Donnerstag, 23. August 2018
Kein Ende der „Winxmania“ in Sicht
Die Galoppwelt braucht große Stars und der Größte läuft derzeit im fernen Australien. Winx heißt die famose Stute, gewann 26 Rennen in Serie und ist seit dem 16. März 2015 ohne Niederlage. Damit übertraf die Stute die Sprinterin Black Caviar, die 25-mal in Folge triumphierte. Annäherungen an ein Ausnahmepferd.

Zuerst erst einmal heißt es, in Demut zu versinken. Weil wir auf diesen Seiten dieses Pferd noch nicht einmal erwähnt haben. Aber irgendwann hat auch jede Ignoranz ein Ende. Dabei ist Winx der Superstar der Szene und laut Timeform mit 130 das höchst eingeschätzte Pferd der Welt.
Natürlich hat Winx ihre eigene Homepage. Eine Biografie soll im Oktober auf den Markt kommen, eine Briefmarke in Australien zu ihren Ehren gibt es schon. Ihr Foto wird auf Bahnhöfe projiziert. Winxmania überall, das Rennen, das sie am letzten Samstag in Randwick gewann, trug ihren eigenen Namen. Und nicht nur in Down Under ist das Pferd Kult, auch in Europa stieg die Begeisterung von Sieg zu Sieg.
Sieben Jahre ist die Stute inzwischen und Trainer Chris Waller und ihre Besitzer verdienen großes Lob, dass sie Winx in diesem für Flachpferde schon reifem Alter noch laufen lassen. Das Ende ist nicht absehbar. „Sie bewegt sich gut, sieht gut aus, sie ist stärker und ihre Körpersprache ist so gut wenn nicht sogar besser als sie jemals war“, sagte Trainer Waller nach dem letzten Erfolg. „Das sind viele Zeichen, dass sie vielleicht sogar noch besser ist.“
Die Fakten sprechen für sich: 36 Starts, davon 30 Siege, 19 in Gruppe 1-Prüfungen, Preisgeld über 12,2 Mio Euro. Chris Waller trainiert das Pferd, Besitzer sind die Partnerschaft Magic Bloodstock (Manager Peter Tighe), Debbie Kepitis und Richard Treweeke. Der Vater heißt Street Cry, die Mutter Vegas Showgirl. Die Mutter wurde in Neuseeland trainiert, siegte in immerhin sieben Rennen bei 35 Starts. Der Halbbruder El Divino (2013) gewann beim Debüt immerhin ein Gruppe 3-Rennen und schaffte danach noch zwei Platzierungen in guten Rennen.

Immer noch etwas im Tank
Aber so gut wie seine Schwester ist er natürlich nicht. Ihr Rennstil ist einzigartig: Am Anfang hält sich Winx in der Regel im hinteren Feld, kurz vom Erreichen der Geraden verbessert ihr Jockey (in den meisten Fällen war und ist das Hugh Bowman) die Position. Dabei bleibt er oft außen und geht in der Kurve längere Wege. Das heißt mehr Meter, hat aber den Vorteil, dass Winx nicht von innenliegenden Pferden behindert werden kann.
So Mitte der Zielgeraden lässt Bowman dann die Stute los. Und diese reagiert und lässt die Gegner stehen. Als wenn diese Statisten wären bei der großen Show. Das sieht alles so leicht aus, ihr Speed ist einfach nur phänomenal. Zudem braucht Bowman fast nie die Peitsche, die meisten Siege sind überlegen. Irgendwie scheint sie immer noch was im Tank zu haben.
Außergewöhnlich für europäische Verhältnisse ist zudem ihre Vielseitigkeit: Winx siegte auf Distanzen von 1100 bis 2200 Metern. In Europa sind die Pferde entweder Sprinter, Meiler oder Steher. Winx ist hingegen der Allrounder: Sie hat das Tempo für 1400 Meter als auch Stehvermögen für Distanzen über 2000 Meter.
Ob die Formen jetzt Weltklasse sind, lässt sich schwer beurteilen. Aus europäischer Sicht wohl nicht, aber Winx gewinnt ihre Rennen so leicht, dass sie noch einige Kilos in der Hand hat. In Europa werden wir sie wahrscheinlich nie sehen, der Versuch etwa, sie nach Ascot zu holen, misslang. Leider. Aber vielleicht startet sie ja beim Breeders Cup im Spätherbst. Und da sie so vielseitig ist, bieten sich dort viele Optionen. Das Gipfeltreffen in den USA hätte jedenfalls eine große Attraktion. Ihre Legende würde auch bei einer Niederlage fernab der Heimat bleiben.



Ein Traum: Betreuerin Candice Persijn über Winx