die starken Franzosen ist dann doch mal eine Ausnahme wert.
In den ersten 30 Minuten war es ein selten öder Kick. Beide Mannschaften belauerten sich, Torszenen gab es nicht. Nur zwei laute Knallgeräusche sorgten für Aufmerksamkeit. Da dachte ich schon, es ist was passiert. Es war was passiert und Fußball spielte nur noch eine Nebenrolle. So langsam kamen die Meldungen vom Terror in der französischen Hauptstadt rein, in der zweiten Halbzeit lief zwar der Fernseher, aber der Kolumnist saß vor dem PC und suchte im Netz nach Neuigkeiten.
Es wurde ein bitterer Abend. Mein Mitgefühl gilt allen Opfern der feigen Anschläge und ihren Angehörigen. Diese Kolumne ist bei den Betroffenen.
Nach dem Schock folgte im Laufe des Samstags Wut und Widerstand. Und Fußball kann wirklich ablenken: Am Samstag habe ich ein Playoff-Spiel zur kommenden Fußball-EM in Frankreich geschaut, das skandinavische Duell zwischen Schweden und Dänemark. Es wurde ein Spiel voller Leidenschaft – mit allem, was den Fußball so faszinierend macht. Leidenschaft, Torszenen, zwei toll kämpfende Teams und Zuschauer, die mitleiden und entsprechend Lärm machen. Fair, ohne Hass. Selten hat mich ein Spiel so fasziniert wie das skandinavische Derby – trotz der grandiosen aktuellen Serie von Borussia Dortmund in der Bundesliga.

Ungarn ist dabei
Die Ungarn haben sich auch gefreut an diesem Wochenende. Zum ersten Mal seit 1986 ist das Land wieder dabei bei einem fußballerischen Großereignis wie WM oder EM. Es war eine lange Zeit in der Öde der fußballerischen Bedeutungslosigkeit für ein Land mit einer großen Fußballtradition.
Denn Ungarn ist bekanntlich das Land des einstigen Wunderteams, das 1954 als hoher Favorit im Finale gegen Deutschland unterlag und sich von diesem Schock fußballerisch nie erholte. „Immer wieder Bozsik, der rechte Läufer der Ungarn“, waren die legendären Worte von Reporter Herbert Zimmermann, bevor Rahn dann schießen musste und Deutschland zum Weltmeister machte. Trotzdem: Puskas, Hidegkuti, Czibor, Kocsis oder der spätere Bundesliga-Trainer Lorant waren damals die großen Namen des Fußballs.
Später gab es noch mal gute Leute wie Nyilasi oder Detari, aber der ungarische Fußball endete unter „ferner liefen“. Vereine wie Honved oder Ferencvaros Budapest, die einst einen guten Klang in Europa hatten, wurden international höchstens drittklassig. Jetzt sind die Magyaren wieder dabei bei einem Großereignis. Mit Trainer Bernd Storck, Assistenztrainer Andreas Möller und den ehemaligen Bundesliga-Veteranen Gabor Kiraly und Tamas Hajnal. Die Kraft des Fußballs – auch Terroristen können ihn nicht brechen. Und auch nicht korrupte Verbandsvertreter. Da verzeiht diese Kolumne den Ungarn auch ihren Idioten von Präsident.

Eine gute Überblick über die Ereignisse von Frankreich gibt wie immer bei Fokus Fußball.



Mittwoch, 11. November 2015
steepler.de: Alles über Hindernisrennen
Eine Menge an Informationen zum Thema Hindernissport in Deutschland bietet die neue Internetseite steepler.de. Die Macherinnen Stefanie Ihlenburg und Juana Rabenseifner wollen mit ihrem Angebot auch dafür sorgen, dass der Sport in Deutschland wieder neuen Schwung gewinnt.

Kaum zu glauben: Es gibt gute Nachrichten in Sachen Deutscher Hindernissport. Zum einen sportlich: Kazzio, trainiert von Pavel Vovchenko, siegte Ende September mit Cevin Chan im 76. Gran Premio Meran. Vorher hatte der Königstiger-Sohn bereits einen starken zweiten Platz in der mit rund 100 000 Euro dotierten Grand Steeple Chase des Flandres im belgischen Waregem belegt.
Zum anderen starteten in letzter Zeit einige bemerkenswerte Initiativen, die sich für Hürden- und Jagdrennen in Deutschland einsetzen. Da wäre auf Facebook etwa die Gruppe German National Hurdle. Dort haben sich einige Enthusiasten versammelt, die den Hindernissport in Deutschland wieder nach vorne bringen wollen.
Eine, die auf dieser Seite regelmäßig postet, ist Stefanie Ihlenburg. Und damit schließt sich der Kreis: Denn gemeinsam mit Juana Rabenseifner füllt sie nicht nur eine andere Facebook-Seite namens Zwischen den Flaggen mit Informationen, sondern betreibt auch mit ihrer Kollegin das Internetangebot www.steepler.de.
„Ich hatte immer den Eindruck, dass der Hindernissport auch medial nur eine Randerscheinung in der deutschen Galoppsportwelt ist“, sagt Ihlenburg. Mit steepler.de bieten die zwei Frauen Neues, denn eine ähnliche Seite gab es bislang nicht im Netz. „Wir sind große Hindernisfans und sehr traurig darüber, dass der Sport in Deutschland meist aus dem Programm genommen wurde“, erklärt Rabenseifner.



Geplant ist unter anderem ein Kalender zum Hindernissport. Weitere Infos gibt es hier.

Herzblut
Dabei seien die Voraussetzungen, so Stefanie Ihlenburg, so schlecht nicht: „Es gibt tolle Rennen und Aktive, die wirklich mit Herzblut dabei sind. Der Sport wird auch vom Publikum sehr gut angenommen, aber Informationsquellen zu finden, ist nicht immer leicht.“ Ihlenburg ist Fotografin, arbeitet auch für die Internetseite Anglo German Racing und vermittelt englische und irische Hindernisjockeys nach Deutschland. Durch diese Aktivitäten habe sie einigermaßen den Überblick, „aber vorher habe ich viele Hindernisrennen verpasst, weil ich halt nicht immer brav die Sport Welt gelesen habe und somit einfach nicht wusste, dass sie stattfanden.“
Steepler.de soll gebündelt diese Informationen anbieten. Die Seite enthält schon einen gut gefüllten Nachrichtenteil, Portraits von Hindernispferden, Jockeys und Trainern, dazu kommt ein großer Bereich mit Erklärungen, Rennterminen, Rennbahnen etc.
„Wir hoffen, dass wir so mit unserer Website einen kleinen Beitrag dazu leisten können, dass der Hindernissport in Deutschland wieder in Schwung kommt“, betont Stefanie Ihlenburg. Steepler.de möchte sowohl über aktuelle Ereignisse informieren als auch „Lesestoff wie etwas Interviews oder Reportagen über den Sport“ bieten. Zudem soll es einen Blog von einem Jockey geben, aber das sei, so Ihlenburg, „noch nicht ganz in trockenen Tüchern".
Noch ist es eine schwierige Aufgabe, den Hindernissport in Deutschland wieder populärer zu machen. Man muss nur mal schauen, wie viele Bahnen überhaupt noch Hürden- und Jagdrennen anbieten.
Stefanie Ihlenburg ist da optimistischer: Ein gesundes Fundament sei vorhanden, nur fehle es oft noch etwas an „Selbstvertrauen, Popularität und Präsenz“. Der Kolumnist drückt jedenfalls ihr und ihrer Kollegin die Daumen.



Noch mal zum Genießen: Kazzios Triumph in Meran