Freitag, 15. September 2017
Sound Check und Near England
Im letzten Jahr triumphierte der Tipp dieser Kolumne zu lukrativen Odds: Near England in den Farben des Gestüts Wittekindshof gewann das St. Leger 2016 in Dortmund. Die Stute läuft auch in diesem Jahr im letzten Klassiker des Jahres über weite 2800 Meter, ihr Besitzer – der langjährige Präsident des Dortmunder Rennvereins Hans Hugo Miebach – sponsert die Prüfung. Drei Dreijährige treffen am Sonntag um 16.30 auf sieben, zum Teil sehr bewährte, Steher. Die große Vorschau – Starter und Chancen im 133. St. Leger.

1. Moonshiner (Trainer Jean-Pierre Carvalho/Jockey Filip Minarik): Im Vorjahr Sieger im Bremer Derby Trial, danach lief er nur noch in Frankreich und Italien. Im Herbst 2016 siegte er in einem Gruppe 3-Rennen über 3000 Metern, in diesem Jahr aber noch ohne Sieg und Platz in Gruppe-Prüfungen. Beste Form war der vierte Platz im Prix Maurice de Nieuil (Gruppe 3) über 2800 Meter in Saint Cloud. Der Sieger Talismatic war dann später Dritter hinter Dschingis Secret im Arc-Trial Prix Foy. So starke Gegner wird Moonshiner in Dortmund nicht treffen, daher sollte er gute Chancen haben.

2. Shadow Sadness (Trainer Christian von der Recke/Jockey Jozef Bojko): 2015 war der Recke-Schützling deutlich geschlagener Fünfter im St. Leger, beste Form in diesem Jahr war der zweite Platz im Langen Hamburger hinter Summershine auf weichem Boden. Je durchlässiger das Geläuf, desto eher kann Shadow Sadness überraschen.

3. Sound Check (Trainer Peter Schiergen/Jockey Andrasch Starke): Der Bruder des großartigen Scalo hat sich in diesem Jahr über starke Siege in Handicaps nach vorne gearbeitet. Zwei Versuche über Steher-Distanzen, beide fielen überzeugend aus, auch wenn er in Hoppegarten Bebe Cherie nicht mehr ganz erreichte. Der Sieg in Baden Racing Steher Cup (Dritter Eagle Eyes) fiel sehr souverän aus. Kann auch weichen Boden, zudem noch relativ wenig geprüft, ein harter Brocken für seine Gegner.

4. Stamford Raffles (Trainerin Jane Chapple-Hyam/Jockey Paddy Bradley): Stark verbesserter Wallach aus England, kann die Distanz, ist bodenunabhängig, zuletzt aber Letzter in einem Class 3-Handicap. Davor mehrfacher Class 4-Sieger, hat definitiv noch Reserven, muss aber einen großen Sprung bewältigen. Die Formen reichen nicht. Jane Chapple-Hyam trainiert einen kleinen Stall, hat in dieser Saison bei 61 Starts 7 Siege erreicht. Jockey Paddy Bradley hat schon zweimal mit Stamford Raffles gewonnen.

5. Eagle Eyes (Trainer Jean-Pierre Carvalho/Jockey Marc Lerner): Zweite Vertreterin aus dem Stall Ullmann, den Großteil ihrer Rennen bestritt die Adlerflug-Tochter in Frankreich, kam dort über Ansätze in guter Gesellschaft aber nicht heraus. Zuletzt aber eine ordentliche Leistung als Dritte im Baden Racing Steher Cup, ohne den Sieger Sound Check zu gefährden. Außenseiterin, Filip Minarik entschied sich für Moonshiner.

6. Near England (Trainer Markus Klug/Jockey Adrie de Vries): Die Vorjahressiegerin, in diesem Jahr mit Licht und Schatten, aber 3200 Meter wie in Hamburg (allerdings schlechter Rennverlauf) und Hoppegarten scheinen doch ein wenig zu weit zu sein. 2800 Meter passen aber, Pferde des Gestütes Wittekindshof sind in Dortmund immer zu beachten und im St. Leger trifft sie auf schwächere Konkurrenz als zuletzt. Zudem die Wahl von Klug-Stalljockey Adrie de Vries. Gute Chancen.



So war es 2017: Near England besiegt Tellina

7. Summershine (Trainer Anna Schleusner-Fruhriep/Jockey Maxim Pecheur): Sechsjährige Stute aus einem kleinen Quartier, im letzten Jahr noch mal enorm verbessert. In dieser Saison hat sie es geschafft, sich in der Spitzengruppe der deutschen Steher zu etablieren. Überzeugende Siegerin auf weichem Boden im Langen Hamburger, auch der vierte Platz in Hoppegarten hinter Bebe Charlie und Sound Check war in Ordnung. Ein weiterer Kandidat, dessen Chancen bei weichem Untergrund steigen. Im letzten Jahre aber deutlich im St. Leger geschlagen.

8. Khan (Trainer Henk Grewe/Jockey Antoine Hamelin): Dreijähriger Hengst, der sich in Deutschland immer mit der Elite des Jahrgangs maß. In Derby und Union war er jedoch ohne Möglichkeiten. Zuletzt knapp geschlagener Zweiter über die St. Leger-Distanz in einem Altersgewichtsrennen in Vichy, der Sieger lief dann sehr ordentlich in einem Listenrennen. Könnte das Pferd für die Überraschung sein.

9. Oriental Eagle (Trainer Jens Hirschberger/Jockey Jack Mitchell): Zuletzt ein überzeugender Sieg im gutdotierten Badener Auktionsrennen über 2400 Meter nach einem mutigen Ritt von der Spitze durch Martin Seidl. Seidl sitzt diesmal nicht im Sattel, aber Jack Mitchell ist eine gute Alternative. So sicher bin ich mir nicht, ob Oriental Eagle ein Pferd für 2800 Meter ist. In Dortmund ist die Konkurrenz zudem deutlich stärker. Außenseiter.

10. Alicante (Trainer Markus Klug/Jockey Andreas Helfenbein): Dreijährige Stute, zuletzt ein wenig enttäuschend als Zweite in einer harmlosen Aufgabe in Baden-Baden. Davor lief sie immer gegen die Jahrgangsspitze (unter anderem in der Diana), schlug sich dabei teilweise auch ganz respektabel, ohne allerdings zu gewinnen. Die Distanz ist Neuland, als Lando-Tochter sollte der Boden nicht zu weich sein. Nicht die Wahl von Stalljockey Adrie de Vries, dreijährige Stuten haben jedoch eine gute Bilanz im Dortmunder Klassiker.

Urteil
Sound Check ist ein Kandidat, der noch einiges im Tank haben dürfte. Das Pferd aus dem Gestüt Ittlingen ist klarer Favorit dieser Kolumne. Nach Rechnung sollte Moonshiner der erste Gegner sein, die Vorjahresssiegerin Near England ist aber gefährlicher. Von den Dreijährigen schätze ich Khan am höchsten ein.