Die ultimative Bilanz des PMU-Renntages in Dortmund
Jean Pierre aus Nizza kann seit einiger Zeit auch deutsche Rennen sehen – dank des französischen Wettgiganten PMU, der diese Ereignisse in sein Bistro oder Wohnzimmer überträgt. Den Auftakt in diesem Jahr machten die Prüfungen auf unserer bescheidenen Sandbahn in Dortmund. Es war ein Dienstagabend bei beinahe frühlingshaften Temperaturen und (fast) keinem Regen.
Das Programm bildeten überwiegend Handicaps der unteren Kategorie, keine großen Unterschiede zum sonstigen Wochenend- und Winterprogramm auf den deutschen Allwetterbahnen. Nur waren diese Prüfungen dank PMU deutlich höher dotiert als üblich.
Erstaunliche drei Millionen Euro setzte die PMU laut
Galopponline in Dortmund um. Da bleibt ein schöner Batzen für den deutschen Rennsport übrig.
Es war ein Renntag, der mir als Besucher teilweise richtig Spaß machte. Das mag am Wetter gelegen haben, an den teilweise recht formstarken Feldern, aber auch, dass ich ein paar Leute getroffen habe, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Die Bilanz des Tages:
Aufreger des Tages
Da hätte Cecilia Müller auf
Dutch Master im Preis von Pau eigentlich alles richtig gemacht. Den Favoriten aus der Startbox 10 in eine gute Position gebracht, ihn vorne ordentlich treten lassen und sich dann in der Zielgerade vom Feld gelöst. Dieser Plan ging erstaunlich leicht auf. So hörte die Reiterin kurz vor dem Ziel auf zu reiten, zumal sich doch mit
Be My Lion der offenbar einstige ernstzunehmende Verfolger verabschiedet hatte. Doch Müller hatte nicht mit
Twain gerechnet. Der Schützling von Trainerin Erika Mäder kam mit unglaublichem Speed angeflogen, auf der Linie hatte er Dutch Master gestellt und gewann mit kurzem Kopf.
Und die Auszubildende hatte die Deppenkarte: Es gab heftige Kritik auf der Bahn und besonders im Internet, die teilweise unter der Gürtellinie war. All die Kritiker sollten bedenken: So ein Fauxpas ist schon vielen Top-Jockeys passiert. Zudem ist Cecilia Müller eine Auszubildende mit wenig Erfahrung. So etwas wird ihr nicht mehr passieren, mit zehn Wochen Rennverbot ist sie schon genug bestraft.
Rennen des Tages
Es war zwar „nur“ ein Ausgleich III, aber der Preis von Chantilly über 1700 Meter war gespickt mit Formpferden und fast schon so schwer wie manches britische Mega-Handicap. Von den 14 Startern hatte ich beim ersten Durchblick neun als potenzielle Siegpferde markiert.
Dragoslav, der Tipp der Sport-Welt, stand weit über 100 am Toto. Ich entschied mich eben für diesen und zudem für
Golden Touch. Beide waren letztlich chancenlos – es gewann mit
Ante Portas auch einer der markierten Kandidaten.
Schocker des Tages
Das war schon ein richtiger Kracher, der leichte Sieg von
Kimbra im Preis von Deauville, dem Ausgleich IV über kurze 1200 Meter. Die letzte brauchbare Form der Stute lag schon lange zurück, auf so kurzen Wegen war sie noch nie engagiert und dann auch noch die Startbox 14 ganz außen. In Sprints ist diese Position ein Nachteil, verständlich, dass die Tochter von Holy Roman Emperor als 630-Schuss an den Start kam. Doch Stephen Helleyn servierte Kimbra ein Rennen nach Maß und siegte problemlos.
Spezialisten des Tages
Wenn ein Pferd ein Handicap mit 16 Längen gewinnt, ist das zwar schön, aber gibt mir auch ein wenig zu bedenken.
Panesidora aus dem Stall von Christian vor der Recke sah im Führring hervorragend aus, kam mit guten Formen, war aber nach neun Starts noch sieglos. An diesem Abend sah es aber im Auftaktrennen der Karte so aus, als wenn ein Ausgleich 1-Pferd im Ausgleich 4 laufen würde. Es war ein unbeschreiblich leichter Sieg, hoffentlich bestraft der Handicapper diese Überlegenheit nicht zu sehr.
