Freitag, 24. April 2015
Derby-Watch: Der nächste Talente-Check
Die Derby-Uhr tickt weiter: In Krefeld steht am Sonntag das Dr. Busch-Memorial (Gruppe 3) auf dem Programm. Eine richtige Traditionsprüfung, in den letzten 20 Jahren haben immerhin Next Desert (2002) und Samum (2000) das Doppel Busch-Memorial – Derby geschafft. Der letztjährige Sieger Lucky Lion scheiterte im vergangenen Jahr in Hamburg-Horn nur an dem Ausnahmepferd Sea The Moon.



Wahrscheinlich in der Favoritenrolle im Dr. Busch-Memorial: Karpino, hier noch in den Farben des Gestütes Fährhof (Bild: German Racing/Rühl)

Natürlich gibt es in Deutschland noch andere Klassiker: Das Mehl-Mülhens-Rennen zum Beispiel im Mai in Köln. Das passt mit seiner Distanz von 1600 Metern eigentlich auch besser zum Busch-Memorial mit seinen 1700 Metern. Aber das Derby ist eben das Rennen der Rennen im deutschen Galopprennsport – und darum steht es auch in dieser Kolumne im Focus.
Vier der sieben Teilnehmer in Krefeld haben eine Nennung für die Prüfung am 5. Juli: Karpino, Los Cerritos, Ebeltoft und Areo. Am kürzesten im Wettmarkt steht der von Andreas Wöhler trainierte Karpino. Die Stallform im Wöhler-Quartier ist derzeit prächtig, den einzigen Start absolvierte der Hengst zweijährig in Hoppegarten noch ein wenig unreif, aber dennoch überzeugend. Vor kurzem wechselte er den Besitzer: Pearl Bloodstock aus Katar kaufte den Cape Cross-Sohn vom Gestüt Fährhof. Am Sonntag wird Andrea Atzeni, Jockey-Senkrechtstarter aus England, im Sattel sitzen.
Erinnerungen an 2013 werden wach: Da triumphierte Chopin hochüberlagen und wechselten dann in den Besitz der Herren aus Katar. Der nächste Griff war einer zu den Sternen: Chopin lief im englischen Derby, wurde nicht weit geschlagen Siebter. Nur die Distanz wurde ein wenig zu lang. Dieser Start kostete allerdings viel Kraft.

Graasten auf den Spuren Empolis
Los Cerritos aus dem Stall von Karl Demme ist immerhin Bahn- und Distanz-Sieger und triumphierte im November als 273:10-Außenseiter im Herzog von Ratibor-Rennen (Gr.3). Das Jahresdebüt in Düsseldorf war nicht schlecht. Und auch Ebeltoft und Areo zeigten im letzten Jahr schon ihr Talent.
Für alle gilt jedoch: Die Frage nach dem Stehvermögen wird am Sonntag noch nicht beantwortet. Das Derby in Hamburg-Horn ist bekanntlich 700 Meter länger.
Über eine größere Distanz geht es im Rennen um den SWK Fernwärmepreis am Sonntag in Krefeld. Drei der nur sechs Starter haben in der Prüfung über 2050 Meter eine Derbynennung: Der Debütant Bonusdargent und der zweimal deutlich geschlagene Ferion werden für Hamburg zu sehr hohen Kursen gehandelt. Interessanter ist Graasten, im Besitz des Gestütes Ebbesloh und trainiert von Peter Schiergen. Der Hengst mit vielen guten Geschwistern steht im Derby-Wettmarkt im vorderen Mittelfeld und wird bei einem guten Lauf weiter nach vorne rücken. So gut scheint das Feld aber nicht zu sein. Immerhin hat Graasten schon ein Rennen auf der Bahn gewonnen. Vor zwei Jahren siegte in dieser Prüfung der gute Empoli ebenfalls aus dem Gestüt Ebbesloh, damals allerdings über 2200 Meter.
Einen Tag vorher am Samstag öffnet die Rennbahn in Mülheim wieder ihre Tore. Auch in diesem Jahr ist man auf der so heimeligen Bahn mit Rennveranstaltungen wieder sehr sparsam. Sportlich dominieren die Handicaps der unteren Kategorie, im Fokus steht aber der Preis der Galopprennbahn Mülheim Ruhr im Fokus. Ein Sieglosenrennen für Dreijährige über 2200 Meter, an den Start kommen neun Kandidaten, deren Potenzial noch lange nicht abzuschätzen ist. Manche Pferde absolvieren zudem ihren ersten Lebensstart. Hot Beat, Night Hawk (beide Trainer Peter Schiergen), Novano (Trainer Waldemar Hickst), Scaramuz (Trainer Jean Pierre Carvalho) und The Artist (Andreas Wöhler) besitzen eine Derbynennung. Nach dem Rennen werden wir ein wenig klüger sein.

