Ich solle doch mal in meinem Blog eine Vorschau auf die Bundesliga-Saison machen, meinte kürzlich ein Bekannter von mir. Also: Dortmund landet vor Schalke; Meister wird wahrscheinlich diese Verein aus dem Süden Deutschlands, der immer so teuere Spieler kauft und der Elan von BVB-Trainer Jürgen Klopp ist lange noch nicht erschöpft. Besser können das aber die Kollegen von Sportradio 360 in ihrem
Podcast.
Da gibt es unter anderem eine neue Rubrik namens Liga-Globus, in der Blogger und andere Fans Stellung nehmen zu den wichtigsten Fragen der Liga vor Saisonbeginn. Sehr empfehlenswert, zumal auch der Verfasser dieser Zeilen dabei ist. Um was es geht? Natürlich um den Elan von Jürgen Klopp…
Es ist eine der stärksten Szenen des ganzen Films: Francis Bugri zeigt stolz seine Trikots der Jugendnationalmannschaft. Das waren noch Zeiten: Bei der U 19-Weltmeisterschaft 1997 in Ägypten wählten ihn die Journalisten in das All-Star-Team der WM, die große Profikarriere schien greifbar nahe.
Zehn Jahre später ist die große Karriere als Profifußballer nur noch eine sehnsüchtige Erinnerung: Bugri ist wieder zuhause in seinem Elternhaus, gerade endete ein Engagement in der ersten dänischen Liga erfolglos. Seine Augen leuchten, wenn er von den Leuten erzählt, die später zu Weltstars wurden: Ronaldinho, Casillas. Oder von seinen Mitspielern aus dem deutschen Team, die Karriere machten: Sebastian Kehl, Roman Weidenfeller oder Sebastian Deisler. Heute spielt Bugri beim TuS Eving-Lindenhorst in der Westfalenliga 2, der sechsten Liga.
Francis Bugri ist einer der Hauptfiguren der Dokumentation
HalbZeit von Christoph Voss und Gabriele Hübner, die jetzt bei 3SAT im TV lief. Es ist die Fortsetzung von
Die Champions, der 1998 entstand. Die Filme zeigen die Entwicklung einiger junger Spieler aus dem Nachwuchs von Borussia Dortmund, die 1998 Deutscher Fußballmeister der A-Junioren wurden. Francis Bugri, Mohammed Abdulai, Heiko Hesse, Claudio Chavarria und Florian Kringe waren Spitze im Nachwuchsbereich. Doch für die meisten war der Juniorentitel der Höhepunkt ihrer Karriere.
Es ist ein eindrucksvoller Film – fernab von jeglichem Glamour des Profifussballs, fernab von Superstar-Geschichten in
kicker oder
Sportbild. Ein ehrlicher Film, denn den Weg nach ganz oben schaffen nur die wenigsten. Zudem zeigt er eindrücklich, dass Talent allein nicht ausreicht. Andere Faktoren wie Fleiß, aber auch das Glück, zur rechten Zeit die richtigen Leute zu treffen, spielen eine ebenso große Rolle. Nur Florian Kringe wurde zum etablierten Bundesligaspieler, für die anderen reichte es nur zu Einsätzen in unterklassigen Profiligen. Oder sie beendeten wie Heiko Hesse früh ihre Karriere.
Stolz: Francis Bugri und sein DFB-Dress (Foto: realfictionfilme)
Endstation 3. Liga
Hübner lässt seine Darsteller erzählen; er begleitet sie beim Training, im Kraftraum, zuhause oder bei Feiern. „Ich wollte immer der Beste sein“, sagt Francis Bugri – ein technisch großartiger Fußballer, aber offensichtlich für die kampfbetonte Spielweise in der deutschen Regionalliga wenig geeignet. „Ihm fehlt der Biss, er kann nicht kämpfen“, stellt sein damaliger Trainer Mark Fascher beim damaligen Regionalligisten Kickers Emden fest. Nur ein Spiel machte er in Emden und auch bei anderen anderen Vereinen schafft er nicht den Durchbruch. Ein lieber Mensch, aber vielleicht habe er „sich zu sehr auf seinem Talent ausgeruht“, so Fascher.
