Rennpferde haben ein schlechtes Leben, leiden unter permanenten Stress und kommen als seelische und gesundheitliche Krüppel aus dem Trainingsbetrieb. Gequälte Geschöpfe, die unter anderem mit Scheuklappen, Zungenbändern und der Peitsche malträtiert wurden. Und natürlich dienen die Rennpferde nur der Profitmaximierung ihrer reichen Besitzer. Das ist kurz zusammengefasst die Kernbotschaft der Reportage „Das kurze Leben der Rennpferde“, die am Montag im NDR-Fernsehen lief.
Eigentlich ist der Freund des Galopprennsports ja froh, wenn sein Lieblingssport mal im TV vorkommt. Aber diese Sendung von den Autoren Antonia Coenen und Wilm Huygen war kein Aushängeschild des öffentlich-rechtlichen Journalismus. Im Gegenteil: Der Film war sehr tendenziös und schilderte nur die negativen Seiten des Galopprennsports.
Immerhin kamen auch Vertreter des Turfs zu Wort: Jan Anthony Vogel vom Direktorium für Vollblutzucht und Rennen (DVR), Philipp Heinz, Geschäftsführer des Kölner Renn-Vereins oder die Trainer Christian von der Recke und Markus Klug. Ist ja eine Grundtugend des Journalismus, ein Problem von beiden Sachen aufzubereiten. Doch Vogel, Heinz, von der Recke und Klug waren nur Staffage, ihre Aussagen wirkten nichtssagend und wurden teilweise hinterher von den Autoren widerlegt. Nicht gerade die feine Art, mit Gesprächspartnern umzugehen.
Dafür durfte Dr. Maximilian Pick, einst Rennbahn-Arzt in München und inzwischen so eine Art Chefkritiker des deutschen Turfs, seine Thesen verbreiten: Rennpferde laufen nur schnell, weil sie Angst haben. Sie haben psychische Schäden, weil sie 23 Stunden in der Box stehen und leiden unter der Boxenhaltung und und…. Diese Ausführungen blieben leider unkommentiert, die Gesprächspartner aus dem Turf kamen dazu nicht zu Wort.
Brutale Bilder
Zudem wurde die traurige Geschichte von
Asantau erzählt. Einem Galopper, der einst 136.000 Euro (oder Pfund oder Guineas) auf der Auktion kostete, einmal als Zweijähriger für Trainer Markus Tregoning in England unplatziert am Start war und dann für kleines Geld zu Trainer Christian von der Recke ins Training kam. Dort gewann er zwei kleinere Rennen und kam dann als „völlig kaputtes Pferd“ zu seiner neuen Besitzerin Sabrina H. Wenn man der einmal glauben darf. Dazu gab es teilweise brutale Bilder von verunglückenden Pferden, von nervösen Zweijährigen, von arg schwitzenden Vollblütern vor der Startbox.
Ich gehe seit mehr als 30 Jahren auf Rennbahnen, aber diese Eindrücke sind doch zum Glück nicht die Norm. Aber wenn ich so etwas finden möchte, finde ich das auch. Macht die sogenannte Tierschutzorganisation PETA auch immer.
Angeblich haben die Autoren eine Saison lang recherchiert. Dass die meisten Pferde durchaus Spaß am Laufen haben, ist ihnen offenbar entgangen. Auch, dass Todesfälle zum Glück nicht die Regel sind.
Natürlich gibt es genügend Kritisches im deutschen und internationalen Turf. Gerade um die ausscheidenden Pferde und ihr Schicksal sollte sich die Branche mehr kümmern, das ist immer noch bei vielen ein Tabu-Thema.
Immerhin hat German Racing schnell
reagiert und entsprechendes Material auf ihre Seite gestellt. Das ist positiv. Auch in den sozialen Netzwerken – zum Beispiel auf der
Facebook-Seite des NDR – bekommt der Beitrag mehrheitlich harte Kritik. Ich empfehle zudem den
Beitrag von Andrea Glomba, ehemalige Rennreiterin, auf Facebook. Da wird einiges zurecht gerückt.
Nachtrag
Wie die Autoren gearbeitet haben, zeigen zudem die
Erfahrungen von Rebecca Danz. Kommentar überflüssig