Zuletzt sorgte der Derby-Jahrgang 2016 für Trauer: Swinging Duke und Zirconic Star brachen sich das Bein und starben. Beide Pferde wurden hoch gehandelt im Derby-Wettmarkt. Besitzer, Trainer und alle anderen, die mit den Pferden täglich zu tun hatten, verdienen unser Mitgefühl. Aber das Leben geht weiter: nurpferdeundfussball stellt die führenden Kandidaten im Derbymarkt vor. Gut eine Woche vor dem Oppenheim-Union-Rennen, der wichtigsten Derby-Vorprüfung in Deutschland.
Boscaccio (Trainer Christian Sprengel): Der Führende im Wettmarkt, steht bei schlappen 32:10. Drei Starts, drei Siege lautet die makellose Bilanz. Wie er zuletzt im Listenrennen in Hannover über 2200 Meter Start-Ziel gewann und dabei immer neue Reserven offenbarte, das sah a) nach Rennpferd und b) nach Stehvermögen aus. Jetzt kommt der Test in der Union gegen wahrscheinlich noch bessere Gegner.
Wai Key Star (Trainer Andreas Wöhler): Wie so viele seiner Trainingsgefährten kontinuierlich gesteigert. Die Art, wie er sich im Iffezheimer Derby-Trial bei seinem dritten Lebensstart vom Feld löste, sah imponierend aus. Das Rennen war über 2000 Meter, eine längere Distanz hat das Pferd des Stalles Salzburg bislang noch nicht gesehen. Vater
Soldier Hollow war als Rennpferd erfolgreich bis maximal 2000 Meter, zu seinen Nachkommen zählen aber auch Derbysieger
Pastorius und Gruppe 1-Steher
Ivanhowe.
Savoir Vivre (Trainer Jean Pierre Carvalho): „Merken sie sich dieses Rennpferd“, sagte Rennkommentator Marvin Schridde nach dem Rennen. Nicht nur der Sprecher war angetan – mit dem berühmten „Finger in der Nase“ hatte der Adlerflug-Sohn ein traditionell stark besetztes Sieglosen-Rennen in Köln auf weichem Boden gewonnen. 13:10 stand Savoir Vivre dann beim nächsten Start in Mülheim. Doch hier tat sich der Hengst schwer, kam erst ins Rollen, als das Rennen schon fast zu Ende war. Hatte ihn Filip Minarik zu spät gebracht? Jedenfalls wird Minarik ihn nicht mehr reiten. Und vergessen sind alle Erfolge, die Schlenderhan/Ullman und der Jockey zusammen gefeiert hatten. Ein spannender Teilnehmer für die Union.
Classic Rock (Trainer Andreas Wöhler): Der Sieger aus dem eben genannten Mülheimer Rennen, besiegte dort nicht nur
Savoir Vivre, sondern auch den Stallgefährten
Light of Air. Von Start zu Start verbessert, eine von vielen Wöhler-Trumpfkarten im Derby-Jahrgang.
Parthenius (Trainer Mario Hofer): Der Start im französischen Prix de Jockey Club
scheiterte aus formellen Gründen, jetzt heißt es Farbe bekennen im Oppenheim-Union-Rennen. Der Bruder des Derbysiegers Pastorius war ein sehr guter Zweijähriger, der erste Start in diesem Jahr im Krefelder Busch-Memorial war schwach. Aber inzwischen sind die Pferde von Mario Hofer deutlich besser in Schuss und ich bin gespannt, ob Parthenius das Stehvermögen seines Bruders geerbt hat.
Sieger im Derby Trial Baden: Wai Key Star aus dem Stall Salzburg (Foto German Racing/Rühl)
Cashman (Trainer Andreas Wöhler): Die nächste Wöhler-Hoffnung. Zwei leichte Siege bislang in dieser Saison, die durchaus von den nachfolgenden Pferden bestätigt wurden. Jetzt heißt es Farbe bekennen in der Oppenheim-Union.
Berghain (Trainer Jens Hirschberger): Der Hengst war enttäuschend früh im Bavarian Classic geschlagen. Dort war er immerhin als Mitfavorit ins Rennen gegangen, nachdem er zuvor in Bremen bei seinem Sieg durchaus gefallen konnte. Wiedergutmachung im Oppenheim-Union-Rennen?
Topography (Trainer Andreas Wöhler): Erst zwei Starts und noch reichlich Platz für Verbesserung. Aber beim Sieg zuletzt über 2400 Meter stiefelte er mit viel Stamina nach Hause und schlug ein Feld voller unausgereifter Kandidaten. Den Mitbesitzer, Trainer-Legende Sir Alex Ferguson, wird es freuen. Aber das Derby könnte für den „im Training immer etwas faulen Hengst“ (Trainer Andreas Wöhler) noch zu früh kommen.
Karajol (Trainer Jean-Pierre Carvalho): Noch siegloser Schlenderhaner nach zwei Starts, aber die letzte Leistung im Bavarian Classic war durchaus respektabel. Lief dort wie ein Steher, der eine längere Strecke braucht. Ich bin mal gespannt, wie er in der Union über die längere Distanz läuft. Potenzial ist da, dennoch könnten die Prüfungen noch etwas früh kommen.
San Salvador (Trainer Andreas Löwe): Halbbruder des Gruppe 1-Siegers Sirius, der – wenn er gesund bleibt – ein sehr gutes Pferd werden wird. Beim zweiten Start in Dortmund erfolgreich, das zweite Pferd
Lysanda bestätigte diese Leistung später. Im Iffezheimer Derby Trial wirkte der Lord of England-Sohn etwas überfordert, machte aber noch Boden gut. Für ihn gilt ähnliches wie für Karajol: Die längere Strecke in der Union ist gut.
Larry (Trainer Uwe Stech): Erst ein Start über 1800 Meter, aber was für einer. Da schlug Larry locker den späteren Derby-Trial-Gewinner
Wai Key Star (siehe oben) und lief dabei, als wenn er noch viele, viele Reserven hat. „Genetisch sollte er ein Mitteldistanzler sein, doch seine Galoppade deutet durchaus Stehvermögen an“, sagte sein Trainer Uwe Stech schon bei der Stallparade der
Sport-Welt. Aber beim nächsten Start hatte Larry keine Lust, die Startbox zu betreten.