Ausgerechnet Frankfurt! Warum musste Elizabeth Alexandra Mary Windsor aus dem Vereinigten Königreich, besser bekannt als Queen Elisabeth, unbedingt die Mainmetropole besuchen? Die Stadt, die ihre Galopprennbahn dem Fußball opfern will und dies nach dem Bürgerentscheid am Sonntag auch wahrscheinlich machen wird.
Definitiv nicht „very nice“, denn die Königin ist eine passionierte und erfolgreiche Besitzerin von Rennpferden. Die königliche Familie veranstaltet jedes Jahr das vielleicht aufregendste Galopp-Festival der Welt. Royal Ascot sind fünf Tage lang Pferderennen in exzessiver Fülle und von hoher Güte.
Das Festival war letzte Woche, jetzt stand Deutschland auf dem Programm. Erst Berlin, gestern Frankfurt und heute ging es wieder heim. Frankfurt bot sich schon allein aus familiären Gründen an. Die Mutter von Prinz Philipp, Alice von Battenberg, stammte aus dem Geschlecht der Großherzöge von Hessen. Für Nicht-Monarchisten: Das ist der Gatte der Königin, der immer so drollige Sprache macht. Zum Beispiel über Inder.
So besuchten die Windsors Frankfurt am Main, wurden freundlich von den Bürgern begrüßt und trafen allerlei Honoratioren: den Bundespräsidenten etwa, den hessischen Regierungschef zum Beispiel und natürlich auch Peter Feldmann, den Frankfurter Oberbürgermeister. Und vielleicht kam dann der folgende Dialog zustande – beim gemeinsamen Essen etwa, zwischen Suppe und erstem Gang.
Die Queen:
„Junger Mann, ich bedanke mich für den herzlichen Empfang in ihrer Stadt. Einer Stadt voller aktiver Menschen.“
Peter Feldmann:
„Vielen Dank. Wir sind eine Stadt des Fußballs – die große Eintracht, der kleine FSV und natürlich der Deutsche Fußball-Bund, der hier seinen Sitz hat. Die Weltmeister! Und jetzt wird der DFB sein großes Leistungszentrum in Frankfurt bauen. Die Bürger haben das so entschieden – auf dem Gelände der Galopprennbahn. Eine große Ehre für unsere Stadt.“
Die Queen war schon ein wenig müde. Die ungewohnten hessischen Spezialitäten hatten ihr zugesetzt und dann auch noch Fußball. Mit Grauen erinnerte sie sich an die neureichen englischen Kicker und ihre aufgedonnerten Frauen. Wie hieß noch der, den ich nie verstanden habe, weil er so undeutlich sprach. Rooney oder so ähnlich? Doch beim Thema Galopprennen wurde sie langsam wieder wach.
Die Queen fragte nach:
„Das Zentrum entsteht auf der Galopprennbahn? Und was wird aus ihrer schönen Rennbahn? Keine Galopprennen mehr in Frankfurt. Das ist eine Schande!“
Feldmann war überrascht. Damit hatte er nicht gerechnet: Sein königlicher Gast war wirklich empört. Die Leute guckten schon: „
Pferderennen sind doch ein aussterbender Sport. Und die Bürger haben sich für den Fußball entschieden. Und bekommen jetzt auch noch einen schönen Bürgerpark.“ murmelte er.
Die Queen war nicht mehr amüsiert: „
Sie können doch nicht einfach uraltes Kulturgut zerstören. Und wie sie wissen sollten, habe ich selber viele erfolgreiche Pferde besessen bzw. besitze sie noch.“
Die Queen war jetzt kaum noch zu stoppen:
„Jedes Jahr lade ich meine Gäste zum Pferderennen nach Ascot ein. Da kommen Bürger aller Schichten, von alt bis jung. Und mehr Besucher als bei eurer Eintracht.“. Elisabeth zürnte. Diese Politiker, dachte sie. Aber vielleicht bekommt dieser Mann bei der nächsten Wahl ja die Quittung.
Der Oberbürgermeister hingegen guckte ratlos in die Runde und sucht seinen Pressesprecher. Vielleicht hätte man ihn vorher informieren sollen, dass sein königlicher Gast in Sachen Turf gut vernetzt sei. Feldmann war sauer, so hat ihn schon lange niemand mehr zurechtgewiesen. Auch nicht diese Möchtegern-Revoluzzer der Bürgerinitiative Pro Rennbahn. Die auch jetzt nicht ruhig sind und sagen, dass die Entscheidung kein Sieg des Fußballs ist. Da, denkt Feldmann, haben sie aber eigentlich Recht: Denn die Mehrheit entschied sich für die Rennbahn, es waren nur nicht genügend. Also interessierte es die Leute eigentlich gar nicht. Zum ersten Mal in seinem Leben freute sich Feldmann über eine schlechte Wahlbeteiligung.
Natürlich war dieser Dialog rein fiktiv, das Gespräch hat so nicht stattgefunden. Hätte aber sein können.
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