Auf der Allwetterbahn gibt es oft Spezialisten.
Zarras triumphierte im SIS Satelliten Information Service-Rennen mit 15 Längen immerhin gegen Gruppepferde wie
Point Blank (enttäuschender Letzter, eine unerklärliche Vorstellung) und
König Concorde.
Wanderlust und
Premier Choice gewannen ihr zweites Rennen in Folge auf dem Dortmunder Geläuf.
Wettbilanz des Tages
Zufriedenstellend. Der Einlauf Twain –Dutch Master zahlte 228, die Siegwette auf Zarras immerhin 28. Das verbesserte natürlich auch meine Laune.
Leider versagte der Akku meiner Kamera, aber ich bin eh’ nicht der große Fotograf und so verweise ich lieber auf diese
Seite, wo einige nette Schüsse des Renntages zu sehen sind.
uknig22 am 08. Januar 14
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Hertha BSC: Alle hören auf Luhukay
Ergebnis-Krise ist ein komisches Wort. In genau so einer befindet sich Borussia Dortmund derzeit, wenn wir diesen Begriff einmal übernehmen. Jedenfalls kommt am Samstag Hertha BSC aus Berlin in unser bescheidenes kleines Stadion. Und das war in den neunziger Jahren und in den anfänglichen 2000er-Jahren einer der Lieblingsgegner des BVB. Immer wenn der BVB in der Krise war, kam das Spiel gegen die Berliner und das Elend fand ein Ende.
Drei Begegnungen gegen die Hertha sind mir besonders im Gedächtnis geblieben. Die erste datiert aus dem Dezember 1999. Es war kurz vor Weihnachten, bitterkalt, der Kinderchor aus Selm hatte Weihnachtslieder gesungen und Borussia locker 4:0 gewonnen. Danach siegte der BVB erst wieder im Mai 2000 und wäre beinahe abgestiegen.
Im Dezember 2003 gab es ein müdes 1:1-Remis. Leandro, Dedes Bruder und nur wenig in der ersten Mannschaft eingesetzt, hatte für Dortmund getroffen – und dann glich Alexander Madlung aus. Ausgerechnet dieser etwas hüftsteif wirkende Innenverteidiger, über den wir vorher so gelästert hatten.
Beim letzten Gastspiel triumphierten die Gäste aus der Hauptstadt als Aufsteiger mit 2:1 beim Meister, boten unter Trainer Markus Babbel eine großartige taktische Partie und jeder dachte, was für ein starkes Team. Doch dieser Erfolg tat dem Aufsteiger überhaupt nicht gut, Babbel musste gehen, unter den Trainern Skibbe und Rehhagel folgte eine katastrophale Rückserie und am Ende stand der Abstieg. Dortmund hingegen wurde Meister.
Aktuelle Lage
Neben Augsburg gehört der Aufsteiger Hertha BSC zu den positiven Überraschungen der Saison. Platz 7 mit sieben Siegen, vier Unentschieden und fünf Niederlagen sind eine sehr ordentliche Bilanz.
Die Verpflichtung von Trainer Jos Luhukay nach dem Abstieg erwies sich dabei als gute Entscheidung. Der Niederländer, vorher schon mit Gladbach und Augsburg in die Bundesliga aufgestiegen, schaffte dies auch problemlos mit der Hertha.
Luhukay ist der absolute Boss, seine Mannschaft wirkt kompakt und hat in der Bundesliga noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht. Es ist ein Team ohne die herausragenden Einzelspieler, vielleicht sticht der schnelle Stürmer Ramos ein wenig heraus. Und vielleicht schafft es der Trainer doch noch, den „Zweitliga-König“ Ronny bundesligafit zu machen. Jedenfalls bringt Luhukay die Kontinuität, die Hertha jahrelang so vermisst hat.
Marcelinho trifft gegen den SC Freiburg. Der Brasilianer war zwar ein wenig exzentrisch, aber auch ein wahnsinnig guter Fußballer. Bei Hertha prägte er von 2001 bis 2006 das Spiel.
