So schnell geht das im Fußball: War vor rund vier Wochen in Sachen Borussia Dortmund nach dem 0:1 gegen den FC Augsburg noch das große Klagen angesagt, hat sich nach vier Erfolgen in Serie die Stimmung um 360 Grad gedreht. Das triumphale 3:0 im Revierderby gegen den FC Schalke 04 war quasi das letzte Ausrufezeichen. Keiner spricht mehr vom Abstieg.
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78 Minuten lang fühlte sich am Samstag mancher Besucher des Revierderbys an den 4. Februar 2011 erinnert. Auch an diesem Tag dominierte die Borussia die Schalker Gäste in allen Belangen, nur das Runde wollte nicht ins Eckige. Der BVB schoss daneben oder scheiterte am überragenden Manuel Neuer. Und als dann Mario Götze schon an seinem späteren Mannschaftskollegen vorbei war und dennoch nur den Pfosten traf, blieb es bei einem sehr, sehr glücklichen 0:0 für den FC Schalke 04. Im Endeffekt war es dann auch egal, denn Dortmund wurde am Ende dieser Saison ein würdiger Deutscher Meister.
Am Samstag war die Borussia ähnlich überlegen, spielte so wie in alten Meistertagen und ließ Schalke eigentlich keine Luft zum Atmen. Es war eine grandiose Vorstellung, Borussia fand immer einen Weg durch die löcherige Gäste-Abwehr – nur das Tor wollte nicht fallen.
Die Angst ist weg
Bis dann Pierre Emerick Aubameyang in besagter 78 Minute die Lücke fand, danach Henrikh Mkhitaryan seine schwarze Serie mit dem 2:0 beendete und Aubayemang-Kumpel Marco Reus mit dem 3:0 den Schlusspunkt setzte. „In der absurd einseitigen Partie waren seltsam apathische Schalker noch gut bedient“, analysierte das Fachblatt kicker und bilanzierte 13:0-Chancen zugunsten des BVB. Bei mir waren es gefühlte 20 Dortmunder Chancen gegenüber einer halben der Schalker, wenn man diesen einen weit am Tor vorbeigehenden Schuss als Torchance werten würde.
Es ist schon erstaunlich, wie Schwarz-Gelb wieder die Kurve bekommen hat. „BVB in der Angst-Falle“, orakelte diese Kolumne nach dem depressiven 0:1 gegen den FC Augsburg. Nur wenige Tage später folgte ein starker 3:0-Erfolg gegen den SC Freiburg, gegen Mainz 05 machte der BVB erstmalig einen 0:1-Rückstand wett und überzeugte auch spielerisch. Zudem gab es beim Tabellenletzten Stuttgart einen Pflichtsieg. Hinzu kam die Vertragsverlängerung von Marco Reus und jetzt der Derby-Sieg: Es herrscht wieder schwarz-gelbe Euphorie und Jürgen Klopp muss schon wieder ein wenig die Stimmung dämpfen. Vor vier Wochen wäre das noch undenkbar gewesen.
Krise also beendet? So ganz hat der BVB die Abstiegsangst noch nicht besiegt. Dennoch: 90 Prozent aller Klubs hätten nach so einer desolaten Hinrunde den Trainer entlassen, die Borussia aber hat sich nicht von Jürgen Klopp getrennt. Diese Entscheidung war richtig, glücklicherweise.
Nur eines stimmt nicht: So ein Derbysieg entschädigt nicht für eine ganze schlechte Saison. Auch wenn es für alle, die mit Schwarz-Gelb sympathisieren, zweifellos ein schöner Tag war.
Es wäre eine Riesen-Sensation. Aber selber Schuld, wer dieses Pferd unterschätzt. Aller Dinge sind vier für The Giant Bolster im Cheltenham Gold Cup. Es ist der vierte Start im Blauen Band des englischen Hindernissports und nach den Plätzen 4, 3 und 2 folgt jetzt Platz 1? Na ja, Träume sind nicht verboten. Ansonsten empfiehlt der Kolumnist noch Smad Place zu einem etwas tieferen Kurs.
