Donnerstag, 13. Januar 2011
Deutscher Meister wird nur der BVB
Falls irgendein Spieler oder Trainer von Borussia Dortmund diese Kolumne liest, bitte nicht weiterlesen oder einfach hier drauf klicken. Für alle anderen: Borussia Dortmund wird Deutscher Fußballmeister der Saison 2010/11.
Das ist kein besonders origineller oder wagemutiger Tipp. Wer reich werden möchte, dem empfehle ich andere Wetten. Aber 10 Punkte Vorsprung auf Leverkusen und Mainz, der FC Bayern München hinkt sogar 14 Punkten hinterher – das reicht aus für Schwarz-Gelb.
Das Team von Jürgen Klopp hat eine famose Herbstserie hingelegt. Spielerisch und taktisch setzte der BVB die Maßstäbe, präsentierte sich als ein homogenes Ensemble ohne Schwachstelle und stellte zudem mit Mats Hummels, Nuri Sahin und Shinji Kagawa die herausragenden Einzelspieler der Serie. Dortmund schoss die meisten Tore und kassierte mit Abstand die wenigsten Gegentreffer. Rückschläge wird es in der Rückserie geben, aber davon werden sich Mannschaft, Trainer und Management nicht schrecken lassen. Da können der FC Bayern und seine publizistischen Hilfsbataillone bei BILD, SPORT-BILD und SPORT 1 noch so sehr zündeln.
Das bedeutet: Für Bayer Leverkusen bleibt wieder mal nur Platz 2. 2:0 gewann die Werkself zum Auftakt in Dortmund, imponierte dabei taktisch und spielerisch. Eine Woche später verlor Bayer 3:6 gegen das spätere Schlusslicht Gladbach – Konstanz sieht anders aus. Dennoch ist Leverkusen so gut besetzt, dass es sich direkt für die Champions League qualifiziert.

Van Gaal zeigt Mut
Für Platz 3 fängt der FC Bayern München so eben noch das Überraschungsteam aus Mainz ab. Die Bayern träumen ja davon, dass sie in der Rückserie quasi den „Dortmund“ machen, also eine ähnlich herausragende Serie wie der BVB spielen. Robben und Ribery sind zwar wieder komplett dabei, doch mir lassen die Münchener zu viele Torchancen der Gegner zu. Ob der Torwartwechsel von Routinier Butt, der eine ordentliche Serie gespielt hat, zu Youngster Kraft - so talentiert dieser auch sein mag - zur Stabilität beiträgt, scheint ebenfalls fraglich. Allerdings lag Bayern-Trainer Louis van Gaal im letzten Jahr mit seinen Entscheidungen für die damaligen Nobodies Badstuber und Müller goldrichtig. Schauen wir mal, würde ein anderer Münchener Bayer sagen.
Mit Platz 4 belohnen sich Mainz 05 und Trainer Thomas Tuchel für eine großartige Saison. Die Mainzer sind eigentlich eine noch größere Sensation als der BVB und zeigen, was man mit taktischer Akribie und Teamgeist alles erreichen kann.
Platz 5 sichert sich noch Schalke auf den letzten Drücker. Normalerweise gönnt man als Dortmunder dem Erzrivalen nicht das Schwarze unter den Fingernägeln, aber als Meister ist das egal. Schön spielt das Team meist nicht, aber sie haben mit Neuer, Raul oder Huntelaar einige Leute der gehobenen Klasse. Nur muss mir Felix Magath mal erklären, warum dieses Team billiger sein soll als seine Vorgänger.
Wer steigt ab? Gladbach und Köln müssen den Weg direkt in Liga 2 antreten. Wolfsburg spielte in der Hinrunde so blutleer und konzeptlos, dass sie eigentlich in der Relegation zittern müssten – wenn es Gerechtigkeit im Fußball gebe.



Dienstag, 11. Januar 2011
Als jedes Kind noch Acatenango kannte
Der gute „Addi Furler“ wäre heute der Verzweiflung nahe. Am Samstag blickte die ARD auf 50 Jahre Sportschau zurück und es waren wehmütige Bilder. Denn diese dokumentierten eindrucksvoll, dass der Pferderennsport – sowohl Galopp als auch Trab - einmal eine bedeutende Rolle in der wichtigsten Sportsendung des „Ersten“ spielte. Daran hatte der Turf-Fan Furler als einer der Moderatoren der Sendung einen großen Anteil. Weil er diese Themen „durchboxte“ und dafür sorgte, dass die Sportschau regelmäßig über die wichtigste Rennen berichtete. Zudem erfand Furler die höchst erfolgreiche Wahl zum „Galopper des Jahres“, wo man richtig schöne Preise gewinnen konnte.
Damals fand ich das jedoch noch eher langweilig. Eigentlich interessierte mich hauptsächlich der Fußball – Galopprennen und Trabrennen waren mir ziemlich egal. Doch Pferdenamen wie Orofino, Wauthi oder Acatenago kannte damals jedes Kind. „Man kam nicht daran vorbei, sich einige Pferdenamen zu merken“, erinnerte sich heutige Handball-Nationaltrainer Heiner Brand als Zeitzeuge.