Etwas Historie
War
Alfred Tetzlaff nicht Fan von Hertha BSC Berlin? Jedenfalls hätte unser kleiner Choleriker aus dem WDR-Klassiker „Ein Herz und eine Seele“ einige Schimpfkanonaden losgelassen bei der Berg- und Talfahrt des Hauptstadt-Clubs.
Meine erste Erinnerungen an die Hertha gehen zurück in die 70er Jahre, da kickten da Leute wie Uwe Kliemann, Lorenz Horr oder Erich Beer. Die Mannschaft war ganz ordentlich, landete immer so in Nähe der UEFA-Cup-Ränge und erreichte bei großen Spielen Zuschauerrekorde, weil das Fassungsvermögen des Olympiastadions so groß war.
Doch irgendwann passte sich das Hertha-Management dem provinziellen Niveau der damaligen Westberliner Politik an, der Absturz in die unteren Klassen folgte. Die 80er und früher neunziger Jahre waren nicht gerade Glanzjahre der Vereinsgeschichte, sogar bis in die Berliner Amateur-Oberliga ging es. Dort kickte der Klub dann vor 2000 Zuschauern gegen Klubs wie den Spandauer SV, den SC Gatow und den SC Rapide Wedding.
Auch von der Wiedervereinigung profitierte die Hertha nicht. Zwar stieg der Klub 1990 auf, doch es ging postwendend wieder runter nach einer ganz schlimmen Saison.
Erst 1997 folgte der Wiederaufstieg in die Bundesliga. Diesmal mit mehr Erfolg: Unter den Trainern Jürgen Röber, später Falko Götz und Manager Dieter Hoeneß gab es so etwas wie Kontinuität, Hertha etablierte sich wieder in der Liga und erreichte mehrfach den UEFA-Cup. Erst 2010 ging es wieder runter, unter Markus Babbel folgte der Wiederaufstieg in die Bundesliga. Der Rest dürfte noch in Erinnerung sein: 2012 wieder Abstieg, 2013 wieder Aufstieg. Und jetzt? Nach Abstieg sieht es jedenfalls nicht aus.
Die
Bilanz des BVB gegen Hertha BSC
Hertha BSC bei
wikipedia
In der Serie "Rivalen des BVB" wird immer der Verein portraitiert, der am nächsten Spieltag in Dortmund gastiert. Das Ganze geschieht gewohnt subjektiv und ist gnadenlos persönlich.
Novellist, Nymphea und Our Conor
Schon wieder ist ein Jahr fast vorbei. Im Galopprennsport war es das Jahr nach
Frankel. So ein Ausnahmepferd gab es 2013 zumindest in Europa nicht, aber wie immer war die Saison voller magischer Augenblicke. Das waren meine drei Top-Momente 2013.
Moment 1: Novellist in den King George Stakes
Diese Kolumne war ein wenig skeptisch im Vorfeld der King George VI Stakes in Ascot. Natürlich hatte
Novellist beste Chancen, doch es gab durchaus Bedenken wegen des etwas festen Bodens.
nurpferdeundfussball favorisierte den irischen Derbysieger
Trading Leather. Doch an diesem 27. Juli machte nur ein Pferd Schlagzeilen.
Spätestens als Johnny Murtagh den Monsun-Sohn kurz antippte, war die Frage nach dem Sieger beantwortet. Novellist ließ Trading Leather und co. mühelos stehen, am Ende gewann der Hengst mit fünf Längen und brach den Kursrekord in Ascot. „It’s Novellist for Germany again“, kommentierte Rennsprecher Simon Holt. Damit folgte der Starter aus dem Stall von Andreas Wöhler
Danedream, die 2012 gewann. Zwei deutsche Sieger hintereinander in dieser englischen Prestige-Prüfung – wer hätte das vor Jahren noch gedacht.
„Ich habe zuvor ein Listenrennen und einen Bumper (
Hindernis-Flachrennen) in England gewonnen. Früher habe ich als Kind Urlaub in England gemacht und bin beim King George gewesen. Und nun bin ich hier als Trainer und gewinne dieses Rennen – unglaublich“,
erzählte Andreas Wöhler später der englischen Presse.
