In Dortmund liegen zwar noch die letzten Schneereste, aber Düsseldorf und Mannheim (wobei im Südwesten das Wetter offensichtlich besser ist) trotzen den tiefen Temperaturen. Endlich: Die Grasbahnsaison in Deutschland beginnt am kommenden Sonntag, das Winterelend in Neuss und Dortmund hat ein Ende.
Erstmals seit langer Zeit gibt es so etwas wie eine etwas bessere Stimmung im deutschen Turf, nachdem in den Jahren zuvor doch eher die Untergangs-Propheten das Sagen hatten. Es gibt wirklich positive Initiativen für das Rennjahr 2013: Die Preisgelder wurden sowohl in den Dreijährigen-Rennen als auch im Ausgleich 2 erhöht. Beides ist gut, aber besonders letzteres verdient ein Extralob. Denn gerade gut besetzte hohe Handicaps sind etwas, was dem deutschen Rennsport ungemein fehlte. Pferde dieser Klasse liefen zuletzt immer in Frankreich, weil dort die Preisgelder besser waren. Und damit kommen wir zu meinem perfekten Renntag, der mich zum Beispiel wieder mehr mit dem deutschen Turf verbinden würde. Was müsste das Rennprogramm bieten? Eigentlich sind die Zutaten ganz einfach:
• Ein
Hauptrennen, das diesen Namen wirklich verdient und ein echter Höhepunkt des Tages ist: Am besten wäre natürlich ein Kracher – ein Klassiker etwa. Oder ein Grupperennen. Vierbeinige Stars sind immer gut und locken die Besucher. Wäre doch mal schön, wenn diese nicht nur im Ausland laufen würden. Zugegeben – bei den Topstars ist das schwer.
Natürlich kann nicht jede Veranstaltung mit einem Gruppe- oder Listenrennen punkten. Ein Handicap der oberen Kategorie tut es aber auch. Die Zeiten, wo es im Ausgleich 1 in Deutschland wunderbare Wettrennen gab, sind zwar leider vorerst vorbei. Ein deutsches
Cambridgeshire oder
Ebor-Handicap wird ein Traum bleiben. Aber wenigsten ein Ausgleich 2 sollte es sein, da laufen auch schon gute Pferde. Also bitte, keine Veranstaltung mehr mit einem Ausgleich 3 als vermeintlicher Hauptprüfung.
Wer soll das bezahlen, höre ich schon die ersten Kritiker. Und dem Wetter ist es doch so und so egal, auf was er wettet – Hauptsache kopfstarke Felder. Das stimmt nicht: Ich wette lieber auf sportlich höherwertige Angelegenheiten.
• Mehrere Prüfungen für den
Derbyjahrgang: Gerade im Frühjahr sind diese Rennen das Salz in der Suppe. Weil in ihnen unzählige Talente stecken, weil es Spaß macht, die oftmals noch unreifen Pferde zu beobachten. Oftmals ist eine Leistung in einer Maidenprüfung das Ereignis, über das man nach dem Renntag spricht. Früher, als ich noch regelmäßiger das Fachblatt
Sport-Welt gelesen habe, habe ich mir immer die Einschätzung der Trainer in der Stallparade notiert. Das war häufig übrigens sehr interessant – besonders, wenn Meinung und Realität noch weit auseinander klafften.
•
Handicaps der oberen Kategorie: Siehe oben, aber auch im Rahmenprogramm sollte es Handicaps der höheren Kategorien geben. Zumindest im Ausgleich 3 lassen sich auch sehr starke Felder zusammenstellen. Und selbstverständlich gehören die Ausgleiche der Kategorie IV und die Rennen für die vierjährigen Sieglosen auch zu einem Renntag – aber der Tag sollte nicht nur aus diesen Prüfungen bestehen.
•
Hindernisrennen: Bekanntlich ist der Autor ein großer Freund des englischen Hindernissports, der ihm seit Jahren über den Winter hilft. In Deutschland bin ich etwas skeptisch, weil ich oftmals katastrophale Rennen mit schlecht geschulten Pferden gesehen habe. Gut gelaufene Prüfungen über die Hindernisse sind allerdings eine willkommene Abwechslung im Rennprogramm. Es muss einfach nur mehr Rennen für diese Pferde geben, dann laufen dort auch wieder bessere Kandidaten. Und ein Pferd wie
Registano gehörte einst zu den Attraktionen auf Deutschlands Rennbahnen.
Wenn dann noch das Wetter einigermaßen stimmt, dann steht einem fast perfekten Renntag nichts entgegen.