Glanz und Elend
„Der Addi Furler, der hat sogar richtig gewettet“, blickte sein damaliger Chef Ernst Huberty heute noch ungläubig zurück. Für so einen Beamtentypen wie Huberty, der höchstens mal ein paar Mark im Lotto riskierte, hat das immer noch einen leicht anrüchigen Charakter. Damit steht er jedoch nicht alleine in Deutschland.
Es war ein faszinierender Blick zurück, der allerdings auch eindrucksvoll das aktuelle Elend des Galopprennsports dokumentiert. Denn heute laufen weder Turf noch Trab in der ARD-Sportschau, der deutsche Galopprennsport steckt seit Jahren in der Dauerkrise.
Fehlenden Präsenz in der ARD beklagen heute jedoch nicht nur die Freunde des Turfs. Der Samstag gehörte immer dem Bundesliga-Fußball und seitdem die ARD meint, ihre Sonntags-Sportschau mit irgendwelchen Bundesliga-Nachdrehern und dem dritten Aufguss des Formel 1-Rennens füllen zu müssen, sind eine Menge andere Sportarten aus der Berichterstattung gefallen. Dafür bekommt die ARD zu Recht harte Kritik, die Sonntags-Sportschau habe ich schon seit ewigen Zeiten nicht mehr gesehen. Und „Addi“ Furler würde es heute viel schwerer haben, Galopprennen ins Programm zu hieven.



Dienstag, 21. Dezember 2010
„Da lief der Ball schulbuchmäßig durch die Reihen“ – Erinnerungen an Jochen Hageleit
Asche auf mein Haupt! Beim Blick in die 11 Freunde lese ich die traurige Meldung in der Rubrik „Schweigeminute“: Jochen Hageleit ist tot, verstorben bereits am 19. November. Und ich habe davon nichts mitbekommen.
Wer in den 70er Jahren mit der Bundesliga groß geworden ist, wird sich an die markante Stimme von Radio-Reporter Jochen Hageleit erinnern. Er gehörte quasi zum Inventar der Sendung „Sport und Musik“ am Samstag Nachmittag auf WDR 2. Meist moderierte Kurt Brumme, die Musik war unterirdisch grauenhaft, aber die Reporter waren oft ganz große Klasse.
Hageleit war einer der Besten, weil seine Reportagen das Spiel lebhaft machten. Er schilderte das Geschehen so plastisch, dass der Hörer am Lautsprecher sich ins Stadion versetzt fühlte. Eine Kunst, die nur wenige seiner Kollegen beherrschten: Werner Hantsch war einer in seiner Rundfunkzeit, bevor er dann den SAT1-Clown mimte. Der „Clubberer“ Günter Koch und natürlich Manni Breuckmann fallen mir noch ein.
„In den Siebzigern bildete Hageleit mit Heribert Faßbender und Armin Hauffe einen unschlagbaren Dreier-Sturm der Fußball-Reportagen aus dem Westen. Persönlich habe ich ihn zum ersten Mal im Stimberg-Stadion in Erkenschwick erlebt: Wie ein Square-Dancer tänzelte er auf dem mit Teerpappe verkleideten Toiletten-Flachdach, er durchlebte seine Stakkato-Schilderungen körperlich“, schreibt Breuckmann in einem Nachruf auf den ehemaligen WDR-Kollegen. Dem ist fast nichts mehr hinzuzufügen.



Jochen Hageleit kommentierte das Spiel 1.FC Köln – Fortuna Düsseldorf, seine Reportage beginnt ungefähr ab Minute 8:50. Gerade mal 10 000 Zuschauer waren beim rheinischen Derby. Vorher kommentiert Uli Potofski (auch der war mal beim Radio) das Spiel Borussia Dortmund gegen den Karlsruher SC. Der BVB verlor damals nach grottenschlechter Leistung 0:2, nach dem Spiel gab es wütende Fanproteste und am Ende trennte sich Dortmund vom damaligen Trainer Timo Konietzka und Manager Hans-Dieter Tippenhauer.