Neuer Derbyfavorit
Deutliche Bewegung gab es in der letzten Woche im Derbymarkt deutliche Bewegung. Der Fährhofer Quasillo rückte nach seinem überzeugenden Erfolg in München in die Favoritenrolle. Es war schon ein gutes Debüt des Wöhler-Schützlings, aber der Zweite Shimrano, bislang an der Spitze des Derbymarkts, enttäuschte ebenfalls nicht. Zumal der Zweite dem Sieger Gewicht geben musste. Zwischen den beiden sollte nicht viel liegen, zumal sie noch Potenzial nach oben haben sollten.
Das andere interessante Rennen in Bezug auf das Derby war der TÜV Rheinland-Preis in Köln. Eine stark besetzte Prüfung mit vielen hoch gehandelten Kandidaten über 2200 Meter, am Ende machte die beiden Favoriten Nutan und Guignol die Entscheidung untereinander aus. Letzterer gewann mit einem Hals und war beim ersten Lebensstart erfolgreich. Ein wenig enttäuscht war ich von Summer Paradise, dem die Distanz zu lang wurde.

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Donnerstag, 16. April 2015
Danke für eine geile Zeit, Jürgen Klopp
Irgendwie war es zu erwarten. Jürgen Klopp hört nach sieben überwiegend erfolgreichen Trainer-Jahren zum Saisonende bei Borussia Dortmund auf. Nach der Pressekonferenz am Mittwoch, auf der die Entscheidung verkündet wurde, herrscht in Dortmund der emotionale Ausnahmezustand. Die Ruhr Nachrichten, einzige noch ernstzunehmende Tageszeitung vor Ort, kam am Donnerstag mit acht Extraseiten heraus. Ausmaße wie bei einem neuen Papst – Fußball ist eben Religion in Dortmund.
Und vergessen wir mal die aktuelle Saison, in der auch Jürgen Klopp teilweise ratlos wirkte. Ansonsten waren es großartige Zeiten. Der Kolumnist geht seit 1976 regelmäßig zu den Heimspielen von Borussia Dortmund und hat schon einiges erlebt. Bittere Tage, aber auch Meisterschaften und großartige Trainer wie Ottmar Hitzfeld.
Aber die Zeit unter Klopp toppt sie alle, die Jahren von 2010 bis 2013 mit den zwei Meisterschaften und dem Champions League-Finale waren die beste Zeit meines Fan-Lebens. Zeiten, die nur schwer zu übertreffen sind.
Denn Borussia hatte ein Team, von dem der Fan träumt: jung, talentiert, technisch gut, angriffslustig. Der BVB rockte Deutschland und Europa. Darum danke für alles, Jürgen Klopp.

• Danke für das Ende der lethargische Zeiten unter Doll und co. Klopp kam, sah und siegte.
• Danke für diesen „begeisternden, hochintensiven Angriffsfußball“ (11 Freunde)
• Danke für unzählige großartige Spiele
• Danke, dass ich nach Heimspielen unzählige Mal ein großes Glücksgefühl hatte. Gute Laune, die noch Tage anhielt.
• Danke für die vielen guten Sprüche.
• Danke für einige große Siege gegen den FC Bayern. Die Rache des Rekordmeisters war bekanntlich schrecklich. Aber wir haben Hoeneß, Rummenigge und co. geärgert.
• Und zum Schluss danke für alle Emotionen. Keiner jubelt schöner. Das Video unten zeigt es noch einmal eindrucksvoll.



