Erst einmal auch von dieser Seite herzlichen Glückwunsch. Ihren 30. Geburtstag feierte die Zeitschrift Reviersport mit einem launigen Sonderheft voller interessanter Interviews und Rückblicken. Da wurden Erinnerungen an große Zeiten wach, als das Blatt mich regelmäßig begleitete und zum Sonntag quasi dazugehörte.
Seit geraumer Zeit zählt das Blatt jedoch nicht mehr zu meiner Stammlektüre: Weil sie nicht mehr am Sonntag erscheint, sondern erst am Montag. Das mag ökonomisch sinnvoll gewesen sein, aber montags gibt es
Alternativen.
Dennoch verdiente der kleine Klartext-Verlag großen Respekt für den Mut, eine regionale Sportzeitung im September 1987 unter dem Namen
Revier-Sportschau auf den Markt zu bringen. Es sollte der Appetit-Anreger für eine große Sonntags-Tageszeitung sein – letztere erschien nie, die
Revier-Sportschau, aus der später die
Reviersport wurde, aber blieb. „Weihnachten seid ihr pleite“, erinnerte sich Mitgründer und Chefredakteur Uli Homann an die Prognosen der Experten.
Ihre Skepsis war durchaus begründet. 1987 boomte der Fußball auch im Ruhrgebiet nicht, die Stadien in Dortmund und Schalke waren höchstens bei den Revierderbys und beim Gastspiel des FC Bayern ausverkauft. Dazu war die publizistische Konkurrenz groß: Die Tageszeitungen aus dem Revier waren am Montag voll mit Fußball vom Wochenende, dazu kam der Platzhirsch
kicker, dem der Kolumnist schon seit Schülerzeiten trotz aller Kritik verfallen war. Auch der Amateurfußball wurde montags von den lokalen Blättern ausführlich abgehandelt.
Am tollsten fand ich damals, dass die neue Sportzeitung am Sonntag erschien. Damit hatten die Macher einen echten Vorteil: An diesem Tag gab es in Dortmund nur die Springer-Gazetten
Bild am Sonntag und
Welt. Beide waren konservative Kampfblätter, die alles, was links war, verachteten. Die Spielberichte in der
BamS, die ich meist notgedrungen kaufte, waren nicht mein Fall: keine Analysen, nur reine Spielberichte, sehr dürftig.
An die erste Ausgabe der
Revier-Sportschau kann ich mich noch gut erinnern. In der Saison 1987/88 habe ich zu allen BVB-Spielen einen Spielbericht geschrieben. Mit der Hand (mit Füller natürlich), abgeheftet in einem Ringbuch – und da war es schön, dass es neben
Ruhr-Nachrichten,
Westfälischer Rundschau und
kicker ein weiteres Objekt gab, dessen Fotos ich ausschneiden und dann auf die Seite einkleben konnte.
Die ersten Ausgaben der neuen Zeitung waren voller Rechtschreibfehler. Es war deutlich zu sehen, dass diese Seiten in aller Eile am Samstagabend zusammengeklatscht wurden.
Nah an den Vereinen
Es wurde aber schnell besser. Inhaltlich war es von Anfang in Ordnung: Es gab ausführliche Berichte zu den Bundesliga-Spielen, dazu Spieler-Einzelkritiken, etwas was die Tageszeitungen in dieser Zeit nicht hatten, und Hintergründe. Der BVB, Schalke, VFL Bochum, RW Essen, MSV Duisburg, Wattenscheid 09, RW Oberhausen – über alle höher spielenden Revier-Vereine brachte das Blatt detaillierte Informationen.
Manche Überschriften waren etwas reißerisch, aber das sei entschuldigt. Generell merkte der Leser schon, dass die Macher aus der alternativen Szene kamen. Gerne wurde in den Kommentaren der Kommerz verurteilt, besonders Uli Homann trauerte gerne den alten Tagen nach. Aber er hatte immer ein Gespür dafür, was echt und was aufgesetzt war.
In den Spielberichten fand ich
Reviersport aber nie besonders kritisch. Es wurde eher positiv berichtet, die Noten waren meist etwas besser als im
kicker. Jedenfalls waren die Reporter immer nah an den Vereinen dran. Dazu konzentrierte man sich auf den Sport, irgendwelche privaten Nichtigkeiten spielten keine Rolle.
Jedenfalls wurde
Reviersport zu meinem regelmäßigen Sonntag-Begleiter. Allerdings nur an diesem Tag, denn die Donnerstagsausgabe interessierte mich kaum. Da blieb ich dann beim
kicker.
Besonders in den ersten Jahren hatte
Reviersport zudem einen brillanten Eishockey-Teil. In dieser Qualität und Quantität gab es das in anderen Blättern nicht. Damals war Eishockey im Revier angesagt – Herne, Essen, Dortmund, Duisburg spielten unter anderem in der damaligen 2. Liga, bis sie dann irgendwann mal Insolvenz anmelden mussten.
Dazu erschienen regelmäßige Berichte über den Trabrennsport, aber leider nicht über den Galopprennsport. Auch ein wütender Leserbrief meinerseits über diese Tatsache, den ich extra auf dem superlauten Nadeldrucker bei einem Freund ausdruckte, wurde ignoriert.
Trotz dieser Schmach bleib ich
Reviersport lange treu. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich aus Dortmund beruflich weg war, in Franken und Schwaben war das Blatt leider nicht erhältlich. Da habe ich höchstens bei Heimatbesuchen reingeguckt. Oder online.
Montags nie
Als ich dann wieder in Dortmund war, habe ich das Blatt auch wieder sonntags regelmäßig gelesen. Bis 2010, als der Erscheinungstermin von Sonntags auf Montag verschoben wurde. Das mag zwar Sinn gemacht haben, aber für mich gibt es montags andere Alternativen.
Immerhin schaue ich manchmal auf das Online-Angebot, das besonders in den unteren Ligen sehr gut ist. Zudem bin ich bei weitem nicht mehr so gut informiert, was in Vereinen wie dem VfL Bochum und RW Essen passiert.
Reviersport 2017: Die App, nur die Aschenplätze im Revier werden weniger (Foto Funke)
Seit geraumer Zeit gehört
Reviersport zudem zur mächtigen Funke-Gruppe (der ehemaligen WAZ-Gruppe). Das mag wirtschaftlich das Überleben gesichert haben, aber besser wird es nicht. Und warum soll ich mich die
Reviersport kaufen, wenn ich die gleichen Artikel auch in
WAZ oder
Westfälischer Rundschaulesen kann? Weil sie von der Funke-Zentralredaktion kommen. Das mag kurzfristig Kosten sparen, aber langfristig ist das schädlich. Aber das werden die Funke-Betonköpfe nie begreifen.
Das sehr empfehlenswerte Sonderheft ist im gutsortierten Zeitungshandel oder
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