Es war ein großes Turf-Wochenende mit Highlights in Baden-Baden (Sales und Race-Festival) und Ascot am Champions Day. Eine persönliche Nachlese.
Millowitsch: Was wird die Kölner Rennbahn im nächsten Jahr beben, wenn dieses Pferd – benannt nach dem Kölner Volksschauspieler – das Mehl-Mülhens-Rennen gewinnen würde. Noch ist Millowitsch nur ein sehr guter Zweijähriger, der bislang alles richtig gemacht hat und sich am Freitag mit dem Ferdinad-Leisten-Memorial, dem BBAG-Auktionsrennen, eine weitere lukrative Prüfung holte. Noch zeigte er reichlich Unreife, driftete über die halbe Bahn nach links.
„Ich habe das Gefühl, dass Millowitsch die Badener Kursführung nicht mag, denn wenn er in die Zielgerade kommt, und kein Pferd rechts neben sich hat, tendiert er zur Außenseite, das war auch im Zukunftsrennen so“,
meinte sein Trainer Markus Klug. Immerhin ist er jetzt Deutschlands gewinnreichster Zweijähriger. Das würde dem Kölner Willi M. auch gefallen.
Dhaba: Bei den Youngstern scheint Markus Klug auch so gut aufgestellt.
Dhaba triumphierte am Sonntag in der Winterkönigin und machte dabei nicht nur den Kolumnisten glücklich, der die Stute gewettet hatte. Es war eine beeindruckende Vorstellung: Als Adrie de Vries im Sattel ernst machte, war die Sache gelaufen. Eigentlich, weil die Stewards den Rennvorlauf noch mal überprüften, weil die Stute in die Spur der Zweitplatzierten Serienholde lief. Aber das Ergebnis blieb, die Siegerin zeigte schönen Speed.
„Noch vor vier Monaten hätte ich nicht gedacht, dass Dhaba so etwas gewinnen kann. Dann hat sie sich allerdings prächtig entwickelt. Der weiche Boden kam ihr heute wie zuletzt bei ihrem Sieg im Dortmunder Auktionsrennen entgegen“,
sagte Klug nach dem Rennen. Die Kasse für den Winterurlaub sollte gut gefüllt sein.
Winterkönigin 2015: Dhaba (Foto: Rühl/German Racing)
Sam: In der Regel sind besonders die unteren Handicaps in Iffezheim eine knifflige Sache. Eine Menge Pferde, viele davon in guter Form, andere extra für so eine Prüfung aufgespart, der Wetter steht oft vor schwer zu entschlüsselnden Rätseln. Doch
Sam machte den Preis der VR Bank Mittelbaden (Agl.IV) am Sonntag zu einer Prozession. Drei Längen Vorsprung waren es am Ende und Jockey Steffi Hofer schien selbst überrascht, wie leicht der Wallach sich löste. Der Kolumnist war hingegen verärgert, weil er Sam quasi übersehen hatte. Dabei stand das Pferd nach allen Formen zum Sieg und rechtfertigte das eindeutig. Vier Starts hatte der Wallach der Besitzertrainerin Sabine Gossens in dieser Saison absolviert, der Formspiegel lautete 2-2-3-2. Die Siegquote von 88:10 war ein Geschenk.
Muharaar: Sprinter, so lautet eine Turf-Weisheit, werden mit dem Alter erst richtig gut. Entsprechend viele ältere Wallache tummeln sich in der Spitzenklasse der ganz schnellen Pferde. Doch keine Regel ohne Ausnahme (und von denen gibt es einige): Der dreijährige
Muharaar gewann sein viertes Gruppe 1-Rennen in Folge. Zuletzt musste der Oasis Dream-Sohn zwei Mal kämpfen, doch sein Erfolg am Samstag in den British Champion Sprint Stakes war mal wieder reine Magie. Da konnte der starke
Twilight Son noch so viel Speed zeigen, am Ende hatte er zwei Längen Rückstand auf Muharaar. „Er ist das beste Pferd, das ich je trainiert habe“,
lobte Charlie Hills, der Trainer des Siegers. Angus Gold, Racing Manager von Besitzer Hamdan Al Maktoum, stellt den Hengst auf eine Stufe mit Sprint-Größen wie
Dayjur und
Oasis Dream.
Es war der letzte Rennbahn-Auftritt von Muharaar, denn er geht Ende dreijährig in die Zucht. Schade, aber was will er vierjährig auch noch gewinnen. So ist das mit den erfolgreichen Flachpferden. Von wegen, Sprinter werden erst im Alter richtig gut.
Solow: Von einem eventuellen Rücktritt war bei Solow nach seinem Erfolg in den Queen Elizabeth II Stakes beim britischen Meister-Tag keine Rede. Kein Wunder, auf den markanten Schimmel wartet ja keine Deckhengst-Karriere. Fünf Jahre ist der Wallach inzwischen und diese Saison steigerte sich der Schützling von Trainer Freddie Head noch mal gewaltig. Es war der fünfte Gruppe 1-Sieg in Serie und sein französischer Betreuer
charakterisiert seinen Schützling schlichtweg als „brillant“. Schade nur, dass der Zweikampf mit
Gleneagles nicht richtig stattfand. Aidan O’Brien ließ seinen klassischen Gewinner zwar starten, aber der Boden war leider viel zu weich. So endete Gleneagles im geschlagenen Feld.