Im Nachhinein mag es zwar nicht der bestbesetzte King George aller Zeiten gewesen sein, das aber schmälert den Triumph des Ersten überhaupt nicht. Es war die beste Leistung in der großartigen Rennkarriere von Novellist. Nur leider klappte es nicht mit dem Prix D’ Arc De Triomphe: Ein erhöhte Temperatur verhinderte den Start dort.
Das Rennen bei
youtube
Moment 2: Nymphea im Großen Preis von Berlin
Kinder bekannter Eltern haben es manchmal nicht leicht. Zugegeben, manchmal öffnen ihnen sich Türen, die anderen verschlossen bleiben. Aber der Erwartungsdruck ist doch immens. Zu sehen etwa bei Joseph O’Brien, Sohn des führenden irischen Trainers Aidan O’Brien und jetzt Nummer 1-Jockey im Stall. Oder bei Dennis Schiergen, Sohn des ehemaligen deutschen Spitzenjockeys und jetzigem Top-Trainers Peter Schiergen. Aber offenbar hat Schiergen senior seinem Junior nicht nur das Talent, sondern auch diesen Schuss Unaufgeregtheit vererbt, der das Leben leichter macht.
Dieser 21. Juli auf der Rennbahn in Berlin-Hoppegarten war der Tag des „Amateurs“ Dennis Schiergen. Natürlich hatte sein Ritt
Nymphea gute Chancen auf den Sieg im Großen Preis von Berlin, natürlich bestritt sie ihre Rennen gerne von der Spitze. Aber was dann an diesem sonnigen Nachmittag folgte, fällt auch heute noch in die Kategorie ganz großes Kino.
Denn Dennis Schiergen ließ die massige Fuchsstute richtig treten, teilweise betrug der Vorsprung 15 Längen. „Die Stute hatte so einen Spaß am Galoppieren. Das ist sie das Tempo einfach weitergegangen“, sagte Schiergen nach dem Rennen. So einfach war das – und es reichte. Der Vorsprung auf der Geraden verringerte sich zwar, am Ende siegte Nymphea aber sicher gegen
Temida und
Meandre. Die mutige Vorwärtstaktik des Schiergen-Teams ging auf.
„Diesen Rennen wird er sein Leben lang nicht vergessen“, sagte Rennkommentator Günther Barth. Recht hat er – ein Amateur siegt in einem Gruppe 1-Rennen. Eben ganz großes Kino.
Noch mal zum Genießen: Der Große Preis von Berlin 2013
Moment 3: Our Conor in der Triumph Hurdle
Magische Momente gibt es viele beim Cheltenham Festival im März, aber bei diesem Rennen läuft mir immer noch ein Schauer über den Rücken. Der irische Wallach
Our Conor triumphierte in der Triumph Hurdle für den Hürden-Nachwuchs – und wie.
Das Pferd aus dem Stall von Dessie Hughes war im Vorfeld des Meetings schon hoch gehandelt. „Er hat alle Eigenschaften eines Klassepferdes“, sagte der erfahrene irische Trainer – und er hat schon einige gesehen. Er war auch einer meiner Banker für das Festival, aber diese gehen bei diesen intensiven Rennen sehr häufig in die Brüche.
Doch Jockey Bryan Cooper hatte das Pferd mit der markanten weißen Blesse immer gut im Vorderfeld platziert, hielt ihn klug aus allen Scharmützeln heraus. Als es dann ernst wurde, war das Rennen schnell entschieden. „Our Conor looms menacingly“, sprach Rennkommentator Mark Johnson mit lauter Stimme – und dann stiefelte der Jeremy-Sohn los. Zum Schluss waren es 15 Längen Vorsprung gegenüber
Far West. Ein Sieg zum Entspannen – und so etwas gelingt nur herausragenden Pferden beim wichtigsten Festival der englisch-irischen Hindernissaison.
„Er ist sicherlich ein Pferd für die Champion Hurdle. Er hat Stehvermögen, hat das nötige Tempo und er springt gut“, so Trainer Dessie Hughes, übrigens Vater von Flach-Jockey Richard Hughes, nach dem
Rennen. Mit
Hardy Eustace trainierte er bereits einen zweifachen Champion-Hürdler. Und das soll auch Our Conor gelingen. Derzeit ist er jedoch verletzt.
Das Rennen bei
youtube
uknig22 am 18. Dezember 13
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