Sir Henry Cecil, der große englische Trainer von Galopprennpferden, ist am Dienstag im Alter von 70 Jahren
gestorben.
Überall Nachrufe und Würdigungen in der englischen Presse – und nicht nur in der Fachpresse. „Der Tod von Sir Henry hat dem Rennsport einen seiner begabtesten und fähigsten Trainer genommen“, schreibt etwa Chris Cox im
Guardian. „Er gehörte zu den herausragenden Trainer des 20 Jahrhunderts“, titelte der
Telegraph in seinem Nachruf. „Es war ein Privileg, für ihn zu reiten. Ein wahrer Gentleman und Freund“, so Jockey Ian Mongan in der
Racing Post. „Sir Henry Cecil war ein Meistertrainer, aber noch wichtiger, ein wahrer Gentleman. Einer meiner lebenslangen Helden ist gegangen“, so der australische Top-Trainer Lee Freedman.
Der Mann zählte wahrlich zu den Großen seiner Zunft. Seine klassischen Siege kann man
hier noch mal nachlesen, dazu feierte er unter anderem große Erfolge während der königlichen Rennwoche Royal Ascot.
Blaublüter
Mein erstes Erlebnis mit den Henry Cecil-Pferden hatte ich zu Beginn der neunziger Jahre: Zu diesem Zeitpunkt begannen die Übertragungen der englischen Rennen beim Buchmacher und die Fachgazetten
Racing Post und
Sporting Life waren in Dortmund erhältlich. Cecil trainierte damals viele Pferde in den rot-weißen Sheikh Mohammed-Farben, sein Stalljockey hieß Steve Cauthen und ich hatte den Eindruck, dass er kein Pferd unter 100000 DM (oder Guineas oder Pfund oder Dollar) Kaufsumme im Stall hatte. Oder sie waren so blaublütig gezogen, dass sie schlicht unbezahlt waren. Wetten konnte man die meistens nicht, weil sie viel zu tief am Toto standen. Zum Glück boten die Herren Stoute, Dunlop oder Hills immer wieder Alternativen.
Aber ich habe mich trotzdem geärgert, als ich damals doch nicht den Cecil-Schützling
Commander in Chief im englischen Derby 1993 gewettet habe, obwohl irgendein englisches Boulevardblatt am Derbytag die Schlagzeile „Hail the Commander“ brachte und mich das wirklich beeindruckte.
Irgendwann waren jedoch die goldenen Zeiten vorbei, als die rot-weißen Farben auf einmal blau wurden und die Sheikh Mohammed-Pferde zu Goldolphin mit eigenem Trainer wechselten. Cecil traf das hart, er hatte eine richtig schlechte Phase, aber kam nach einer Durststrecke wieder – auch dank der permanenten Unterstützung seines Besitzers Khaled Abdullah.
Und das Beste erlebten er und die Turfwelt bekanntlich zum Schluss:
Frankel, der Ausnahmegalopper der Jahre 2011 und 2012 und nicht nur für Henry Cecil „das beste Rennpferd aller Zeiten“.