Ein Dank gilt auch Youtube-User Columbiana 1000. Tolles Video, saubere Arbeit.



Mittwoch, 15. April 2015
„Fatty“ Foulke und andere Torwart-Legenden
Torhüter und Linksaußen sind anders, lautet eine alte Fußballer-Weisheit. Beide sind Außenseiter im Team – beim Torwart verwundert dies nicht. Unterscheidet er sich doch schon farblich von seinen Kollegen und ist der einzige, der den Ball in die Hand nehmen darf. „Outsider“ hat der englische Autor Jonathan Wilson dann auch seine Geschichte des Torhüters genannt. Das Ergebnis ist eine spannende Studie zur Entwicklung des letzten Mannes.

Sonntagnachmittag, ein Spiel der Bezirksliga Westfalen Gruppe 8 zwischen Eintracht Dortmund und dem FC Nordkirchen aus dem Münsterland. Die Bezirksliga ist eine Spielklasse im Amateurfußball voller ambitionierter Spieler, die alle gut trainiert sind. Nur der Torhüter des FC Nordkirchen fiel ein wenig aus dem Rahmen: Denn er wirkte unter all den schlanken Spielern wie ein Fremdkörper, sein großer Bauch spannte gewaltig unter dem Trikot. Doch die Leibesfülle hinderte den Schlussmann nicht an guter Leistung: Er machte einen sehr sicheren Eindruck, bei zwei Schüssen zeigte er hervorragende Reflexe. Und der Mann ist immerhin Stammtorhüter und keine Aushilfe aus dem Alte Herren-Team.
Torhüter sind eben anders: Auch William Foulke war kein schlanker Mann, am Ende seiner Karriere soll er bei einer Größe von 1,93 Metern satte 178 Kilogramm gewogen haben. Kein Wunder, dass man ihn „Fatty“ nannte. Doch „Fatty“ Foulke (geboren 1874) war einer der herausragenden Torhüter in den Anfangsjahren des englischen Profifußballs, spielte für Sheffield United und später für Chelsea.
„Foulke war vielleicht nicht sonderlich beweglich, dafür aber mit scharfen Reflexen und gewaltiger Kraft gesegnet“, schreibt Jonathan Wilson. Außerdem sei er ein „charismatischer Exzentriker“ gewesen. „Die Zuschauer liebten ihn wegen seiner Unberechenbarkeit und weil er ihnen das Gefühl vermittelte, dass er Fußball nicht allzu große Bedeutung beimaß.“

Jaschin, Grosics, Banks
Es sind diese Geschichten, die Outsider so lesenswert machen. Wilson hat intensiv recherchiert – von den Anfängen mit „Fatty“ Foulke und anderen englischen Torhüterlegenden über den großen Lew Jaschin und andere bekannte Goalies der Frühzeit.
Schon früh gab es Veränderungen im Spiel des letzten Mannes. Der mitspielende Torhüter taucht auf – Wilson beschreibt ausführlich Gyula Grosics, den ungarischen Torhüter aus dem WM-Finale 1954, und Rene Higuita, Kolumbiens berühmten Exzentriker.
Der Mitteleuropäer staunt, dass der beste Torhüter der Welt einst aus England kam. Gordon Banks hieß der gute Mann, stand im Finale 1966 gegen Deutschland im Tor. Der Kolumnist aber kann sich eher seine Nachfolger Ray Clemence und Peter Shilton erinnern. Das waren gute Schlussleute, später wurde es im englischen National-Gehäuse immer schlechter.
Natürlich fehlen Südamerika und Afrika nicht. „Sündenböcke und Fliegenfänger“ nennt Wilson sein Kapitel über Torhüter in Brasilien, in Afrika stehen die Schlussleute aus Kamerun im Focus.
Ein wenig schwächer wird es im aktuellen Bereich und auch die deutsche Torhütergeschichte geht in dem Kapitel Giganten etwas unter. Das hätte sich der Kolumnist etwas ausführlicher gewünscht, dennoch geht der Daumen hoch: Ein sehr empfehlenswertes Werk.

Jonathan Wilson, Outsider: Eine Geschichte der Torhüter