Donnerstag, 31. Mai 2012
Main Sequence der Tipp im Epsom-Derby
Neun Pferde kommen im englischen Derby am Samstag auf der Berg- und Talbahn zu Epsom an den Start und es gibt einen klaren Favoriten: Camelot könnte der nächste Superstar aus dem Quartier von Aidan O’Brien sein, der Montjeu-Sohn steht bei allen Buchmachern unter 20. Allerdings: O’Briens Bilanz im englischen Derby ist für seine Verhältnisse eher mau. Erst zwei Sieger – Galileo und High Chaparal – stellte O’Brien im immer noch prestigereichstem Rennen der Welt. Der letzte Erfolg liegt auch schon ein paar Jährchen zurück. In den letzten drei Jahren landeten die Ballydoyle-Schützlinge immer auf Platz 2, im letzten Jahr versaute Pour Moi ganz knapp die Party. Immerhin hatten die Herren Magnier, Tabor und Smith (die Macher von Ballydoyle und Coolmore) den Derbysieger vor dem Rennen gekauft, nur der Trainer war Andre Fabre aus Frankreich.
Wer gewinnt 2012? nurpferdeundfussball hat eine lukrative Alternative zum Favoriten gefunden – noch ungeschlagen, aber eben nicht so blaublütig. Die wichtigsten Teilnehmer im Überblick

Camelot (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Joseph O’Brien): Noch ungeschlagen, zuletzt Sieger in den englischen 2000 Guineas, davor erfolgreich in der Racing Post Trophy in Doncaster, beides über 1600 Meter. Das sah alles sehr beeindruckend aus, zumal man immer den Eindruck hatte, dass Camelot noch bequem einen Gang zulegen kann. Als Montjeu-Sohn sollte er zudem über längere Distanzen noch stärker sein. Sein Trainer hat keine Bedenken wegen des Stehvermögens, er fürchtet eher, dass sein sensibler Schützling Probleme mit der Bahn in Epsom und dem Derby-Umfeld hat.
Quellen: Sporting Life, Turf-Times.

Bonfire (Trainer Andrew Balding/ Jockey Jimmy Fortune): Ein hoch interessanter Teilnehmer. Zum einen als Sieger der Dante Stakes, der immer noch wichtigsten Derby-Vorprüfung und dann natürlich aus deutscher Sicht als Nachkomme von Manduro. Trainiert wird der Hengst von Andrew Balding. Das ist alter englischer Turfadel, sein Vater Ian Balding betreute einst die große Sprinterin Lochsong und weit vor meiner Zeit ein Pferd namens Mill Reef, 1971 (!!!) Sieger des Derbies. Dem möchte der Sohn nacheifern und Bonfire ist bislang die beste Chance für den Junior. Der Erfolg gegen Ektihaam in York sah viel versprechend aus, zumal der Zweite ein gutes Pferd ist. Auf dem Papier gibt es leichte Bedenken wegen des Stehvermögens: Manduro hat zwar über 2400 Meter gewonnen, war aber ein besseres Pferd über Distanzen um die 2000 Meter.
Quelle: Sporting Life

Main Sequence (Trainer David Lanegan/Jockey Ted Durcan): Das Überraschungspaket, das sein erstes Rennen als 50:1-Schuss gewann. Das mag daran liegen, dass David Lanegan gegenüber den großen Trainernamen doch noch eher ein Unbekannter ist. Vier Starts, vier Siege lautet die Bilanz, zuletzt gewann Main Sequence den Lingfield Derby Trial über die Derbydistanz von 2400 Metern. Was mir an dem Hengst gefällt, ist sein Speed – höchst eindrucksvoll im Derby Trial in Lingfield zu bewundern. Natürlich muss sich Main Sequence noch weiter steigern. Der in Lingfield besiegte Shantaram ist zwar noch sieglos, gilt aber im Gosden-Quartier als bester Dreijähriger. Stehvermögen ist zudem eindeutig da.
Da ist es nicht verwunderlich, dass er bei einigen Tipstern wie wie diesem von ATR als gutes Ding gilt.

Astrology (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Ryan Moore): Auch wenn mit Ernest Hemingway ein Kandidat in den Dante Stakes patzte, scheint der O’Brien-Stall auch 2012 wieder gut gerüstet. Neben Camelot schickt Ballydoyle mit Astrology einen weiteren starken Kandidaten. Der Galileo-Sohn gewann hochüberlegen die Dee Stakes in Chester, auch wenn seine stärksten Gegner an diesem Tag ziemlich indisponiert wirkten. Das mag am schweren Boden gelegen haben, den Astrology in Epsom nicht antreffen wird.

Thought Worthy: (Trainer John Gosden/Jockey William Buick): Als potenziellen „St. Leger-Kandidaten” bezeichnete die Sporting Life den Gosden-Schützling nach seinem zweiten Start. Im Klartext: Thought Worthy ist auf längerer Distanz noch besser aufgehoben. Das St. Leger ist dann laut Trainer auch das Hauptziel, das Derby nur die Kür. Veranlagtes Pferd, aber gewinnen? Wäre eine Überraschung…

Mickdaam (Trainer Richard Fahey/Jockey Paul Hanagan): Erster Derbystarter für Trainer Richard Fahey; Mickdaam verdiente sich diesen Start durch seinen Sieg in der Chester Vase auf schwerem Boden. Schwer wird der Boden nicht sein, geschlagen hat er immerhin Model Pupil aus dem Hills-Stall. Aber so ganz traue ich seinem Stehvermögen nicht.