Auch Mohammed Abdulai gelingt nicht den Sprung nach ganz oben. Seine Vereine nach Borussia hießen Uerdingen 05, Yurdumspor Köln oder Wattenscheid 09. Angeblich kickt der schlacksige Offensivspieler, der einst aus Ghana ins Jugendhaus von Borussia Dortmund kam, heute in Bangladesh. 2006 erzählt er von einem belgischen Zweitligisten, zu dem er wechseln kann. Abdulai fürchtet um seine Karriere, er hat Schmerzen. Die Zuschauer begleiten ihn zum Arzt und nicht nur der Spieler ist erleichtert, dass die Verletzung nicht so ernst ist. Das Gastspiel in Belgien wird zum Flop: Nach einem halben Jahr ist er wieder im Ruhrgebiet – und selbst der sonst so optimistische Ghanaer wirkt regelrecht desillusioniert.
Den glücklichsten Eindruck von allen macht Heiko Hesse. Der beendete frühzeitig seine Profiambitionen, studierte unter anderen an der englischen Nobeluniversität Oxford und arbeitete im Film für die Weltbank. Fußball spielt er nur noch am Sonntag Morgen in Washington – zum Spaß, ohne großen Leistungsdruck und ohne Training.
Fazit: Starker Film über die anderen Seiten des Profifußballs. Sehr empfehlenswert.
Ihre Laufbahnen im Profifußball
Florian Kringe
Francis Bugri
Mohammed Abdulai
Claudio Chavarria
Fünf Tage Glorious Goodwood sind schon eine anstrengende Angelegenheit – auch wenn man nicht persönlich auf der Rennbahn in Südengland war, sondern das Geschehen am PC bzw. beim Buchmacher verfolgt hat. Es sind Rennen in einer grandiosen Kulisse, wie dieses
Video von der Homepage der Rennbahn eindrucksvoll dokumentiert.
Das sportliche Niveau ist hoch: Neben diversen Gruppe 1-Rennen stehen einige der besten und schwersten (zumindest für den Wetter) Handicaps des Jahres auf dem Programm. Englands Turfwelt ist hier noch in Ordnung, die Rennen sind gut dotiert. Beschämend niedrige Preisgelder zahlen andere Kurse.
Der Kurs hat jedoch seine Tücken. „Ich kenne keine Bahn, auf der es so oft zu Behinderungen kommt, auf der so häufig die „Bude dicht“ ist und das Pferd neu aufgenommen werden muss“, habe ich auf diesen Seiten
vor zwei Jahren schon geschrieben. Das gilt auch für 2011. „Hard luck stories“ ohne Ende, bei den Kommentaren nach dem Rennen ist „hampered“ (gehindert) eines der meist benutzten Worte.
Sportlich war natürlich die Leistung von
Frankel, in dieser Kolumne bereits ausführlich gewürdigt, ein Höhepunkt. Das Team Cecil und Queally präsentierte sich in Galaform; die Stute
Midday bescherte Trainer und Jockey unter anderem einen weiteren Prestige-Treffer. Es gab weitere imponierende Leistungen: die Sieger
Strong Suit und
Harbour Watch aus dem Quartier von Richard Hannon etwa.
Sprinter der Extraklasse
Mein Pferd der Woche heißt allerdings
Hoof It: Der Wallach
triumphierte mit Höchstgewicht im Stewards' Cup, einem der fürchterlich schwierigen Handicaps des Festivals. Normalerweise enden diese Sprints ziemlich eng, sind Richtersprüche wie Kopf oder Hals die Regel. Das war diesmal anders: Hoof It siegte total überlegen und belehrte nicht nur mich eines besseren.
Sein Trainer war schon immer anderer Meinung. „Er ist ein potenzielles Gruppe 1-Pferd“, hatte Mick Easterby schon vorher verkündet, nachdem sein Schützling in diesem Jahr bereits zwei gutdotierte Sprints in York gewonnen hatte. Easterby genießt auf der Insel Kult-Charakter. Der Mann ist Geburtsjahr 1931 und trainiert seit 1955 Rennpferde in einem Ort mit dem schönen Namen Sheriff Hutton in Yorkshire. Sein Yorkshire-Dialekt ist für jeden Schulenglisch-Absolventen die ultimative Herausforderung: Manchmal versteht man nur „osses“, damit meint er natürlich die horses. Er habe den Ruf, Eskimos Eis und Arabern Sand zu verkaufen, schrieb einst
die Racing Post zu seinem 75. Geburtstag.
Legendär sei sein Blick für preiswerte Pferde, die unter seiner Regie aufblühen. Denn Mick Easterby trainiert nicht gerade die Blaublüter des Sports. Das ist anderen Trainern vergönnt, bei Easterby sind es eher diese vom „Tellerwäscher zum Milllionär“-Geschichten, für die er verehrt wird. Hoof It ist so ein klassisches Produkt: Er startete klein, steigerte sich Stück für Stück in Handicaps und soll jetzt in den Top-Sprints laufen.