Nette Umfrage vor kurzem auf dem englischsprachigen Facebook-Portal Cheltenham 2012: Welches Pferd verdient es am meisten, in Cheltenham zu gewinnen? Die Beteiligung war wie bei vielen Themen auf dem Portal sehr rege: Den alten Kämpfer Hurricane Fly nannten viele, Sprinter Sacre war ein Favorit. Andere erwähnten Carlingford Lough im Gold Cup, quasi als Belohnung der grandiosen Laufbahn des A P Mc Coy. Der Schreiber dieser Kolumne aber favorisierte The Giant Bolster im eben genannten Cheltenham Gold Cup, einer Person gefiel das immerhin.
Natürlich müsste ein kleines Wunder geschehen, wenn der inzwischen 10jährige Dauerliebling dieser Kolumne im prestigereichsten Rennen des Cheltenham-Festivals triumphieren würde. 340:10-Festkurs gab es zuletzt bei Racebets für den im Gestüt Fährhof gezogenen Wallach. Das ist ein durchaus realistischer Kurs, denn jünger ist er auch nicht geworden.
Dazu fehlt zur absoluten Spitzenklasse auch ein wenig das Sprungvermögen. Bitte nicht missverstehen, denn ein schlechter Springer ist der Bolster nicht. Aber der Schützling von David Bridgewater neigt schon mal zu kleinen Fehlern, bei ihm sieht das immer nach harter Arbeit aus. Kauto Star oder Denman – um nur zwei Top-Pferde der letzten Jahre zu nennen – glitten hingegen leicht und souverän über die schweren Hindernisse. Zumindest wenn sie in Top-Form waren.
Hall of Fame
Auf der Positivseite von The Giant Bolster stehen ein großes Renn-Herz und viel Stehvermögen – eben beste deutsche Vollblutzucht. Wenn andere Pferde auf der ansteigenden Zielgerade in Cheltenham müde werden, dann dreht der Black Sam Bellamy-Sohn noch mal auf. Ein schönes Beispiel ist der Gold Cup des Vorjahres.
Auch beim letzten Cheltenham-Start in der Argento Chase zog The Giant Bolster auf der Zielgeraden noch mal kräftig an, obwohl er unterwegs schon ein paar Notsignale sendete. Dieses Pferd liebt die Bahn, läuft dort immer die besten Rennen. 2015 also die Krönung? Einiges spricht dagegen, aber zumindest eine kleine Sieg-/Platzwette ist er mir wert. Es wäre zudem der Wetttreffer, der in meinen persönlichen Hall of Fame ganz oben stehen würde.
Die Alternative
Ansonsten ist es eine sehr offene Prüfung in diesem Jahr. Silviniaco Conti ist der Favorit, hat diese Saison unter anderem das King George gewonnen und dabei ungemein imponiert. Aber Haydock und Kempton sind Flachkurse und im letzten Jahr stand der Nicholls-Schützling quasi auf der Zielgeraden in Cheltenham. Many Clouds, der Zweite im Wettmarkt, wäre ein Investition bei weichem Boden. Mein Mumm allerdings ist Smad Place, dessen Kurs um die 170:10 sehr großzügig ist. Rechnerisch kann das eigentlich nicht gehen, denn zuletzt gab er Many Clouds in der Argento Chase Gewicht und wurde dennoch geschlagen. Aber das Rennen verlief damals ein wenig unglücklich, im Gold Cup wird mehr Tempo sein und der etwas trockenere Boden wird dem Schimmel entgegen kommen.
Das musste ja so kommen nach dem neuen Milliarden-Deal der englischen Premiere League. Die deutsche Bundesliga fühlt sich unterbewertet in Sachen TV-Geld – ein Grund dafür sei die frühe ARD-Sportschau am Samstag. Denn das Geld kommt vom Pay-TV (in Deutschland Sky) und das möchte möglichst viel Exklusivität.