Außerdem am Start:
Cavaleiro (Trainer Marcus Tregoning/Jockey Hayley Turner – ihr erster Derby-Ritt)
Minimise Risk (Trainer Andrew Balding/Jockey Jamie Spencer)
Rugged Cross (Trainer Henry Candy/Jockey Dane O’Neill)

Urteil:
Es gibt keinen Unverlierbaren im Turf. Darum ist Main Sequence die Alternative zum Unter-Pari-Schuss Camelot. Bonfire ist ebenfalls brandgefährlich.



Donnerstag, 31. Mai 2012
Auf den Spuren seines Vaters


Schon mal ein kleiner Appetizer für das englische Derby: 1971 triumphierte Mill Reef auf der berühmten Bahn in Epsom in den schwarz-goldenen Farben von Paul Mellon. Der Name des Trainers: Ian Balding. 42 Jahre später will Andrew Balding, sein Sohn, in seine Fußstapfen treten. Bonfire soll Mill Reef folgen, ist zweiter Favorit hinter Camelot. Auch deutsche Interessen blicken auf den Balding-Schützling: Denn der Vater des Hengstes heißt Manduro, war 2004 Winterfavorit in Deutschland und später mehrfacher Gruppe 1-Sieger in Frankreich und England.



Dienstag, 29. Mai 2012
Alles optimal für den Caspar
Mal wieder Glückwunsch nach England. Das ist nichts Neues nach dem Mehl-Mülhens-Rennen in Köln, dem ersten Klassiker der deutschen Turfsaison. Diesmal hieß der
Sieger
Caspar Netscher, trainiert von Alan Mc Cabe, im Sattel saß Shane Kelly. Aber etwas enttäuschend ist das Ergebnis für die deutschen Teilnehmer schon, auch wenn die beiden englischen Pferde gutes sportliches Niveau hatten. Zumal Red Duke der zweite Gast auf Platz 3 endete.
Caspar Netscher war zuletzt unplaciert in den englischen Guineas, davor triumphierte er jedoch in den Greenham Stakes (Gr. 3) in Newbury über 1400 Meter. Es war bereits der 13. Start des Dutch Art-Nachkommens, 10 Mal davon zweijährig. Als Youngster gewann er unter anderem die Mill Reef Stakes sowie die Gimcrack Stakes und lief in den USA beim Breeders Cup Meeting. Und auch Red Duke reiste mit soliden Formen an, siegte unter anderem zweijährig in den Superlative Stakes in Newmarket.
Doch auch das deutsche Aufgebot konnte sich sehen lassen, bis auf Amaron stieg die Jahrgangsspítze in die Kölner Startboxen. Das deutsche Kontingent: der Winterfavorit Tai Chi, der formstarke Amarillo, dazu die hoch eingeschätzten Pastorius, Energizer und Kolonel. Auch die zwei Außenseiter Al Malek und Axiom sind zwei veranlagte Rennpferde.
Am Ende aber lief "God Save The Queen": Am besten zogen sich noch der Schiergen-Schützling Amarillo auf Platz 2 sowie die beiden Schlenderhaner Energizer und Axiom aus der Äffäre, zu den Enttäuschungen zählten unter anderem Tai Chi („Boden schon zu abgetrocknet“, Trainer Werner Baltromei), Pastorius und Colonel. Dessen Trainer Andreas Wöhler kritisierte danach ungewohnt offen seinen Jockey Mirco Demuro, der viel zu wenig gemacht habe. Allerdings sei der Boden auch völlig unpassend gewesen; zudem hätte man gegen die ersten Drei auch sonst keine Chance gehabt.

Zu wenig Tempo
Irgendwie haben es die deutschen Trainer und Jockeys zudem selbst etwas vermasselt. Denn für Caspar Netscher sind die 1600 Meter schon sehr lang, eigentlich ist er besser über kürzere Distanzen. Da wäre ein schnelles Tempo wichtig gewesen, um diese Stamina-Probleme auf zudecken. Doch vorne diktierte Al Malek anfangs eher ein Bummelrennen, erst zum Schluss wurde es sehr schnell – so wie sich das Caspar Netschers Trainer Alan Mc Cabe und Jockey Shane Kelly vorgestellt hatten. Sie setzten auf den Speed ihres Schützlings.
Was bot das Turf-Wochenende noch? Ein eher enttäuschendes Rahmenprogramm zum Mehl-Mülhens-Rennen in Köln, dennoch war die Bahn bei idealem Wetter sehr gut besucht.
Im Münchener Bavarian Classic unterlag der hohe Favorit Black Arrow äußerst knapp Pakal. „Kein Beinbruch“, sagt Black Arrows Trainer Andreas Wöhler auf seiner Homepage, zumal die Niederlage sehr knapp war. Über den Sieger Pakal habe ich vor kurzem noch gelästert, dass seine Zweijährigen-Form aus dem Criterium International in Saint Cloud Grand Prix eines der berühmten Turf-Wunder gewesen sein muss. Denn das Pferd aus dem Stall von Wolfgang Figge war dort Zweiter hinter French Fifteen, der in diesem Jahr wiederum Zweiter in den englischen 2000 Guineas war und dort nur mit einem Hals der neuen O’Brien-Wunderwaffe Camelot unterlag. Dritter in diesem Rennen war Bonfire, Gewinner der Dante Stakes in York und hinter Camelot zweiter Favorit für das Epsom Derby am Samstag.
Eine Derbynennung hat Pakal aber nicht mehr. Sehr gut gefallen hat mir übrigens der Dritte in den Bavarian Classics: Salon Soldier aus dem Quartier von Peter Schiergen war nicht weit geschlagen, könnte aber noch Reserven haben. Der hat noch eine Derbynennung.