Schon fordern einige Kommentatoren wie dieser Herr vom Handelsblatt das Ende der ARD-Sportschau in dieser Form. „Bei der kommenden Ausschreibung Frühjahr oder Sommer nächsten Jahres muss sich die DFL als Organisation der Profi-Klubs endlich auch zu unpopulären Maßnahmen durchringen. Wenn man gar in die Nähe von einer Milliarde Euro will, wird die Bundesliga zwangläufig ausschließlich im Pay-TV zu sehen sein. Nur so lassen sich Spitzenpreise erreichen“, schreibt Hans-Peter Siebenhaar.
Christian Seifert, Geschäftsführer Deutsche Fußball-Liga (DFL), sprach nicht ganz so offen. „Wir befinden uns in einem Verdrängungswettbewerb der Ligen. Von daher benötigen wir eine ehrliche Diskussion in der Liga: Sind wir mit Blick auf den neuen TV-Vertrag bereit, notfalls auch unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen, um weiter die besten Spieler der Welt in der Bundesliga zu halten?“, so Seifert.
Dennoch ist klar, was der DFL-Geschäftsführer meint. Die zeitnahe Zusammenfassung der fünf Samstag-Spiele des Nachmittags (plus das Freitags-Match) in der ARD-Sportschau ab 18:30 ist manchem Verantwortlichen ein Dorn im Auge. Denn dies hindere die Leute nur dran, sich ein teueres Sky-Abo zuzulegen. Wer weiter die Stars in Deutschland sehen möchte und Champions League-Erfolge bejubeln möchte, müsse dann eben die Kröte Pay-TV schlucken.
Tradition
Dabei ist die jetzige Situation ja schon ein Kompromiss zugunsten des Bezahlsenders Sky. Denn dort läuft zeitgleich das sogenannte Top-Spiel des Tages, oftmals wirklich der Kracher des Tages. So bleiben für die ARD-Sportschau nur fünf Spiele – und manchmal kommt sich der Zuschauer wie auf einer Resterampe, so wenig attraktiv ist das Angebot. Eine Konsequenz: Die Einschaltquoten sinken.
Allerdings hat die zeitnahe Zusammenfassung in der ARD (oder zwischendurch in ran bei SAT 1) eine lange Tradition in Deutschland und gehört für viele Fußball-Fans zum samstäglichen Ritual. Zudem bietet die Sendung den Sponsoren eine sehr hohe Resonanz, deutlich höher als im Pay-TV alleine. Was viele Verantwortlichen auch wissen: Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge plädiert etwa für ein Weiterbestehen der Sendung, schlägt dafür ein Montagsspiel vor, was in ARD, ZDF, SAT 1 oder RTL laufen könnte.
Natürlich sind das alles derzeit nur Spekulationen, aber sie klingen nicht gut. Wenn es nach mir gehen würde, hätte ich am liebsten ein Spiel am Freitag und den Rest am Samstagnachmittag. Aber damit fällt der Kolumnist in die Kategorie hoffnungsloser Fußball-Romantiker und sieht ein, dass sein Ideal heute allein aufgrund des internationalen Spielplans (Champions League, Europa League) nicht möglich ist. Dennoch ist die aktuelle Lösung mit dem Freitagsspiel, den fünf Partien Samstagnachmittag, dem Samstagabend-Spiel und den beiden Begegnungen am Sonntag nicht gut.
Flop
Aber vielleicht sollten die Verantwortlichen von DFL und Liga bedenken, wenn sie die Sportschau kappen wollen: Das gab es schon mal und ging völlig in die Hose. 2001, als Kirch-Sender SAT 1 dem damaligen Kirch-Bezahlsender Premiere unterstützen wollte und die ran-Sendung auf 20:15 verlegte. Die Zuschauer-Quoten brachen jedoch total ein, nach nur drei Spieltagen verlegte SAT 1 die Sendung wieder nach vorne.
Vielleicht solle man nach anderen Möglichkeiten suchen. Zum Beispiel in der TV-Auslandsvermarktung. In diesem Bereich erwirtschaftet die DFL gerade mal 160 Millionen Euro im Jahr. Die englische Premiere League kommt hingegen auf 2,6 Milliarden Euro – allerdings für drei Jahre. Da hat die Liga der Weltmeister dennoch noch einige Luft nach oben.
Teuerer TV-Partner der englischen Premiere League: Sky Sports uk.